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3. Oktober 2012, 16:41 Konzert Music Festivals Party

Outlook und Dimensions Festival

Michael Heger - Reggae, Dubstep, House und Techno in einem verlassenen Fort an der Dalmatischen Riviera? Die Festivals Outlook und Dimensions bieten hochkarätige Line-Ups an einer der spektakulärsten Festival-Locations Europas.

Kroatien ist kein unbekanntes Land auf der Festivallandkarte Europas. Seit im Jahr 2006 zwei Briten auf die Idee kamen, das trübe englische Wetter hinter sich zu lassen und in einem kleinen Fischerdorf an der kroatischen Sonne das Garden Festival zu veranstalten, spriessen die Musikfestivals an der Adria-Küste wie Pilze aus dem Boden. Zwei davon, das Outlook und das Dimensions Festival lockten Anfangs September mehr als 15 000 Besucher nach Pula. Dort liegt am untersten Zipfel Istriens auf einer kleinen Halbinsel das Fort Punta Christo. Im 19. Jahrhundert als grösste und am besten bewaffnete Festung des österreich-ungarischen Reiches erbaut, dient die Halbinsel heute als Austragungsort für verschiedene Festivals.

Outlook Festival

Zu seinem fünften Geburtstag vereinte das Outlook Festival dieses Jahr während vier Tagen Freunde von Dub, Reggae, Drum 'n' Bass, Hip-Hop, Jungle und Dubstep. Bereits um 12 Uhr mittags tanzten sich die ersten Frühaufsteher an zwei verschiedenen Strandbühnen durch die kroatische Hitze. Zu Klängen zwischen Reggae und Dubstep stimmten sie sich in gemütlicher Strand-Atmosphäre auf die anstehende Festivalnacht ein. Wenn einige Stunden später die letzten Sonnenstrahlen auf die Halbinsel fielen und es langsam kühler wurde, verschob sich das Geschehen in Richtung Fort, wo Bands und DJs aus 26 Ländern bis in die frühen Morgenstunden für Unterhaltung sorgten.

Die Hauptbühne (Twinkle Brothers)

Leider hatten die hohen Eintrittspreise zur Folge, dass sich nur wenige Einheimische auf die Halbinsel verirrten. Die Preispolitik der englischen Veranstalter ging so weit, dass man sogar für die Programmhefte des Festivals Geld bezahlen musste. Im Gegenzug fanden die Besucher ein bis auf die üblichen Getränkesponsoren weitgehend werbefreies Festivalgelände vor, so dass sich die eindrucksvolle Mischung aus detailverliebter Dekoration und gewaltigem Lichtspektakel störungsfrei entfalten konnte. Dank elf verschiedener Bühnen verteilten sich die Menschenmassen gut. Zwei grosse Bühnen lagen direkt im Hafen. Hier traten die Headliner des Festivals auf und starteten die Boote zu den berühmt-berüchtigten Boat-Partys. Gleich ausserhalb des Forts lockte eine Bühne Reggae- und Dub-Liebhaber an und innerhalb der Festung luden sechs weitere Bühnen zum Tanz. Eine wahre Genugtuung für Augen und Ohren war The Ballroom, ein kreisförmiger kleiner Raum mit einer Kapazität von etwa 50 Personen; die kleinste und persönlichste Bühne des Festivals.

The Moat - Der Burggraben

Ein anderes Highlight war The Moat, der Burgraben, eine der spektakulärsten Tanzflächen des Festivals, ausgestattet mit etlichen meterhohen Boxentürmen. Gerade diese eher kleineren Bühnen sorgten für ein angenehmes Club-Feeling innerhalb der Infrastruktur eines Festivals. Alle Schauplätze waren mit perfekt auf die Umgebung zugeschnittenen Soundsystemen ausgestattet, was für einen klaren und kräftigen Hörgenuss sorgte, der viele andere Festivalorganisatoren vor Neid erblassen liesse.

Am Donnerstag-Abend betrat mit Fat Freddy's Drop einer der grossen Namen des Festivals die Hauptbühne. Die Neuseeländer brachten mit mitreissenden Reggae-Beats, einer Prise Funk, ausufernden Solos und der souligen Stimme von Leadsänger Joe Dukie das Publikum in Ekstase. Im gleichen Stil ging es mit den Engländern von Gentleman’s Dub Club weiter und Zion Train und die Iration Steppas führten das Publikum, unterstützt von verschiedenen MCs, noch weiter in die tiefen Gefilde des Dub. Am Freitag-Abend standen zwei Reggae-Urgesteine auf dem Programm.

Max Romeo

Während Max Romeo es schaffte, auch mehr als 35 Jahre nach Erscheinen der Platte, die Energie eines „I Chase The Devil“ direkt ins 21. Jahrhundert zu katapultieren, sprang bei Lee Scratch Perry der Funke nicht auf das Publikum über. Auch der Samstag stand im Zeichen von Legenden, wenn auch etwas jüngeren. Bei den Souls of Mischief und The Beatnuts kamen die Fans von klassischem Hip-Hop auf ihre Kosten, während Loefah, Skream, N-Type und Hatcha zu einem Gipfeltreffen der englischen Dubstep-Szene luden. Nicht einmal der erste Regen in Kroatien seit Monaten vermochte die Partylaune des Publikums zu trüben. Im Gegenteil; das überwiegend britische Publikum schien bei englischem Wetter zu Hochform aufzulaufen. In den frühen Morgenstunden der letzten Festivalnacht brachte DJ Marky, der sich in den 90er Jahren aus Sao Paulo aufmachte, die Welt mit seinen Drum ‚n‘ Bass-Tunes im Sturm zu erobern, die Massen mit seinem lateinamerikanischen Flair noch einmal zum Kochen.

Dimensions Festival

Während in den kommenden Tagen viele Festivalfreunde ihre Zelte abbauten und sich auf den Rückweg machten, trotzten einige Partyverrückte dem Festival-Kater und dem schlechten Wetter. Sie sollten am darauffolgenden Wochenende mit perfektem Wetter und einem Line-Up belohnt werden, bei dem jedem House- und Techno-Liebhaber das Wasser im Mund zusammenläuft. Mit dem Dimensions Festival stand ein weiteres Festival an, das mit dem Slogan „underground electronic music in an abandoned fort“ die Besucher aus aller Welt zu seiner ersten Ausgabe lockte.

Nicolas Jaar

Dank Acts wie Nicolas Jaar, Carl Craig, Four Tet, Theo Parrish oder Moodymann war das Festival ähnlich hochkarätig besetzt wie das Outlook Festival, fand jedoch in einem deutlich kleineren Rahmen statt. So wurde beispielsweise die Hauptbühne abgebaut und in das Fort verlegt. Dies brachte auf der einen Seite mehr Club-Atmosphäre mit sich, war jedoch auch mit Kapazitäts-Engpässen verbunden. So war es vielen Besuchern aufgrund des immensen Andrangs nicht möglich, die Auftritte von beliebten Künstlern wie Nicolas Jaar oder Litte Dragon zu sehen. Ausserdem war das Sicherheitsdispositiv, welches in seinem Ausmass einige Beobachter an die Bilder der olympischen Spiele in London erinnerte, nicht unbedingt förderlich für eine ausgelassene, mediterrane Atmosphäre. Wer jedoch die fünf Sicherheitscheckpoints auf dem Weg zu Hauptbühne über sich ergehen liess, wurde mit mitreissenden Auftritten von Gold Panda, Mount Kimbie oder Floating Points für die erlittenen Strapazen entschädigt.

Beach Party

Während sich das Outlook Festival in seinem fünften Jahr bereits als eines der führenden Bassfestivals in Europa etabliert hat, steckt das Dimensions Festival noch in den Kinderschuhen. Trotz einiger organisatorischen Schwächen überwiegen jedoch die positiven Eindrücke. Mit einer einzigartigen Festival-Location, die man ohne weiteres auch als nächste Feriendestination ins Auge fassen könnte und einem Line-Up, das sich keineswegs vor der Konkurrenz wie beispielsweise dem Melt!-Festival verstecken muss, wird es sich in den nächsten Jahren einen Namen machen. All jene, die auf qualitativ hochwertige elektronische Musik abseits des Mainstreams stehen, ausgefallene Veranstaltungsorte lieben oder einfach gerne vor einer langen Partynacht Mojito-schlürfend den Sonnenuntergang über dem Meer geniessen, sollten nächstes Jahr einen Abstecher an die Dalmatischen Riviera wagen.

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