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29. Oktober 2012, 21:59 Konzert Music

Best of Jazz mit Melody Gardot und Herbie Hancock

Annekatrin Kaps - Das versprach die AVO-Session mit den beiden Stars des Jazz-Business und hielt Wort. Denn das Konzert gehörte zu den Highlights des diesjährigen Musikfestivals in Basel.

Zuerst kam Melody Gardot, von der allein zwei CDs momentan unter den Top Ten der europäischen Charts laufen. Die in einen schwarzen, bodenlangen Kaftan und ebensolchen Turban gekleidete, amerikanische Sängerin begann mit einem Song ihres neuen Albums „The Absence“, für das sie monatelang durch Südamerika, Nordafrika und Europa gereist war, um sich inspirieren zu lassen. Brasilianische Rhythmen, von einer leidenschaftlich klingenden Querflöte begleitet, dazu die gehauchte Stimme von Melodie Gardot. Ein überraschend anderer Musikstil bietet die neue CD, verträumte Töne zu gezupften Gitarrenklängen, schmelzend und leicht wehmütig, leidenschaftlich spanisch oder aufbrausend und aufwühlend. Dabei immer mit der ihr eigenen subtilen Präsenz.

Die neuen Lieder sind gut, doch schöner sind ihre alten. „Les Etoiles“ beispielsweise, mit französischer Leichtigkeit, lachender Klarinette und der schmelzenden Stimme Gardots. Oder „Baby I`m A Fool“, das so wunderbar verhalten gesungen, eine der schönsten musikalischen Liebeserklärungen ist. Bei „My Soul“ war das Publikum dann nicht mehr zu halten und tanzte begeistert mit.

Herbie Hancock hat den Jazz seit fünf Jahrzehnten geprägt, bei seinem Erscheinen gab es bereits frenetischen Applaus. Der in ein schwarz gemustertes Hemd und eine dunkle Hose gekleidete Musiker setzte sich an den Flügel und begann zu spielen. Kraftvoll, teils an der Grenze zur Disharmonie über die Tasten wirbelnd, dann wieder verhalten und leicht schwermütig.

So selbstverständlich scheinen die Melodien aus seinen Fingern zu fliessen, dabei wirkt Hancock völlig selbstvergessen. Eine ganze Armada von elektronischen Geräten hatte er mitgebracht. Mit einem Lächeln zählt er fünf I-Pads, drei Keyboards und zwei Computer auf, aus denen elektronische Synthesizerklänge, die nach einem ganzen Orchester klingen, strömen lässt. Ein künstlicher Chor von Gitarrenklängen begleitet, gesellt sich dazu, tönt ein bisschen gruselig verzerrt. Das gefällt nicht allen, einige gehen.

Und dann kommt endlich sein „Watermelon Man“ mit dem unverwechselbaren Rhythmus, auf den alle gewartet haben. Leicht verfremdet, doch das hatte er ja vorher angekündigt, dass er nie etwas gleich spielen würde. Ein Keyboard ist mobil, er hängt es sich wie eine Gitarre um und produziert Klänge, die sich erst nach einem schlechten Computerspiel und glücklicherweise bald nach lyrischem Beat anhören. Dabei wirkt der Zweiundsiebzigjährige mit den kurzen schwarzen Locken wie ein kleiner Junge mit seinem neuen Spielzeug. Und darum geht es ihm auch, „wir werden viel Spass haben“, hatte er versprochen. Und den hatte das Publikum auch.

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