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1. November 2012, 23:58 Kultur Music

Musical: Ich war noch niemals in New York

Stefan Tschumi - Leinen los Zürich, wir stechen raus auf die hohe See. Mit Ziel "Big Apple". Zugegeben, nach den Vorkommnissen der letzten Tage hört sich dies ein bisschen skurril an. Aber hey, es handelt sich ja schliesslich um ein Musical. Also ihr Landratten, kommt an Board.

1. November 2012, Theater 11 in Zürich-Oerlikon. Es ist wieder einmal einer dieser besonderen Abenden zwischen rotem Teppich und Erstaufführung am Premierentag. Und dies bedeutet eigentlich immer eines, volles Haus und grosse Erwartungen. Die Schweizer Prominenz und die Presse geben sich ein Stelldichein.

Dies ist auch beim Musical "Ich war noch niemals in New York" nicht anders. Und obschon ich persönlich bereits mehrere Male in New York war, liess auch ich es mir nicht nehmen, mich von diesem angekündigten Spektakel zu überzeugen.

Aber zuerst ein paar Fakten zum Musical. Bei dieser Art von Kunstform dreht sich ein grosser Teil um die Musik. Und diese kommt bei "Ich war noch niemals in New York" von einem der bekanntesten deutschsprachigen Musikern überhaupt, Udo Jürgens. Und eigentlich ist das Musical eine künstlerische Darstellung von Udo Jürgens musikalischem Lebenswerk. So kommt der Besucher in den Genuss von 20 Udo Jürgens Songs, darunter Merci, Chérie, Griechischer Wein, Mit 66 Jahren, 17 Jahre, blondes Haar, Aber bitte mit Sahne, Ein ehrenwertes Haus und natürlich nicht zuletzt, Ich war noch niemals in New York, um nur einige davon zu nennen.Udo Jürgens selbst beschreibt die Aufführung dann auch mit den Worten: "Das Musical ist, wie meine Lieder: Mitten aus dem Leben."

Ich war noch niemals in New York darf getrost als Erfolgsmusical bezeichnet werden. Pilgerten bis dato doch bereits 2.5 Millionen Besucher in eine der Vorstellungen. Von Kritikern gelobt, von den Zuschauern geliebt, eilt der Ruf der Darbietung voraus.Die Show ist eine Mischung aus prachtvollen Bühnenbildern, farbenprächtigen Kostümen, Tanzeinlagen auf ganz hohem Niveau und einem fantastischen Live-Orchester.

Die Geschichte handelt von der erfolgreichen Fernsehmoderatorin Lisa Wartberg, welche eigentlich eine enge Beziehung zu ihrer Mutter hat. Aber eben nur eigentlich. Denn ihre Karriere lastet sie derart aus, dass sie ihrer Mutter kaum noch Zeit widmet und sich diese dadurch ungeliebt fühlt. Und da kommt der guten alten Dame mit dem Namen Maria eine Idee. Gefühlsmässig angeschlagen beschliesst sie, sich zu verheiraten. Der Auserwählte hört auf den Namen Otto und lässt es sich nicht nehmen, bei dem Plan tatkräftig mitzuwirken. So kommt es, dass die zwei ein Kreuzfahrtschiff mit Ziel New York City besteigen. Denn geheiratet soll nicht etwa irgendwo werden, sondern unter der Freiheitsstatue, der altehrwürdigen Lady Liberty, vor der Küste New Yorks. Klar, eine Anspielung an den dadurch herbeigesehnten emotionalen Befreiungsschlag. Aber dies nur als Randnotiz.Als Lisa von den heimlichen Plänen erfährt, versucht sie, ihre Mutter aufzuhalten. Dabei trifft sie auf Ottos Sohn Alex und dessen Sohn Florian. Die zwei ihrerseits versuchen, den Vater, respektive Grossvater aufzuhalten. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sind Chaos und Verwechslungen vorprogrammiert. Denn Lisa, Alex und Florian müsen nun zusammenspannen.Und so nimmt diese Geschichte rund um die Sehnsucht nach der grossen Freiheit, Mut, dem Leben selbst und seinen Wendungen, einer Honeymoon-Suite, einem wildgewordenem GPS, und nicht zu vergessen, stämmigen Matrosen, mit dem Einchecken an Bord des Schiffes, seinen Lauf.

Der Abend begann mit einer Standingovation für Udo Jürgens, der höchstpersönlich im Saal anwesend war.Um 19.30 Uhr war es dann auch soweit für die Besucher im Theater 11. Es hiess Leinen los und Abfahrt nach New York. Den Vorhang mit dem Namenszug des Musicals hochgezogen, begann die Reise.

Was die Besucher im Theater 11 dargeboten bekamen war schlichtweg fantastisch. Zum einen waren da die verschiedenen Bühnen-Settings, welche ohne zu übertreiben, schlichtweg fantastisch, ja atemberaubend waren. Und derart vielfältig, wie man sie nur selten in einem Musical sieht. Vom Altenheim über den Hafen, dem Schiffsdeck bis zur Hochzeits-Suit ist da alles dabi. Dann die Kostüme. Aufwendig, bunt, mit viel Liebe zum Detail. Die Darsteller waren schlichtweg umwerfend. Ihr Tanz, ihr Gesang. Ausdrucksstarch und voller Power. Wow.Und natürlich die Story und die geschickte Verknüpfung und Einbettung der Songs von Udo Jürgens. Zusammen mit der grandiosen Lichttechnik wird das Musical “Ich war noch niemals in New York“, zu einem wahren Spektakel. Unterhaltung der ganz grossen Klasse.

„Ich war noch niemals in New York“ ist ein Musical auf ganz hohem Level. Die vier Jahre Schaffenszeit haben sich gelohnt. Was den Musical-Besuchern präsentiert wird ist eine deutschsprachige Darbietung auf Broadway-Niveau. Und dies soll was heissen. Ein kurzes Flüchten aus dem hiesigen Herbst und ein wenig Ferienfeeling tanken. Die Show bereitet Spass. Die Show reisst mit. Die Darbietung der Schauspieler ist sehr stark. Besonders Mathias Edenborn in der Rolle als Axel Staudach, Sabine Hettlich als Lisa Wartberg und Rosemarie Wohlbauer als Maria Wartberg brillieren. Der Gesang bildet eine Symbiose mit den Tanzdarbietungen und die Geschichte ist schlichtweg super unterhaltsam. Ein Gute-Laune-Musical, welches nicht verpasst werden sollte.

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