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21. Januar 2013, 18:16 Konzert Music

Der Poet des Folk begeistert Zürich

Patrick Holenstein - Zürich war der Auftakt der Solo-Tour von Conor Oberst. Mit einem Backkatalog wie seiem kann ja kaum etwas schief gehen. So wurde das erste Solokonzert Conors auf Schweizer Boden zum wunderbaren Abend, ganz im Zeichen des Folk.

Wenn Conor Oberst solo sagt, dann meint er auch solo. Umringt von einigen Gitarren, Mikrofonen und einem Klavier sitzt er kurz nach elf Uhr auf der Bühne und lässt einen brillanten Abend mit "Waste Of Pain" ausklingen. Einen Abend, voller kleiner Höhepunkte, gefüllt mit zarten Songs, dezent und respektvoll instrumentalisiert, neuinterpretiert und irgendwie auch bis auf den inneren Kern seziert. Ein bisschen Conor, eine Prise Monsters Of Folk, aber sehr viel Bright Eyes.

Offenbar ist der Name Conor Oberst noch nicht so bekannt wie Bright Eyes. Denn im Gegensatz zu Konzerten seiner Stammband, spielt Conor vor nicht ganz ausverkauftem Haus. Zu schätzen weiss der Amerikaner aber trotzdem, dass die Leute gekommen sind. Nicht nur, weil ein Künstler lieber vor vollen Rängen spielt, sondern weil er so laut eigener Aussage gleich einige Versuchskaninchen hat. "Entschuldigt bitte, dass so viele neue Songs dabei waren, aber für mich war das eine gute Übung", wendet sich Conor nämlich gegen Schluss ans Publikum. Nicht nur First Aid Kit, die in dem Moment mit auf der Bühne stehen, scheinen ihm jedes Wort zu glauben. Conor strahlt viel Authentizität aus.

Zwei Schwestern zwischen Paul Simon und Gram Parsons

First Aid Kit schmücken aber nicht nur die Bühne, sie singen auch. Im Vorprogramm verzauberen die beiden Schwestern Klara und Johanna. Einerseits, weil die Schwedinnen wie zwei unschuldige Engel auf der Bühne stehen, zweistimmig die deutlich hörbar von ihren Vorbildern bestimmten Songs vortragen und ihnen ein ganzer Saal atemlos zuhört. Wäre die berühmte Stecknadel auf den Boden gefallen, man hätte sie gehört. Andererseits begeistern die Söderberg-Schwestern aber auch, weil sie für junge Frauen, Anfang zwanzig, untypische Vorbilder haben. Etwa Paul Simon, Gram Parsons oder eben Conor Oberst. Conor Oberst dürfte inzwischen aber fast zu ihrem Freundeskreis zählen. So wundert es auch nicht, dass er sie schon früh in seinem Set wieder auf die Bühne bittet und sie ihn bei einer guten Handvoll Songs unterstützen.

Den Anfang macht Conor aber alleine. Einzig von der Gitarre begleitet und mit der für ihn typischen leicht brüchig wirkenden Stimme nimmt er die Zuschauer mit "The Big Picture" gleich an der Hand. Ganz in Schwarz gekleidet passt er auf skurrile Weise zur Zeile "Live In Darkness" aus dem Opener. Conor ist nur sehr spärlich beleuchtet und sorgt so für viel Atmosphäre. Spätestens beim zweiten Song "The First Day Of My Life" hat der Folksänger sein Publikum aber im Sack. In der Folge verwöhnt er - unterstützt von einem weiteren Musiker an Gitarre und Xylophon - mit Solosachen, wie der herrlich verhallten Version von "Cape Canaveral", einer Monsters-Of-Folk-Hymne ("Maps Of The World") oder vielen Klassikern von Bright Eyes. Auch die neuen Songs funktionieren wunderbar und machen eigentlich Lust auf mehr Material aus der Feder des Conor Oberst.

Lust auf mehr

Conors erster Solo-Autritt in Zürich war stilvoll und zeugte von gegenseitigem Respekt zwischen Musiker und dem sehr stillen Publikum und unterstrich den ausgezeichneten Ruf, den Conor Oberst in der Musikwelt geniesst. Er ist der Poet der jüngeren Folkgeschichte, der Zeichner von sentimentalen Songs ("Ich bin kein sentimentaler Mensch") und doch auf dem Boden geblieben. Ein Künstler, dem die Musik am Herzen liegt und der lieber zurückhaltend agiert, dafür aber mit seinem musikalischen Können überzeugt. Genau so präsentierte er sich in Zürich. Hoffentlich ist Conor Oberst noch auf dem einen oder anderen Festival im Sommer zu sehen.

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