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22. Januar 2013, 19:55 Kolumnen

Nachhaltigkeit in Liebesbeziehungen

Raphaël Arn - In diesem Artikel wird ein Versuch unternommen, den Begriff der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Liebesbeziehungen näher zu beleuchten. Es wird prognostiziert, dass soft facts wie Treue, Geborgenheit und Liebe in Liebensbeziehungen eine Renaissance erfahren werden.

Nachhaltigkeit ist im Trend. Unternehmen haben sich vermehrt Corporate Social Responsibility (CSR) auf die Fahne geschrieben und komplette Nachhaltigkeitskonzepte implementiert. Ob diese Bemühungen bloss ein geschickter Schachzug der Marketingabteilungen sind und als blue- oder green-washing sich herausstellen oder ob ein tatsächlicher Nutzen für die Umweltsphären Ökologie, Soziales und Wirtschaft resultieren, bleibt dahingestellt und könnte separat behandelt werden.Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass zumindest in der Schweiz der kritische Konsument immer mehr Anhänger findet – dies zeigt sich nur schon daran, dass immer mehr Produkte mit Labels wie fair trade, bio, eco, engagement, etc. angeboten werden.

Bei der Nachhaltigkeit, ursprünglich ein Begriff aus der Forstwirtschaft, geht es grundsätzlich darum dass Eigenschaften oder Werte erhalten bleiben. Eine Liebesbeziehung zwischen zwei Menschen, verstanden als eine auf die Zukunft ausgerichtete Partnerschaft, hat evolutionstechnisch den Zweck, Nachwuchs hervorzubringen und diese aufzuziehen. Auf einer sozialen Ebene sehen wir jedoch nicht nur diese basalen Eigenschaften. Sondern wir schätzen auch Werte wie Treue, Geborgenheit und Liebe, die uns schlussendlich glücklich machen sollen.

Wie soll das nun gehen mit der Nachhaltigkeit in Liebesbeziehungen? Qualitativ kann eine Liebesbeziehung als nachhaltig angesehen werden, wenn sie den jeweiligen Partner längerfristig zufrieden und glücklich macht. Obwohl aus der Glücksökonomie aussagekräftige Untersuchungen vorliegen, sollen hier als ein Kriterium für die Messbarkeit der Nachhaltigkeit in Liebesbeziehungen die Scheidungsraten in der Schweiz herangezogen werden.

1990 betrug die Scheidungsrate 33.2%. Bis ins Jahr 2011 ist diese auf 43.2% angewachsen, eine Zunahme von 30.1%. So gesehen hat die Nachhaltigkeit in Liebesbeziehungen die letzten 20 Jahre abgenommen. Die Hintergründe dafür können vielfältig sein, es ist aber lohnenswert an dieser Stelle die Scheidungsraten mit dem Bruttoinlandprodukt (BIP) in der Schweiz zu vergleichen: Das BIP pro Einwohner nahm von 1990 – 2011 von CHF 49‘880 auf CHF 74‘160 zu, eine Zunahme von 48.7%.

Diese Feststellung lässt vermuten, dass die Zunahme des Wohlstandes den Ehepartnern heute finanziell eher erlaubt getrennte Wege zu gehen als früher. Diese Entwicklung passt auch zur Fokussierung in diesen Jahren auf das eigene Ich. Individualisierung überall, mein Haus, mein Auto, mein Boot. Ich AG ist wichtiger als Wir AG.

Hinweise auf eine Rückbesinnung auf die wahren Werte einer Liebesbeziehung und somit mehr Nachhaltigkeit geben unter anderem die Hoffnungsbarometer von weiterdenken.ch. Für 2010 waren die zwei meistgenannten Hoffnungen die persönliche Gesundheit und der Erfolg am Arbeitsplatz. 3 Jahre später sind dies neben der persönlichen Gesundheit auf dem 2. Platz, zuoberst die glückliche Ehe, Familie und Partnerschaft. Allenfalls eine Reallokation der Positionen aufgrund der weltweiten Brandherde in Volkswirtschaften?

Falls wir in Anlehnung an Dr. Bosshart auf ein Age of Less zusteuern und uns den neuen Umständen auch anpassen, wird sich die Entwicklung der letzten 20 Jahre umkehren. Was resultiert? Zwar allenfalls weniger Wohlstand nach alten Kriterien gemessen, dafür mehr Nachhaltigkeit auch in Liebesbeziehungen. Und darauf können wir uns freuen.

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