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24. März 2013, 14:10 Music Festivals

Der m4music-Samstag: Beardyman begeistert

Patrick Holenstein - Der zweite Festivaltag bot ein buntes Programm mit einem deutlichen Schwerpunkt auf elektronischen Klängen. Etwa FM Belfast oder Delphic. Letztere zählten zu den Überraschungen des Abends. Wo so viel geboten wird, ist Stage Hopping angesagt. Doch den Gig des Abend boten aber sechs Jungs aus Basel.

Die Bilanz des m4music 2013 kann sich sehen lassen. Insgesamt fanden 6600 Besucher und 800 Professionals/Medienleute den Weg in den Schiffbau. Der Freitagabend sowie die Zweitagespässe waren gar restlos ausverkauft. Festivalleiter Philipp Schnyder von Wartensee fasst zusammen: «m4music hat seine Ziele erreicht: Das Publikum hat tolle Schweizer Bands gesehen, die Musikprofis haben sich intensiv ausgetauscht, und die Anzahl der in- und ausländischen Professionals aus dem Musikbusiness steigt jährlich an. Somit bietet m4music den Schweizer Acts je länger, je mehr die Plattform, um auch von internationalen Bookern gehört zu werden.»

Mein Abend fing in der Halle an. Sheila she loves you eröffneten den zweiten Tag im Schiffbau und präsentierten erstmals neues Material. Dabei pendelten sie zwischen mitreissenden Popsongs und irgendwie belanglos plätscherndem Indie-Pop. Die Halle war bereits angenehm gefüllt und die Basler Band wurde mit Applaus belohnt. Den haben sie sich verdient, denn sie haben ihre Sache gut gemacht. Während Bob Marley beruhigend aus den Boxen strömte, wurde es Zeit, ins Moods zu wechseln. Denn dort stand vielleicht die Band auf dem Programm, die man an diesem Abend gesehen haben muss.

The Jezabels lockten dann auch von jung bis alt ins Moods und füllten den heimeligen Jazzclub fast gänzlich. Aber woran erkennt man eine Band, die man gesehen haben MUSS? Am Lärmpegel im Publikum, denn irgendwie sind die ganzen Hipsters dann doch zu cool, um einer Band Aufmerksamkeit zu schenken. Dabei flitzte auf der Bühne Sängerin Hayley Mary als blonder Wirbelwind über die Bühne, während die Band mit psychedelisch angehauchten Indiepopsongs begeistert und das Kunststück schafft, mal reduziert zu klingen, wobei The Jezabels Erinnerungen an The XX wecken, aber im nächsten Moment eine veritable Rockhymne aus Parkett zu zaubern. Doch, wären die Zuschauer nicht so geschwätzig gewesen, The Jezabels wäre vielleicht der packendste Gig des Abend geworden.

Dann doch lieber ein Ohr voll Signori Misteriosi. Die Zürcher Lokalmatadoren hatten das Exil fest im Griff, witzelten und berauschten mit gradlinigen und sauber arrangierten Rocksongs. Ein Heimspiel quasi. Die nächste Station war die Halle, wo gerade Delphic auf der Bühne standen und sich feiern liessen. Das Trio aus Manchester bestach mit einer überwältigenden Sound-Collage und bewies viel Gespür für Dynamik. Hypnotische und repetitive Elemente mischten sich mit einem kontrastierenden Zusammenspiel aus feinen und brachialen Klängen zu einem wundervollen Pas de deux.

Spärlich gefüllt war das Moods, als We Invented Paris auf die Bühne traten. "Die ersten Drei Songs waren lahm, also bin ich gegangen", erklärte mit im Anschluss an den Auftritt ein Journalistenkollege. Er hat nicht ganz unrecht, denn das Kollektiv aus Basel ist gemächlich ins Set gestartet. Mit der Zeit tauten sie aber auf und gaben richtig Gas. Zum Schluss zuckte und tanzte das komplette Moods. Aber den Gig so besonders machte eine Einlage gegen Schluss. Sänger und Kopf der Truppe Flavian Graber setzte sich mitten im Publikum auf einen Stuhl. Nur eine Art Keyboard auf dem Schoss, bat er die Leute sich hinzusetzen. Und das Publikum gehorchte. Jetzt herrschte im Moods plötzlich eine Stimmung wie auf einem Sit-in der Flower-Power-Zeit und man traute sich kaum zu atmen, so fragil schien die Stimmung. We Invented Paris war eine der Überraschungen am m4music.

Beardyman gab dann wieder richtig Gas und wechselte zwischen harten Beats und lockeren Beatbox-Einlagen. So wuchtete er zum Schluss bekannt Hits wie etwa "Popcorn" durch sein Maschinengewehrmundwerk, das er wie einen menschlichen Fleischwolf zu benutzen verstand. Der Elektro-Solist sorgte in der Box für Begeisterungsstürme. FM Belfast schafften das in der Halle derweil nicht. An der Band lag es nicht, denn die war bestens aufgelegt und zeigte sich als Elektro-Spasstruppe mit Fastnachtsgirlanden um das halbe Inventar an Instrumenten und haute mit den Bässen tief in den Magen. Vielleicht war das Publikum inzwischen auch nur etwas müde und liess sich gemütlich einlullen.

Die letzte Station bildeten dann die vielgelobten Chase & Stauts. Naja, ich kann das Lob nicht nachvollziehen, aber vielleicht zerrte um kurz nach halb Drei auch die Müdigkeit. Was C&S boten, klang einfach nach einem undefinierbaren Soundbrei mit einigen Zwischenrufen und mehr nicht. Zudem überschlug der Sound und von daher erstaunt auch nicht, dass die Hallen schon nicht mehr wirklich voll war. Zeit also, das m4music 2013 Geschichte werden zu lassen.

Gewinner der Demo Tape Clinic:

  • Demo of the Year: Pedro Lehmann
  • Kategorie Pop: Wolfman
  • Kategorie Electro: Classik Swiss Chocolat
  • Kategorie Urban: Rootwords
  • Kategorie Rock: Pedro Lehmann
Der Preis für das Demo des Jahres wird von der Foundation der Suisa vergeben und ist mit 5'000 Franken dotiert.
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