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4. April 2013, 00:00 Movie

Kino: Dead Man Down

Stefania Akrabova - Nach seinem grossen Erfolg mit der Millenium-Trilogie löst sich Regisseur Niels Arden Oplev mit „Dead Man Down“ vom skandinavischen Kino. Entstanden ist ein packender Thriller der viel Action bietet, aber auch eine ganz ungewöhnliche Liebesgeschichte zeigt.

Victor ist der beste und zuverlässigste Mann von Unterweltboss Alphonse. Immer wieder beweist er seinem Chef, dass der sich auf ihn verlassen kann, und holt ihn aus lebensgefährlichen Situationen heraus. Doch auch Alphonse scheint nicht unantastbar zu sein. Seit einigen Monaten bekommt er anonyme, rätselhafte Nachrichten die ihn verstören. Jeden Tag erhält er ein Puzzleteil eines Bildes, welches sich aber nur mühsam zusammenfügen lässt.

Eines Tages wird Paul, der Mann der dieses Rätsel lösen soll, tot aufgefunden. Gleichzeitig lernt Victor seine neue Nachbarin, die Französin Beatrice, kennen. Diese wohnt seit kurzer Zeit mit ihrer Mutter Valentine in der Wohnung gegenüber. Die geheimnisvolle Beatrice zieht Victor sofort in ihren Bann. Ihr Gesicht ist von Narben durchzogen, die sie von einem Autounfall hat. Die beiden beginnen sich einander langsam zu öffnen und Victor muss feststellen, dass er Beatrice falsch eingeschätzt hat. Sie weiss mehr über ihn, als ihm lieb ist und beobachtet ihn schon eine ganze Weile.

Als Zuschauer wird man sehr direkt in das Leben und die Geschichte von Victor eingeführt. In der ersten Szene sieht man ihn mit seinem Freund Darcy (Dominic Cooper). Die beiden unterhalten sich auf eine ehrliche und intime Art und Weise, wie es nur enge Vertraute tun. Colin Farrell beherrscht es, den mysteriösen und dunklen Typen zu mimen. Selbst wenn er ganz ehrlich zu Beatrice zu sein scheint, hat man das Gefühl, dass er immer noch etwas verbirgt. Obwohl er moralisch sehr verwerfliche Sache macht, erkennt man langsam seine Motive und sieht ihn nicht als eiskalten Killer. Farrell schafft es, dem Zuschauer eine zweigespaltene Persönlichkeit zu zeigen, die zwischen Selbstjustiz und Selbstfindung schwankt. Anfangs steht sein Verlangen nach Rache und Vergeltung an oberster Stelle. Doch mit der Zeit wird eine Entwicklung in Victor sichtbar, die aus seinen Gefühlen für Beatrice resultiert. Er beginnt ihre Bedürfnisse vor seine eigenen zu Stellen.

Terrence Howard spielt Alphonse, Farrells Gegenspieler. Diesen hat man selten so böse gesehen. Obwohl er nie laut oder aufbrausend wird, versteht man ganz genau wieso er in der Unterwelt so respektiert wird. Als er Victor zur Rede stellt spricht er mit ihm ruhig und bedächtig. Gleichzeitig formulieren seine Worte eine Todesdrohung. Er strahlt Macht und eine allgegenwärtige Präsenz aus.

Oplevs Lieblingsschauspielerin Noomi Repace spielt Beatrice, das Mädchen von nebenan. Sie möchte Victor zuerst für ihre ganz eigene Rache benutzen und scheut nicht davor zurück ihn zu erpressen.

Die Rolle der Beatrice erinnert an die der Lisbeth Salander aus der Millennium-Trilogie - eine Frau mit vielen Geheimnissen. Sie schafft es auf der einen Seite sehr hart und berechnend zu wirken, auf der andere Seite ist sie verletzlich und einfühlsam. Rapace hat also wieder eine Rolle gefunden, in der sie ihre Wandelbarkeit zeigen kann.

Die Chemie zwischen dem Paar Beatrice und Victor ist sehr spannend. Man merkt, dass die beiden nicht ganz aufrichtig zueinander sind, gleichzeitig aber gerne jemanden zum Reden und sich Anvertrauen hätten. Die Dialoge wirken dadurch sehr verkrampft und manchmal ein wenig aufgesetzt. Das erste Date verläuft sehr schweigsam. Wenn sie etwas sagen, dann nur, um die Stille zu füllen.

Da bieten die Actionszenen eine Abwechslung. Diese sind mit interessanter Kameraführung gestaltet und clever durchdacht. Oplev schafft es immer wieder den Zuschauer mit einer erstaunlichen Wendung in der Erzählstruktur zu überraschen. Auch an Momenten, in denen viel Munition verschossen wird, fehlt es dem Film nicht.
Der grosse Showdown zum Schluss wurde vom Filmemacher sehr pompös gestaltet: ein fliegendes Auto, eine Schiesserei und eine Rettung in letzter Sekunde ergeben eine spannungsgeladene Kombination. Diesen finalen Höhepunkt hat Oplev mit viel Symbolik inszeniert. Als Victor versucht seinen Gegenspieler Alphonse in dessen eigenem Haus auszulöschen, schalten sich durch ein Feuer die Sprinkleranlage an. Genau so wie sich die beiden Kontrahenten bekämpfen, bekämpft Wasser Feuer.

Dead Man Down kann nicht als klassischer Actionfilm bezeichnet werden. Die Hauptfiguren haben eine psychologische Tiefe, die man selten bei Filmen dieses Genres antrifft. Auf der einen Seite gibt es spannende Szenen in denen sehr viel passiert, auf der anderen Seite sind da auch die ruhigen Momente, meistens zwischen Victor und Beatrice. Den Film können sich hartgesottene Actionfans ansehen, aber auch solche die eine gut durchdachte Geschichte mögen. Und für die Romantiker unter ihnen gibt es auch ein paar schöne Momente.

Bewertung: 4 von 5

  • Titel: Dead Man Down
  • Land: USA
  • Regie: Niels Arden Oplev
  • Drehbuch: J.H. Wyman
  • Darsteller: Colin Farrell, Noomi Rapace, Isabelle Huppert, Diminic Cooper, Terrence Howard
  • Verleih: Rialto Film AG
  • Start: 4. April 2013

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