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11. Juni 2013, 00:00 Movie

Kino: Olympus Has Fallen

Joel Walder - Hollywood im Zeichen der amerikanischen Selbstbestätigung. Sind die USA der Bedrohung aus Nordkorea gewachsen? Mit Gerard Butler als Soldatenwunder schon. Ist das Schweizer Publikum einem derart amerikanischen Film gewachsen? Ich glaube nein.

Benjamin Asher (Aaron Eckhart), Präsident der USA, verbringt mit seiner Familie die Weihnachten in Camp David. Alle sind bereit, um zu einem Galadinner aufzubrechen. Mike Banning (Gerard Butler), Secret Service-Agent und zuständig für die persönliche Sicherheit des Präsidenten, macht die Ansage: "Mustang, this is big top bringing out the full package". Der Ausmarsch der Truppe ist unterlegt mit militärischen Trommelwirbeln und aufwallender Musik, die Ansage ist klar: Die Filmemacher scheuen sich nicht vor formelhaftem Pathos.

Der Konvoi fährt los, die Sicht im nächtlichen Schneetreiben ist beschränkt. Ein Wildtier kracht in den vordersten Wagen, alle geraten ins Schleudern und der den Präsidenten beherbergende Wagen kommt auf einer Brücke zum Stehen – mit einer Hälfte in der freien Luft. Banning kann in letzter Sekunde den Präsidenten retten, dessen Frau stürzt aber in den Fluss.
Asher kommt damit nicht ganz klar, hat er doch – als Präsident von Amerika schliesslich die moralische Integrität in Person – angeordnet, seiner Frau zuerst zu helfen. Banning wird aus dem Secret Service verbannt und hinter einen Bürotisch geklemmt, was seinem Naturell keinesfalls entspricht (Gerard Butler hat noch dieselbe Physis, die er als Anführer der Spartiaten in 300 hatte) .

Doch er hat Glück. 18 Monate später dringen nordkoreanische (!) Terroristen in das Weisse Haus ein. Die Motivationen und Überzeugungen der Gruppe bleiben aber vage: Sie sind wütend, da ihr Volk hungert, während die Amerikaner in Überfluss leben. Es ist bedauernswert, dass sich niemand die Mühe machte, dem Antagonisten Kang (Rick Yune) ein Profil zu schaffen, das über den Allerwelts-Topos „hochintelligenter, international gesuchter Superterrorist“ hinausgeht.

Der letzte überlebende Wachbeamte kann gerade noch „Olympus has fallen“ in sein Mikrofon hauchen, wobei "Olympus" ganz unbescheiden für das Weisse Haus steht. Glücklicherweise kann König Leonidas noch in den Götterhimmel vordringen und versucht dann den Präsidenten retten und damit die Freiheit des amerikanischen Volkes zu gewährleisten. Er stürmt als gnadenloser und den Terroristen in jeder Hinsicht überlegener Supermensch durch das Weisse Haus, behutsam darauf bedacht, keine Gefangenen zu nehmen. Seine Überlegenheit wird dem Zuschauer immer wieder demonstriert: Eine böse Scharfschützin schiesst einem Soldaten in den Kopf, worauf Banning ihr den Kopfschuss zurückzahlt – mit einer Pistole, wohlgemerkt. Nach dem Schema: Was eine Terroristin kann, ist dem Vollblutamerikaner ein Leichtes.

Es wird nämlich nicht nur Banning als perfekte Kampfmaschine dargestellt, der Film scheint auch in Anspruch zu nehmen, dass Amerikaner mit amerikanischen Werten grundsätzlich den Gipfel der Schöpfung darstellen. So werden die Terroristen von einem ehemaligen Kollegen Bannings unterstützt, der dem Secret Service desillusioniert den Rücken gekehrt hat. Wieso, wird nicht klar. Besonders triftige Gründe können es aber nicht gewesen sein, denn als der Nestbeschmutzer dem Racheengel Mike Banning über den Weg läuft und von ihm die Ohren langgezogen bekommt, bricht er unter Tränen zusammen und meint, er habe die Orientierung verloren, er wisse nicht, wie es so weit hätte kommen können. Er lässt sich wieder zum freiheitsliebenden Amerikaner bekehren und hilft Banning mit seiner Mission (natürlich muss er nachher trotzdem sterben, denn eins ist klar: „The United States of America doesn’t negotiate with terrorists“).

Als Zuschauer muss man viel stereotypen Patriotismus ignorieren oder belächeln, um sich von der soliden Action berieseln zu lassen. Sollte dies gelingen, ist Olympus has Fallen eine unterhaltsame Ballerorgie, die sich aber selbst viel zu wichtig ist, als dass man den Film wirklich ernst nehmen könnte.

Interessanterweise kommt im September White House Down von Roland Emmerich in die Schweizer Kinos. Die Prämisse scheint dieselbe zu sein, wobei der Secret Service-Agent von Channing Tatum und der Präsident von Jamie Foxx gemimt wird. Der Trailer lässt einen komödiantischen Anstrich durchschimmern und macht Hoffnung auf wesentlich mehr Selbstironie. Vielleicht wird es so auch keine derart bedeutungsüberschwängerte Nabelschau auf den American Exceptionalism.

Wen nach einem deftigen, gut budgetierten Actionfilm dürstet, den grandiosen Iron Man 3 nicht ein viertes Mal schauen will und sich von etwas Propaganda nicht abschrecken lässt, den dürfte Olympus Has Fallen – god bless America – während zwei Stunden gut unterhalten. Die anderen machen sich einen Gefallen und einen Bogen um den Film.


Bewertung: 2 von 5



  • Titel: Olympus Has Fallen
  • Land: USA
  • Regie: Antoine Fuqua
  • Drehbuch: Creighton Rothenberger & Katrin Benedikt
  • Darsteller: Gerard Butler, Aaron Eckhart, Morgan Freeman, Rick Yune, Angela Basset, Robert Forster
  • Verleih: Ascot Elite
  • Start: 13.6.2013
Fotos von Ascot Elite
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