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19. Juni 2013, 00:00 Konzert Music

Muse erleuchtet das Stade de Suisse

Daria Kocher - Tanzende Politiker, geldgierige Manager, eine riesige schwebende Glühbirne, überdimensionale Roboter und artistische Einlagen werden an diesem Abend von klirrenden Gitarrenriffs und elektronischen Beats begleitet. Die „The 2nd Law“ Tour machte auch in der Schweiz halt.

Wenn es heisst: Muse kommen in die Schweiz, dauert es meistens nicht sehr lange bis alle Konzerttickets ausverkauft sind. Schon an der The Resistance-Tour waren die Tickets 2009 innerhalb weniger Zeit in vielen Ländern vergriffen. Aber was genau macht die britische Band so beliebt? Welches Erfolgskonzept steckt hinter den Alternativ-Rock Musikern?

Heute gehört Muse weltweit zu einer der bekanntesten Alternative Rock Band. Hätten die damals noch überwiegend Grunge und Garage Rocker die Uni nicht verlassen und sich 1994 nicht zusammengerauft, dann würde es heute wohl keine Band mit dem Namen geben. Neben Bands wie Radiohead oder The Mars Volta hat sich der neue moderne Musikstil New Prog entwickelt, der die Erfolgsband heute prägt. Kennzeichnend für diesen Stil sind Elemente des klassischen Progressive Rocks aus den 60er Jahren (Pink Floyid, Genesis), des Rock ’n’ Rolls und vor allem auch Elektro- und Techno-Elemente werden eingebaut. In den Liedern von Muse lassen sich auch Elemente des Dubstep oder Blues ausmachen, die durch verzerrte Bühnenbilder und aussagekräftige Bühnendarstellungen durchsickern.

Punkt 20:43 wird es endlich dunkel im Stade de Suisse, das Publikum applaudiert und kreischt. Es schreit nach Muse. Dann plötzlich erscheint eine verzerrte Projektion und die ersten Takte erklingen. Der Schlagzeuger Dominic Howard und Bassist Christopher Wolstenholme betreten die noch dunkle Bühne. Feuerspeiende Säulen heissen schliesslich auch den Frontmann Matthew Bellamy willkommen. Die Lichter der Bühne fangen an zu blinken, die Säulen an zu dampfen und der Bass ertönt majestätisch. Das Konzert beginnt.

Nach der Konzerteröffnung erklingt Supermassive Black Hole vom Album Black Holes and Relevations. Der Song wurde 2008 für den Kassenschlager Twilight verwendet und verhalf Muse unter anderem zu weltweiter Bekanntheit. Kennzeichnend in diesem Song ist vor allem das Falsett (hohe Stimme) von Bellamy, das dem Lied einen Wiedererkennungseffekt verleiht.

Muse haben sich in den letzten Jahren zu einem Stadionhit etabliert. Vor allem sind sie für ihre extravaganten Bühnenshows bekannt, welche die zum Teil revolutionären und antikapitalistischen Lyrics der Band begleiten. Beim dritten Lied erscheinen animierte, tanzende und lachende Politiker im Hintergrund. Kim Jong-Un, Barak Obama, Vladimir Putin oder Angela Merkel schwingen das Tanzbein auf einer sich drehenden Weltkugel. Das soll wohl auf einen Welttanz hindeuten und dass die relevanten Politiker miteinander umspringen müssen. Es kommt darauf an wer beim Tanzen den Ton angibt. Dreht sich einer um, müssen andere folgen, oder umgekehrt.

Beim Song Resistance des vorletzten Albums läuft Bellamy der Stage entlang zur runden Bühne mitten im Stadion. Muse geben sich an diesem Abend extrem publikumsnah, indem Bellamy eine Schweizerfahne überzieht und mit der Kamera direkt ins Publikumgehege hineinläuft. Beim Song Animals wird ein geldgieriger, korrupter Manager auf den Leinwänden projiziert. Nach der Mitte des Songs erscheint er auf der Bühne, wirft mit Geldscheinen um sich, lacht wie ein Wahnsinniger und läuft über die Stage auf die mittlere Bühne. Dort bricht er zusammen und bleibt regungslos liegen. Im Hintergrund sieht man fallende Wechselkurse und in Zeiten der Finanzkrise sind es die Top Manager die als Gewinner hervorgehen. Das deutet wohl auf eine antikapitalistische Sichtweise und korrupte Geldmacherei hin. Während der Manager auf der Bühne liegen bleibt, erklingen aus der Mundharmonika des Bassisten Christopher Wolstenholmes die ersten Zeilen des berühmten Man With A Harmonica aus dem Italowestern-Klassiker Spiel mir das Lied vom Tod und gehen dann in den Song Knights of Cydonia über.

In der ersten Halbzeit drehte sich wohl vieles um das jüngste Album The 2nd Law. Nach dem Schlagzeug- und E-Gitarrensolo dominieren in der zweiten Hälfte des Konzerts langsamere Lieder. Hier steht vor allem die Bühnenshow im Vordergrund. Schwebende Glühbirnen und artistische Einlagen fangen die Aufmerksamkeit der Zuschauer ein und ein überdimensional grosser Roboter auf der Hauptbühne sorgt mit einer farbigen Lasershow und Lichteffekten für ein grelles und blinkendes Stadion. Was an diesem Abend klar gefehlt hatte, waren Statements der Band. Mit einem: „Good evening, Bern“, oder einem „Thank You“ ist die Konversation mit dem Publikum dieses Mal etwas mager ausgefallen.

Muse glänzte vor allem mit der weltbekannten phantastischen Licht- und Bühnenshow und ihren revolutionären Texten. Im Vergleich zum Jahr 2009 war die diesjährige Bühnendarbietung etwas schmal verblieben, hatte aber im Vergleich zum Wembley-Stadion gut abgeschnitten. Jeder der Bandmitglieder war auf alle Einlagen vorbereitet, so dass eine reibungslose- und fehlerfreie Show abgeliefert werden konnte. Die Spontanität blieb leider etwas zurück. Das Instrumentale war an diesem Abend stark im Vordergrund, wodurch die Stimme von Bellamy zu stark in den Hintergrund glitt.

Die leicht links-liberale Band stellte aber auch diesen Abend eine saubere Show auf die Beine, letzten Endes waren die Fans allesamt begeistert und das Stadion tobte und kreischte bis zum Schluss.

Weiter Bilder zu Muse gibt es in der Galerie von Usgang.ch.

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