Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

13. Mai 2008, 09:23 CD / Vinyl Music

Tribe after Tribe - M.O.A.B.

Simon Knopf - Eine Band mit Botschaft: Hinter dem Titel der neuen Scheibe von Tribe after Tribe verbirgt sich viel Geschichte. M.O.A.B., also Moab, steht für den Namen der Wüste, durch welche Moses sein Volk jahrzehntelang geführt haben soll, um ins gelobte Land zu gelangen. M.O.A.B. steht ...

Eine Band mit Botschaft: Hinter dem Titel der neuen Scheibe von Tribe after Tribe verbirgt sich viel Geschichte. M.O.A.B., also Moab, steht für den Namen der Wüste, durch welche Moses sein Volk jahrzehntelang geführt haben soll, um ins gelobte Land zu gelangen. M.O.A.B. steht auch für Mother Of All Bombs oder Mother Of All Battles, was auf den immer noch aktuellen Konflikt im Irak hinweisen solle. Die Welt als Schauplatz von Zerstörung, Vertreibung, Krieg und Mord, in welcher die Menschen aus vergangenen Taten nichts zu lernen scheinen, aber auch ein Ort, wo Hoffnung unverwüstlich keimt und ein Wille der Bändigung der Probleme dennoch spürbar ist. Wie soll ein solches Konzept vertont werden? Nun, vielfältig wie die Probleme der Erdenbewohner zeigen sich Tribe after Tribe auf ihrer neuen Platte. Zum einen glänzen sie mit ruhigen und nachdenklich stimmenden Klängen, weichen, heulenden psychedelischen Gitarren, mit leisem, stetigem Trommeln und mit Spoken-Word Zwischenpassagen als Leitfaden. Gefühle zwischen Wehmut und Trost. Man denkt unwillkürlich an Beschwörungen der Ahnen, Geister, Mythen, an Wüsten und Canyons, heulende Koyoten, an Abendstimmung und Sonnenuntergang, an ausgestorbene Kulturen und Völker. Zum anderen besticht die Band aber auch mit krachenden Rocksongs, welche der ganzen Platte durchaus auch eine positive(re) Stimmung zu geben vermögen. Beste Beispiele hierfür sind Truth and Reconciliation oder Supreme One. Zu verweisen ist jedoch auch auf Burning Bush, einem teilweise ähnlich rockigen Stück, welches jedoch durch den monotonen Aufbau der Strophe sehr bedrohlich erscheint und das Unheil des beschriebenen geschichtlichen Kontextes wie kein zweites Stück auszudrücken vermag. Leiser, weinerlicher Gesang in der Strophe, tief verzerrte, boshafte Stimmen im Hintergrund des Refrains: Dieser Gegensatz macht das Stück zum Höhepunkt der Platte. Das Album endet schliesslich mit World Drum, einem Song, der das Schlagen eines universellen Herzens darstellen soll. Einem Symbol für Frieden und Sicherheit, den Kernbedürfnissen aller Menschen, unabhängig vom kulturellen Hintergrund oder der Religion.

Mit M.O.A.B. legen uns Tribe after Tribe ein Album vor, welches sich durchaus am Rock vergangener Jahrzehnte orientiert, darüber hinaus aber durch instrumentelle Vielfalt positiv hervorsticht. Diese Reichhaltigkeit nimmt der Platte jedoch auch ein wenig den Schwung, so dass M.O.A.B. eine Platte ist, die mehrere Hördurchgänge braucht, bis sie sich ganz entfalten kann. Ob sich die Hörer wirklich auf den geschichtlich-politischen Hintergrund einlassen, sei dahingestellt, auch so kann die Platte als sehr gelungen bezeichnet werden und ist daher dringend zu empfehlen.

Verfasst von Claudio Peter

Kommentare
Login oder Registrieren