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23. Juli 2013, 00:00 Movie

Kino: The Company You Keep

Joel Walder - Ehemalige einer amerikanischen Terrororganisation werden von ihrer radikalen Vergangenheit eingeholt. Bei Robert Redford ist das eine zwar nicht immer packende, aber interessante und kühl inszenierte Geschichte.

Robert Redford hat für seine neuste Regiearbeit ein beeindruckendes Line-Up organisiert. Mit Stanley Tucci, Chris Cooper, Richard Jenkins und Susan Sarandon sind einige grosse Vertreter der älteren Garde Hollywoods mit an Bord. Brendan Gleeson bringt britisches Renommee in die Runde; Anna Kendrick und Shia LaBeouf sind verantwortlich für junges Blut.
Gerade LaBeouf verpasst dem Journalisten Ben Shepard – eine Hauptfigur unter vielen – die nötige Portion spritzige Arroganz und muss sich vor seinen dienstälteren Kollegen nicht verstecken. Möglicherweise waren die Erwartungen nach der Transformers-Trilogie aber auch unfair tief.

Mitte der 60er bis Ende 70er organisierte sich in Amerika die linksradikale Gruppierung Weather Underground. Sie sympathisierten mit der Black-Power-Bewegung und opponierten gegen den Vietnamkrieg und US-amerikanischen Imperialismus, unter anderem, indem sie Regierungsgebäude der USA bombardierten.
An diese Geschehnisse knüpft nun The Company You Keep an. Der Film beginnt mit einem Zusammenschnitt von Fernsehaufnahmen der 68er-Proteste, Bilder des Vietnamkriegs und Nachrichtenschnipsel über die genannte Untergrundorganisation. Ob diese pseudodokumentarischen Bilder wirklich Archivaufnahmen sind, sei dahingestellt und ist auch nicht wichtig. Sie kommunizieren den echten politischen Hintergrund des Filmes, ohne sich mit einem „basiert auf einer wahren Begebenheit“-Schriftzug anzubiedern.

Sharon Solarz (Susan Sarandon) ist eine fiktive Ehemalige der Organisation und will sich, dreissig Jahre nach ihrer letzten Aktivität, der Polizei stellen. Das FBI kommt ihr aber zuvor und fischt sie an einer Tankstelle auf. Das ist nicht nur für die regionale Presse ein grosses Ereignis, schliesslich stand sie jahrzehntelang auf der Most-Wanted-Liste der Feds.
Umso ärgerlicher für den Chefredaktor der kriselnden Albany Sun Times, dass das publizistische Potential der Geschichte an seinem Reporter Ben Shepard (LaBeouf) vorbeizugehen scheint. Nach einer ordentlichen Rüge kniet Shepard sich aber in die Recherche und deckt mit seiner aufdringlichen Art schliesslich das ganze Netzwerk der verbliebenen Weathermen auf, wobei er sogar dem FBI stets eine Nasenlänge voraus ist.

Eine klassische Figurenzeichnung à la Gut gegen Böse gibt es nicht. Die ehemaligen Attentäter haben mittlerweile Familien und sind normale Bürgerinnen und Bürger – mit dem Unterschied, dass sie eine Vergangenheit haben, die sie nicht loslassen will. Der Film erzählt eine angenehm geerdete Geschichte, deren Figuren ungekünstelt sind und dank des dezenten Underactings frisch wirken.
Die Ausnahme ist Ben Shepard, der sich nicht massgeblich von anderen Hollywoodjournalisten absetzt und während seiner Recherchen die üblichen Stationen abrackert: Mikrofilme, Zeitungsarchive und Google.
Auch andere Szenen wirken bekannt: Der flüchtige Jim Grant (Redford) sieht sich in einer Hotellobby selber in den Nachrichten und kann dann in letzter Sekunde in die U-Bahn flüchten. Eine solche Szene scheint einfach in eine filmische Flucht zu gehören.

Löblich ist das stilistische Understatement. Die Kamera lässt sich nicht zu flamboyanten Bewegungen hinreissen, sondern übt sich in stilsicherer Zurückhaltung und die minimal entsättigten Bilder wirken ungeschönt. Der unaufgeregte Look passt gut zu dem gesetzten, glaubwürdigen Schauspiel der Hollywoodveteranen und wird auch dem Authentizitätsanspruch der interessanten Erzählung gerecht.


Bewertung: 3 von 5



  • Titel: The Company You Keep
  • Land: USA
  • Regie: Robert Redford
  • Drehbuch: Lem Dobbs, Neil Gordon (Roman)
  • Darsteller: Robert Redford, Susan Sarandon, Stanley Tucci, Brendan Gleeson, Shia LaBeouf, Nick Nolte, Chris Cooper, Richard Jenkins, Anna Kendrick
  • Verleih: Ascot Elite
  • Start: 25. Juli 2013
Fotos von Ascot Elite
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