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23. Juli 2013, 09:06 Kolumnen

Ein Zürcher in... Basel

Marco Büsch - Ein Zürcher in Basel, das kann heiter werden! Aber seien wir ehrlich, abgesehen vom FCB ist Basel schon ganz in Ordnung. Vielleicht mit kleinen Abstrichen, aber trotzdem. Zumindest ist diese Stadt sicherlich einen Tagesausflug wert.

Basel ist eine schöne Stadt und man kann sich – auch als Zürcher – in ihr wohlfühlen. Auch wenn man vielleicht ein wenig vorbelastet ist. Zumindest einen Besuch des im Lonely Planet hochgelobten St. Jakob Parks tat ich mir eindeutig nicht an. Die Hauptsache aber war vorerst, den Bahnhofsplatz stehenden Fusses zu verlassen, denn dieser war für mich wie immer ein Mysterium: Nie weiss ich, wo ich nun genau durchgehen darf, wo ich sicher bin. Es scheint immer ein Trämli auf der Lauer zu liegen, um einem dann hinterrücks zu überraschen. Nun, es würde wahrscheinlich schon helfen, nicht auf den Tramgeleisen zu stehen. Ich bewegte mich also vom Bahnhofsplatz weg und landete in der Markthalle (Viaduktstrasse). Diese erinnert stark an das Puls5 in Zürich: Ziemlich gross, aber wenig los. Ich habe aber mittlerweile nachgelesen, dass sie erst im Januar 2014 so richtig richtig eröffnet werden soll. In diesem Sinne: Viel Glück! Möge es dieser Markthalle besser ergehen als dem schrecklich öden und viel zu grossen Puls5. Da ist mir der Flohmarkt um einiges lieber, den ich auf dem Petersplatz entdeckte und der ein bisschen etwas vom Kanzlei-Flohmi hat, mit seinem geordneten Durcheinander und dem babylonischen Sprachenwirrwarr.

Ähnlich laut zu und her ging es dann leider auch im Münster (Münsterplatz), das von ganzen Heerscharen von Touristen fotografiert (natürlich mit Blitz) wurde, welche sich von lauten Reiseführerinnen informieren liessen, während die Kinder hin und her rannten und auf dem Interieur herumkletterten. Ich bin zwar nicht gläubig, aber sogar ich vermisste hier einen Funken von Anstand gegenüber diesem eigentlichen Ruheort. Zumindest war es in den nördlichen Räumen der Kirche ein bisschen ruhiger, in welcher sich gemäss Lonely Planet «the tomb of the Renaissance humanist Erasmus von Rotterdam (1466-1536)» befindet. Die «soaring Gothic towers» wollte ich dann auch noch hochsteigen, daraus wurde aber leider nichts, weil man mindestens zu zweit sein muss, um hochsteigen zu dürfen. Leider stand dann bei der Treppe nur eine grosse Gruppe älterer Menschen, welche alle die Treppe mit ihren Stöcken erklimmen wollten. Nun, ich hatte zwar den ganzen Tag Zeit, aber eigentlich wollte ich auch noch andere Teile der Stadt sehen und so liess ich das Turmerklimmen bleiben. Ich will jetzt hier keine Vergleiche ziehen, aber im Grossmünster ist es also meistens bedeutend ruhiger und den Karlsturm darf man auch alleine besteigen. Nun denn, dafür schaute ich vor dem Münster einigen älteren Herren beim ähm... spielen zu, wobei ich immer noch nicht genau weiss, ob es sich um Boule, Pétanque oder Boccia handelt, geschweige denn, wo denn genau der Unterschied liegt zwischen diesen Spielarten.

Weiter ging es dem Rheinufer entlang, an der Cargo-Bar (St Johanns Rheinweg 46) vorbei, welche vom Lonely Planet als «a nice halfway house between cool and alternative» empfohlen wird, aber leider auch erst um vier Uhr nachmittags öffnete, weshalb ich lieber durch den schönen St. Johannspark spazierte, um mich dann per Flussüberquerung nach Kleinbasel zu begeben, welches leider gemäss Lonely Planet über keinerlei «Sights» verfügt, dafür kam ich an kleinen Cafés wie dem Café/Restaurant Klybeck (Klybeckstrasse 107) vorbei, in welchem ältere Italiener hockten und so etwas wie Domino spielten und ein bisschen einen Sopranos-Flavour aufkommen liessen, aber wahrscheinlich war es nur das allwöchentliche Dominoturnier, welches ich mit viel Fantasie in die Mafiagefilde hineinversetzte. Im Pärkchen Claramatte machte ich dann jedenfalls Pause und trank eine warme Cola aus dem Kühlschrank, vielen Dank Herr Verkäufer!

Der krönende Abschluss meiner Reise war dann aber nicht mein Besuch in Kleinbasel, sondern die Besichtigung des Rathauses (Marktplatz). Immerhin tagte hier der Grossrat und mit ihm bis vor kurzem auch das ehemals jüngste und schönste Ratsmitglied der Schweiz Eric Weber. Dieser hat aber nun Stellenangebot aus Abu Dhabi angenommen und ist ausgewandert, nachdem er in der Schweiz mit Rauch gefoltert und von Türken gejagt wurde (hier nachzuschauen bei Bedarf: Hier!). Das Ratshaus hat aber trotzdem nichts von seinem Glanz verloren mit seiner «astonishingly vivid red facade», wie es im Lonely Planet beschrieben wird, und ist voller Touristen, welche im Innenhof vergeblich versuchten, von den Wandmalereien Fotos zu schiessen, welche aber kaum gelingen, weil es dort zu dunkel ist. Danach folgt ein obligatorischer Besuch des Tinguely Fountains (Theaterplatz), der zwar schon ziemlich schön und spannend ist mit seinen «wacky machines spewing and shooting forth water», aber als richtiger Zürcher muss man halt schon auch anmerken, dass die «Heureka»-Skulptur am Zürihorn doch noch um einiges imposanter ist.

Um jetzt diesen Beitrag nicht mit der doch mehr als klischeehaften Rivalität zwischen Zürich und Basel zu beenden, möchte ich darauf hinweisen, dass ich eine sehr angenehme Zeit in Basel verbrachte und diese Stadt ihren ganz eigenen Charme hat, zwischen riesigen Novartisbauten, lustigen Bräuchen, Kunstaustellungen von Weltformat und einer gesunden Mischung aus Bodenhaftung und kosmopolitanem Flair. Wäre ich Eric Weber, ich hätte mir das mit Abu Dhabi nochmals ganz genau überlegt!

Weitere Kolumnen gibt es auf meinem Blog nachzulesen: Hier!

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