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1. September 2013, 22:38 Konzert Kultur Music

Eine musikalische Verführung

Annekatrin Kaps - Die Opera Basel gastiert mit Mozarts „Don Giovanni“ neu im Volkshaus in Kleinbasel. Noch intimer als dort kann man Oper nicht erleben, umrahmt doch das Publikum hautnah Sänger und Orchester.

Ein grauer Steg, ebensolche Podeste und Leitern – das Bühnenbild macht zu Beginn (noch nicht) viel her. Später wird es grün oder violett leuchten, werden neonblaue Leuchtröhren für Farbe sorgen. Das übernehmen anfangs die wunderschönen Kostüme Jorine van Beeks. Don Giovanni (Panajotis Iconomou) schillert in einem flaschengrünen Mantel. Über einer apricotfarbenen Hose trägt er eine pflaumenblaue Weste, die viel Blick auf Goldkettchen und nackte Brust lässt, Waschbrettbauch inklusive. Dazu das markante Gesicht und gepflegt lange Haare – der geborene Don Juan, der vor allem mit seiner volltönenden Bass-Stimme zu betören weiss.

Donna Anna ist eine der vielen, die seinem Charme erlegen ist. Ihr Vater fordert den Verführer zum Duell. Der Komtur kommt darin um, Donna Anna und ihr Verlobter, Don Ottavio, schwören Rache. Doch Don Giovanni ahnt es weder, noch würde es ihn anfechten. Er hat schon das nächste Opfer im Visier. Zu spät erkennt er in Donna Elvira (Barbara Konzeljs glockenheller Sopran und beindruckende Präsenz ist schlichtweg grossartig)eine ehemalige Geliebte, der er sich gerade noch durch Flucht entziehen kann.

Donna Elvira wird durch Leporello, Don Giovannis Diener, in dessen Verführungskünste eingeweiht. Mit fast ehrfürchtigem Stolz präsentiert Leporello ihr eine ganze Fotogalerie diverser Damen. Von Piotr Micinski mit sonorem Bass und viel Schalk grossartig verkörpert, gibt es keinen Zweifel – der eigentliche Star des Abends ist Leporello! Seinem Herrn steht er bei seinen zahllosen Liebesabenteuern diskret zur Seite und tauscht sogar die Kleider mit ihm, um Zerlinda (Marina Zyatkova ist hinreissend als Donna Elviras Zofe) zu umgarnen.

Auf die Dauer kann das nicht gut gehen, Mozarts Oper ist vor allem auch eine moralische Abrechnung mit dem liederlichen Lebenswandels des adligen Freigeistes. Im grandiosen Finale wird der Geist des toten Komturs Don Giovanni zur Rechenschaft ziehen. Doch dieser weigert sich zu bereuen und wird von der Hölle verschluckt.

Die wundervolle Inszenierung der Schweizer Regisseurin Eva Buchmann ist voller Charme und Witz - die Sänger beeindrucken allesamt stimmlich beeindrucken und agieren herausragend. The Netherlands Symphony Orchestra unter der Leitung von Jan Willem de Vriend spielt musikalisch solide, leider streckenweise ohne nennenswerte Interpretation. Mit viel Spielfreude und Sangeskunst unterstützt der Regio-Chor Binningen/Basel das musikalische Vergnügen eines gelungenen Opernabends.

Nächste Aufführungen 2., 4. Und 6. September, weitere Infos unter www.opera-basel.ch

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