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22. September 2013, 18:41 Kolumnen students.ch

Terrorattacke in Nairobi

Marco Peter - Seit gestern Mittag haben sich 10-15 Kämpfer der somalischen al-Shabab im Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi verschanzt. Zusammen mit einer Mitstudentin absolviere ich ein Austauschsemester in Nairobi - wir erleben hautnah mit, wie Nairobi und Kenia in eine Schockstarre verfallen ist.

Quelle Titelbild: Channel4.com

Gestern Mittag ging es los. Wir waren gerade auf dem Weg in den Nairobi Nationalpark, um unsere erste Safari hier in Kenia zu erleben, als uns eine SMS erreichte. Meine Schwester, die seit eineinhalb Jahren in Nairobi lebt und arbeitet, warnte uns davor, in ein Einkaufszentrum zu gehen, da es in der Westlands-Area Nairobis einen Anschlag gegeben habe. Der grösste seit dem Attentat auf die US Amerikanische Botschaft 1998. Innert Stunden wurde das Thema rund um den Globus zum Topthema in den Medien und hier in Kenia berichten die Fernsehsender seitdem live vom Westgate-Einkaufszentrum. 10-15 Kämpfer der somalischen al-Shabab stürmten das Einkaufszentrum und töteten bisher mindestens 59 Personen, wie BBC berichtet.

Live-Berichterstattung von NTV

al-Shabab üben Vergeltung
Der Angriff wird von al-Shabab als Vergeltungsschlag dafür bezeichnet, dass kenianische Truppen 2011 in Somalia einmarschiert sind. Zu jener Zeit ereignete sich eine Reihe von Entführungsfällen, bei denen die al-Shabab Personen auf kenianischem Boden nach Somalia entführte, was die Organisation mit Verbindungen zur al-Quaida dementierte. Seit diesem Einmarsch drohte die al-Shabab mehrmals damit, Vergeltung für diesen Eingriff zu üben.

Studenten in Aufruhr
Auf dem Gelände der Multimedia University of Kenya, an der morgen Montag für uns und alle Immatrikulierten der reguläre Unterricht des Herbstsemesters beginnen soll, sitzen die jungen Studenten in Gruppen beieinander und diskutieren über das aktuelle Ereignis. Junge Kenianer diskutieren gerne über Politik und sie gehen mit der eigenen Regierung dabei hart ins Gericht; so auch jetzt. Offen kritisieren sie, dass die Regierung die angebotene Hilfe etwa seitens Grossbritannien nicht angenommen hat und rügen den falschen Stolz der Regierung Uhuru Kenyattas. Man kann es fühlen, wenn man in der Gruppe sitzt, dieses Ereignis bewegt die junge Generation, die vernetzt und kritisch ist und tief bewegt von dem tragischen Ereignis.

Ein Flugzeug der Armee kreist über Westgate

Von Twitter und Gerüchten
Über dem Einkaufszentrum, in dem sich die Terroristen noch immer verschanzt haben, kreisen unablässig Hubschrauber und ein Flugzeug des Militärs. Auf Twitter tobt ein Sturm, wenn man die Ergebnisse nach "Westgate" filtert. Gerüchte verschiedenster Art verbreiten sich wie Lauffeuer, doch was wirklich innerhalb des Einkaufszentrums abgeht, dringt nur tröpfchenweise durch die Medien. Eines dieser Gerüchte besagt beispielsweise, dass die Kämpfer die Geiseln nach dem Namen Mohammeds Mutter gefragt hätten. Jene, die es wussten, blieben am leben, andere wurden erschossen. Weiter habe eine Geisel islamischen Glaubens Koranverse auf ein Blatt geschrieben, damit sich andere Geiseln diese verinnerlichen und aufsagen könnten, falls die Geiselnehmer danach fragen sollten.

Aus einem Interview von Channel 4 News mit einem Sprecher der al-Shabab geht die Forderung der Terroristen hervor: "We are saying to the Kenyans, leave our country. That's the first message. And if they refuse to leave our country then we will wage real war."

Verlasst unser Land, oder wir werden echten Krieg beginnen.

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