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9. Oktober 2013, 08:20 Kultur Interview Movie Zurich Film Festival

Hugh Jackman und Zürichs Brezeln

Aneesh Pande - Der Thriller „Prisoners“ lief am letzten Zurich Film Festival und ist inzwischen in den Schweizer Kinos gestartet. Hugh Jackman sprach mit Students.ch über die Verantwortung eines Vaters, seine Leidenschaft fürs Reisen und über die Brezeln in Zürcher Bars.

Denis Villeneuves Thriller Prisoners feierte seine Schweizer Premiere am eben zuende gegangenen Zurich Film Festival. Inzwischen läuft der Film auch in den Kinos. Hugh Jackman spielt darin Keller Dover, einen Vater, dessen kleine Tochter Opfer einer Entführung wird. Der charmante Superstar stellte sich im Baur au Lac beim Bürkliplatz den Fragen der Presse.


Students.ch: Was trinkst du da? Ist das Grüntee?

Hugh Jackman: Genau, das ist Grüntee. Ich liebe Kaffee, aber wenn ich zum Beispiel einen X-Men-Filme mache und der Dreh anstrengend wird, trinke ich am Ende einfach viel zu viel davon. Mit Grüntee trete ich ein bisschen kürzer. Der enthält zwar auch Koffein, aber nicht so viel.
Das war jetzt etwas ausführlich (lacht).

Gehen wir zum Film über. Du spielst in deiner Karriere oft Väter, schon damals in „Swordfish“ oder vor kurzem in „Real Steel“. Und jetzt in „Prisoners“. Wie wichtig sind da diese Rollen für dich? Du bist ja selbst Vater.

Ja, ich habe eine 9-jährige Tochter und einen 14-jährigen Jungen. Solche Rollen berühren mich tief, es handelt sich dabei um etwas, das ich sofort verstehe. Vater zu sein ist der wichtigste Teil meines Lebens, also ziehen mich solche Rollen wohl an.
Aber allein deswegen hab ich „Prisoners“ nicht gemacht. Auch wenn der Film vordergründig von Kindesentführung handelt, geht es auf einer tieferen Ebene darum, sich seinen Dämonen und tiefsten Ängsten zu stellen. Als Schauspieler stelle ich gerne Menschen dar, die ganz anders sind als ich, und Keller ist eine extreme Figur. Als er noch sehr jung war, beging sein Vater Selbstmord. Keller ist ein Ex-Alkoholiker und ein Survival-Experte. Alles Dinge, die mich faszinieren.
Es ist eine ungewohnte Rolle für mich und ein Film mit einem ungewohnten Tempo, einem ungewohnten Tonfall. Das gefiel mir.

Wie hast du dich auf deine Rolle vorbereitet?

Ich habe viel über Kindesentführung recherchiert. Darunter waren auch krasse Fälle, die mich niedergeschmettert zurückliessen. Ich ging mit einem neuen Gefühl von Verantwortung daraus hervor. Ich las von einem Vater, dessen fünfjähriges Kind entführt wurde. Er sagte: „Das schlimmste ist die Erkenntnis, dass dein Kind auf dich wartet.“ Kinder in dem Alter haben keinen Begriff davon, dass die Polizei oder sonst jemand nach ihnen sucht. Sie verstehen nicht, weshalb du als Vater nicht da bist, um sie zu retten. Er sagte, dieser Gedanke treibe ihn in den Wahnsinn. Und ich kann das natürlich nachvollziehen.

Machst du dir nach dem Film grössere Sorgen um deine Kinder?

Man macht sich immer Sorgen. Aber man darf seinen Kindern diese Sorgen nicht aufbürden. Sie sollen ja nicht ängstlich und paranoid in die Welt hinaus gehen.
Bin ich nach dem Film ein bisschen vorsichtiger als zuvor? Absolut. Und ich habe auch mit meinen Kindern darüber geredet. Aber ich versuche, sie nicht mit meinen Sorgen zu erdrücken.

Haben deine Kinder „Prisoners“ gesehen?

Nein, für die beiden ist er noch nicht geeignet. Zum einen natürlich wegen der Gewalt, aber es ist auch ein sehr erwachsener, ein moralisch ambivalenter Film. Er stellt Fragen, mit denen Kinder noch nicht umgehen können. Aber wir als Erwachsene müssen uns damit auseinandersetzen, mit der Frage nach der Natur von Gewalt. Was ist akzeptabel? Wie weit würden Sie gehen, wie weit können Sie gehen? Wie weit sollten Sie gehen? Einfache Antworten gibt es da nicht.

Welche deiner Filme schauen deine Kinder denn?

Sie schauen sich die X-Men-Filme an, sie gucken Wolverine. Sie sind auch oft bei den Dreharbeiten dabei. Ich habe Ihnen meine Filme lange nicht gezeigt, aber sie haben angefangen, sie auf ihren iPads zu schauen. Sie lieben „Real Steel“. Und einer der Lieblingsfilme meines Sohnes ist „Flushed Away“, dieser Animationsfilm, den ich mal gemacht habe. Und der an den Kinokassen leider nicht sehr erfolgreich war. Mein Sohn regt sich immer auf: „Wieso machen die keine Fortsetzung? So viele schlechte Filme kriegen Fortsetzungen, wieso nicht die guten?“ (lacht)

Du bist ja ein grosser Filmstar, und dennoch kommst du in Interviews, so auch hier, sehr entspannt und charmant rüber. Was ist dein Geheimnis?

Ist das so? (lacht) Ich bin ein Schauspieler. Du solltest mich nach dem Interview sehen. Was mein Geheimnis ist? Ich liebe meinen Job, ich reise sehr gern. Ich weiss, viele Schauspieler hassen das ganze Prozedere, aber ich habe immer Spass dabei. Der Beruf kann natürlich auch anstrengend sein, aber normalerweise fühlt es sich nicht wie Arbeit an. Ich kann mein Glück kaum fassen. Als ich aufwuchs, betete ich darum, dass mich einfach jemand fürs Reisen bezahlen würde. Das war alles, was ich tun wollte: Reisen.
Ich war übrigens auch schon einmal in Zürich, mit neunzehn Jahren. Als Rucksacktourist. Ich hatte zehn Pfund am Tag zur Verfügung, das war auch damals in 1987 nicht viel. Da ich mir kein Hotel leisten konnte, schlief ich am Bahnhof. Und einmal ging ich in eine Bar, weil ich dort eine Schale mit Mini-Brezeln sah. Ich konnte mir keine Mahlzeit kaufen, also bestellte ich mir ein Bier und verputzte acht Schalen mit Brezeln. (lacht)

Und was hält dich auf dem Teppich?

Meine Familie. Und die Einsicht, dass ich halt nur ein Schauspieler bin. Ich verkleide mich ja bloss und tu so als wär ich jemand anders. Ich liebe es zwar und die Leute lieben es, ins Kino zu gehen, aber weisst du: da darf man sich auf keinen Fall zu wichtig nehmen.


Für das Interview: Aneesh Pande
Für die Verschriftung: Gregor Schenker

Lest auch die Kritik zum Film.

Bilder von Ascot Elite

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