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27. Oktober 2013, 15:27 Bücher Kultur students.ch

Man stirbt nicht so leicht, wenn man jung ist.

Annekatrin Kaps - Viel bebilderte Literatur gab’s bei der Vernissage der neuen Ausstellung Ligne claire im Cartoonmuseum zu sehen. Wie gefährlich Helene Hegemann wirklich ist, erfuhr man bei ihrer Lesung im Volkshaus.

Im Cartoonmuseum ist schon fast kein Durchkommen mehr. Mit der „Ligne claire“ schuf der belgische Zeichner Hergé einen Stil, dem sich nicht nur viele Cartoonisten anschlossen, sondern der auch prägend auf die nächsten Generationen wirkte. Originalzeichnungen von fünfzig Künstlern zeigen die faszinierende Geschichte des prägnanten Zeichenstils, wie der Niederländer die „Ligne claire“ nannte. Die sehenswerte Ausstellung läuft bis zum 9.3. 2014.

Auch im Volkshaus hat sich indessen der Innenhof schon deutlich gefüllt. Dafür sind im Unionssaal die Besucher noch sehr übersichtlich verteilt. Dabei wird hier gleich Helene Hegemann aus ihrem neuen Buch „Jage zwei Tiger“ lesen. Und natürlich macht einen Teil die Neugierde aus, wie das Buch so ganz ohne fremde Hilfe geworden ist. Wir erinnern uns – „Axolotl“ wurde hochgelobt, bis bekannt wurde, dass Hegemann sich grosszügig zahlreicher Quellen bedient hatte.

Von Missverständnissen spricht die Autorin, darauf angesprochen und sagt resümierend „Man stirbt nicht so leicht, wenn man jung ist.“ Das ist zwar ein Satz aus ihrem aktuellen Buch, aber auch für ihre Person passend.

Dann beginnt sie zu lesen, atemlos schnell. Es geht um ein Kind, dass bei einem Autounfall seine Mutter verliert, danach wegläuft, schlussendlich aber bis zu dem dahin abwesenden Vater gebracht wird. Hegemann erzählt lakonisch und durchwegs fesselnd.

Ihr zentrales Thema sind Minderjährige in Extremsituationen, deren Figuren sie unterschiedlich und nicht nur positiv schildert. Die Erwachsenen kommen bei ihr weniger gut weg. Die prägnant beobachtete Geschichte, mit grosszügig eingestreuten F…-Wörtern oder ähnlichem Vokabular angereichert, ist spannend zu hören und sicher eine der Entdeckungen der Buchbasel.

Einen ganz anderen Einblick bot sich am Abend. In Zusammenarbeit mit Culturescapes und dem Schwerpunkt Balkan kamen bei der sogenannten Krokodil-Lesung vier Autoren und Autorinnen zu Wort, die hier weitgehend unbekannt sind. Warum das in Belgrad entstandene Literaturfestival den Namen Krokodil trägt, konnten seine Initianten zwar nicht schlüssig erklären. Doch wofür sie es machen, wissen sie genau, der „Langweile und der Lethargie“ haben sie den Kampf angesagt. Und dafür einige der interessantesten Stimmen des Balkans eingeladen.

Vladimir Arsenijević erzählte in „Wurzellosigkeit“ von dessen befreiender Wirkung. Dasa Drndic widmet sich in ihren Büchern der europäischen Geschichte und dem Krieg. Andrej Nikolaidis mischt sich gern ein und legte sich auch schon mit Emir Kusturica an. Nenad Velikovic wuchs dreisprachig auf und beschäftigt sich ebenfalls literarisch mit dem Krieg.

Nach so viel ernsthaften Gedanken sorgt die Band KAL mit ihrem nun schon legendären Rock`n Roma mit packenden Rhythmen und einem Feuerwerk des Balkan-Pops für die nötige Entspannung.

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