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12. November 2013, 00:00 Kultur Movie

KINO: Escape Plan

Joel Walder - Sly und Arnie – zwei Legenden des Actionfilms, die in den letzten dreissig Jahren damit beschäftigt waren, sich gegenseitig mit steigenden Bodycounts und sinkendem Körperfett zu übertrumpfen. Nun teilen sich die alternden Gentlemen der gepflegten Klopperei zum ersten Mal die Hauptrollen.

Andere Schauspieler wechseln mit steigendem Alter in sachtere Gefilde und drehen Komödien und Dramen. Stallone und Schwarzenegger, Jahrgang 1946 respektive 1947, sind da nicht so flexibel. Ersterer hat irgendwann eingesehen, dass seine Fans ihn nun mal in Actionfilmen sehen wollen und sich gesagt: „Action it is.“
Zweiterer ist nun wirklich kein grossartiger Schauspieler (und das sage ich mit dem allergrössten Respekt). Schwarzenegger war grandios als stoischer Terminator, verkörperte andere Actionfiguren mit Bravour und ist verantwortlich für die gefühlte Hälfte aller tollen One-Liner, doch ein Mann für die subtile Mimik ist er nicht.

In Expendables 2, wo das Duo zuletzt zu sehen war, haben sie sich wunderbar selbstironisch gegeben. Unvergesslich die Szene, als die goldene Rentnertruppe zum Schluss kommt, dass sie eigentlich allesamt in ein Museum gehören.
Ganz Unrecht hatten sie aus zweierlei Gründen nicht. Gebaut sind beide noch wie Bären und für ihr Alter in ausserordentlicher Fitness, doch sie gehen auf die Siebzig zu, und da joggt man nicht mehr mit jugendlichem Elan durch die Schlachtfelder moderner Actionfilme. Museumswürdig sind sie aber auch, weil sie lebende Legenden sind, und denen schaut man auch noch gerne zu, wenn die Haut über dem Bizeps nicht mehr so straff ist (Arnold Schwarzenegger ist ein Museum gewidmet, notabene, und zwar in seinem österreichischen Heimatort).

Die massgebliche Attraktion des Filmes liegt in den beiden Hauptdarstellern. Und das ist schade, denn der Film vergibt einiges an Potential. Sylvester Stallone ist Ray Breslin, der sich in Hochsicherheitsgefängnisse einsperren lässt, um dann wieder auszubrechen. So zeigt er die Schwächen des Systems auf und mach die Verwahrungsanstalten sicherer. In einem Buch konstruierte er gar ein ausbruchsicheres und vermeintlich fiktives Gefängnis.

Eines Tages klopft die CIA an seine Tür und ist bereit, ihm das Doppelte seines üblichen Lohns zu zahlen, sollte er sich bereiterklären, ihr eigenes, verstecktes und illegales Käfig zu testen, das für besondere Lumpenhunde reserviert ist, die so schnell kein Tageslicht mehr zu sehen bekommen sollen. Dort angekommen freundet er sich mit Emil Rottmayer (Schwarzenegger) an und findet zu seinem Bedauern raus, dass das Gefängnis auf seinen eigenen, eigentlich wasserdichten Plänen basiert und er Opfer eines Komplotts wurde und nicht nur zum Schein eingesperrt wurde. Das heisst: Playtime’s over, die Flucht gilt ernst.

Glücklicherweise kann er auf Rottmayer zählen, mit dem er in der Folge einen Meisterplan ausheckt, sich durch Schächte zwängt, Schlägereien liefert – was man halt so macht, wenn man Stallone beziehungsweise Schwarzenegger ist und in einem Film mitmacht.
Ihre beiden Figuren sind übrigens Genies (Breslin als Ausbrecher, Rottmayer ist ein IT-Wunder), was zu einem lustigen Dialog führt. Als sie beide die Intelligenz ihres Partners entdecken, spricht Breslin aus, was das Publikum schon lange dachte: „You don’t look so smart.“ Das soll nicht heissen, dass Schwarzenegger und Stallone dumm sind, die intellektuellen Wunderknaben kauft man ihnen nun aber wirklich nicht ganz ab.

Das angesprochene Potential nun ist an mehreren Stellen verlorengegangen. Das Drehbuch fusst auf einer interessanten Prämisse und weiss das ein oder andere Mal zu überraschen, aber insgesamt ist es unausgegoren. Die Geschichte verzettelt sich in verschiedenen Sphären, die wohl einen Bezug zur „echten“ Welt darstellen sollten: Bankenkrise, Snowden auf der Flucht und Guantanamo-Bay. Dass Breslin Tochter und Frau hat wird angeklungen, um seine unnatürliche Faszination für Hochsicherheitsgefängnisse zu rechtfertigen und eine minimalistische Romanze soll dem Krieger eine menschliche Seite geben – beides wirkt aufgesetzt. Logikfehler hüben und drüben werden gekonnt ignoriert.

Manchmal wirkt der Film so alt wie seine Hauptdarsteller: Es läuft unweigerlich darauf hinaus, dass für das grosse Finale massenweise gesichtslose Wächter im Kugelhagel sterben, die selber unsere alternden Actioner konsequent verfehlen. Klar, es scheint eine ungeschriebene Regel des gewöhnlichen Actionfilms zu sein, dass die Bösewichte so zielen, als hätten sie „Schusswaffe“ soeben erst buchstabieren gelernt. Gut ist es deswegen nicht. Alle Regisseure, die sich an einen Actionfilm wagen, sollten gezwungen werden Michael Manns Heat zu schauen, sodass sie wenigstens wüssten, wie man es auch noch machen könnte. So vorausschaubar, wie Escape Plan inszeniert ist, kann sich leider keine richtige Spannung breit machen.

Was bleibt, ist ein durchzogenes B-Movie im goldenen Gewand, das vom Charme der Altstars getragen wird. Die sind leider auch nicht in unbestechlicher Form.

Bewertung: 2 von 5

  • Titel: Escape Plan
  • Land: USA
  • Regie: Mikael Hafstrom
  • Drehbuch: Miles Chapman, Jason Keller
  • Darsteller: Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Jim Caviezel, Amy Ryan, Curtis ‚50 Cent‘ Jackson, Vinnie Jones
  • Verleih: Ascot Elite
  • Start: 14. März 2013

Fotos von Ascot Elite

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