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6. Februar 2014, 14:50 Kolumnen

Badoo – Ein Spiel der Lust

Anik Schoch - Badoo ist eine Smartphone-App fürs Flirten. Der Ruf eines „F***-Portals“ geht der App bereits voraus. Ich habe den Selbstversuch gewagt.

Tag 1: Die Frage welche Fotos ich hochladen soll, bringt mich schon zur ersten Verzweiflung. Ich ändere die Fotos immer wieder und bin schliesslich doch nicht vollkommen zufrieden, aber lasse es nun so.

Tag 2: Ich habe bereits mit den ersten Männern Kontakt. Viel Schlaues ist ja nicht gerade dabei. Ich erfahre, dass Männer sogar Angebote von Männern bekommen, in denen diese ihre Schuhe putzen wollen und dafür beschimpft werden möchten (sie zahlen auch noch dafür). Ich hatte leider bisher kein so obskures Angebot. Nur her damit, meine Schuhe haben's nötig.

Tag 3: Die Auswahl ist immer noch grauenhaft. Was, du bist 46? Nein, danke.

Tag 4: Das scheint mir auf Badoo wie im richtigen Leben zu sein: Die Männer lesen die Nachricht und antworten zwei Tage später. Schrecklich! Ich probiere mich nicht aufzuregen! Echt Jungs, wenn ihr Zeit habt, es zu lesen, antwortet doch bitte in den nächsten 12 Stunden!

Tag 5: Die App langweilt mich, ich lösche sie.

Tag 6: Die Zugfahrt von Zürich nach Luzern langweilt mich, ich installiere die App wieder.

Tag 7: Der Einzige, mit dem ich schreibe, löscht die App. Ich fange wieder bei null an. Zum Glück gibt es im TV so oft Werbung, dann habe ich reichlich Zeit, um die männlichen Mitglieder abzuchecken.

Tag 8: Ich bekomme ein Angebot für Webcamsex. Ich lehne dankend ab.

Tag 9: Ich habe herausgefunden, dass ich, wenn ich alle Verehrer lösche, meine gewonnenen Punkte einsetzen kann, um öfter gezeigt zu werden.

Tag 9: 5min später: Ich habe zehn neue Nachrichten, 40 Verehrer, 105 Profilbesucher. Etwas überfordert lese ich die Nachrichten. Neun werden aussortiert.

Tag 10: Ich bekomme eine eindeutige Antwort auf meine Smalltalkversuche: „Hey los, bevor mer gegesitig eusi zit verschwändet, ich han glaub biz anderi absichte als du, wenni das direkt so säge derf... ich stahn eigentli au nöd so ufde smalltalk scheiss :)“

Tag 11: Badoo fängt mich langsam wieder an zu langweilen. Wirklich Jungs, müsst ihr eure F***-Dates online suchen? Warum macht ihr das nicht ausschliesslich im Ausgang? Ihr könnt dort gleich testen, ob sie gut küssen kann, stosst nicht auf Fakeprofile, könnt riechen, ob sie sich auch regelmässig wäscht und alles, was sonst noch wichtig sein könnte für ein ONS.

Mein Fazit zu dieser App ist: Kriegt ihr im Ausgang keine ab, nutzt sie. Kriegt ihr im Ausgang eine ab, lasst es. Sucht ihr eine Beziehung, lasst es. Ist euch langweilig, lasst es. Doch wer hört schon auf seinen eigenen Rat?!

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