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29. Mai 2014, 16:38 CD / Vinyl Music

Gimmalaya und die leeren Swimmingpools

Patrick Holenstein - Klar, irgendwie ist der Rapper Gimma wieder da, aber irgendwie dann auch wieder nicht, denn beim Projekt Gimmalaya funktioniert er mehr als Dirigent für die Beteiligten und hält sich vornehm zurück – auch was Provokationen angeht. Vielmehr wird auf Texte aus dem Leben gesetzt.

„Immer wieder du“ ist das vor Elekro-Rhythmen stampfende Herzstück der Platte und gleichzeitig Synonym für einen Mann, der hinter dem Projekt steht: Gimma. „Keine hät en uf em Schirm gha für das ...“ heisst es im Text und damit könnte durchaus der Bünder Rapper gemeint sein, denn Gimma war beim Projekt Gimmalaya nicht nur Dirigient für die Talente und Jongleur für die Texte und Studiotermine. Gimma hat auch produziert und tatkräftig mitgemacht. Angefangen hat alles damit, dass Gimma neue Herausforderungen gesucht hat. Parallel zirkulierten zwischen ihm und dem befreundeten Sandro Dietrich ständig Demos. Ausserdem stand ein Versprechen im Raum. Nyna Cantieni ist Sängerin mit klassischer Ausbildung und stammt ebenfalls aus dem Bünderland. Ihr sollte ein Album auf ihre Stimme zugeschrieben werden. Dazu kam ein Drummer, dessen Band sich aufgelöst hat, ein Gitarrist, dessen Hauptband schon bekannt ist und der sich bei Gimmalaya engagieren wollte. Dazu ein Grafiker, der lieber Musik machen wollte und ein Nerd, der vom DJ kurzerhand zum Dubstep-Bassisten umfunktioniert wurde. Gimmalaya war geboren.

Gimma ist ja bekannt dafür, dass er gerne neue musikalische Wege begeht. Ob das Featurings seien oder ganze Platten wie mit Bucher & Schmid. Aber bei Gimmalaya nimmt er sich zurück und lässt seine Kollegen und Talente nach Herzenslust Musik machen. Klar, der Bünder ist aktiv, steckt hinter den Arragenements und hat natürlich mitgetextet. Etwa „Flüüga“, die Hymne darauf, dass alle Menschen gleich sind und man sich sein Leben selbst aufbauen soll bzw. das Fliegen durch das eigene Sein selbst erlernen und definieren kann. Dabei harmonieren die Stimmen wunderbar und die luftigleichte und poppige Hintergrundmusik trägt die gesanglichen Protagonisten und das gilt eigentlich für das ganze Album. Musikalisch greift ein Zahnrad des Konstrukts in das nächste und sorgt für ein abwechslungsreiches Album. Zwar fehlen politische Statements, wie man sie von Gimma zeitweise fast schon erwartet hätte, aber dafür dreht sich viel um zwischenmenschliche und metaphysische Elemente. Das steht dem Projekt ziemlich gut.

Bei einer „urban“ Platte dürften Gäste natürlich nicht fehlen. Knackeboul und Stämpf sind mit dabei, aber auch die Newcomer Daymah und Giganto. Kein Wunder, kommt dabei der Humor nicht zu kurz. So macht die Parodie auf Rammstein in „Lüütend nüma ah“ sehr viel Spass und vielleicht kann der Satz „Ich läbä im ewige Iis“ im Song „Z ewiga Iis“ als Synonym für die Festung der Einsamkeit verstanden werden und damit wäre der ironische Hinweis auf Superman und die süffisante Doppeldeutigkeiten, die Gimma so liebt, wieder da. Oder auch nicht. Wohl Interpretationssache und unbeantwortet bleibt sowieso vieles, zum Beispiel, wieso die Platte „Leeri Swimmingpools“ heisst.

Gimmalaya - Flüüga

  • Das Album "Leeri Swimmingpools" von Gimmalaya ist ab sofort im Handel erhältlich.
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