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21. August 2014, 14:37 Movie

Kino: The Hundred-Foot Journey

Murièle Weber - Wer seine Filme gerne mit viel Pathos, verpackt in schöne Bilder serviert bekommt, wird auch vom neuesten Streifen von Lasse Hallström nicht enttäuscht werden. Zum Glück geht’s neben dem Essen und der Völkerverständigung auch um die Feindschaft zweier Tattergreise.

Südfrankreich ist nie schöner als in einem amerikanischen Spielfilm. Fast schon obsessiv scheint die Sonne und lässt das pittoreske Dörfchen in fröhlichen Farben erstrahlen. Das Gemüse ist knackiger, die Kühe glücklicher, die Menschen gesünder. Das findet auch Hassan, der Sohn der Familie Kadam, die nach ihrer Auswanderung aus Indien und einer Odyssee durch die verschiedenen Länder Nordeuropas, wegen einer Autopanne hier gelandet ist.

Hassan ist der designierte Koch der Familie und erklärt kurzerhand, dass Gemüse hier habe eine Seele – ganz im Gegensatz zum Resten Europas. (Und was wie eine gute Überleitung zum Angriff der Killertomaten klingt, ist hier leider durchaus ernstgemeint.) Das Familienoberhaupt (kurz genannt Papa) setzt dem Ganzen dann noch einen drauf und erklärt die Autopanne zum schicksalshaften Zeichen dafür, dass man hier bleiben und ein indisches Restaurant eröffnen solle.

Blöd nur, dass genau gegenüber – man erahnt es, genau einhundert Fuss entfernt (der Filmtitel ist hier einmal mehr der sprichwörtliche Zaunpfahl) – bereits ein anderes Restaurant steht, welches einen Michelin-Stern besitzt. Die distinguierte ältere französische Dame Madame Mallory (Helen Mirren: zwar unverkennbar englisch, aber mit überraschend gutem Französisch) ist von dieser Entwicklung wenig begeistert und unternimmt alles, um den Erfolg des neuen Restaurants zu sabotieren.

Das wiederum lässt sich Papa (Om Puri: einfach wunderbar) nicht gefallen und ein Streit entbrennt zwischen den zwei. Es ist ein Genuss den beiden älteren Menschen dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig das Leben schwer machen, ganz im Stile von Jack Lemmon und Walter Matthau in The Odd Couple (1998). Dies sind dann auch die einzigen Szenen, in denen der Film wirklich zu unterhalten vermag. Die Feindschaft hätte gut noch viel böser inszeniert werden können und nicht nur das Potential gehabt, für mehr Lacher zu sorgen, sondern den Film überhaupt zu tragen.

Aber selbstverständlich ist der angestrebte Ton in einem Film über Essen und Völkerverständigung nicht bitter-böse, sondern eher süsslich-nett. Und so geht es ultimativ (Achtung nochmals Filmtitel, Zaunpfahl) um die Überbrückung von Unterschieden und darum, dass jeder so sein darf, wie er eben ist und ach haben wir uns nicht alle schrecklich lieb.

Und so werden die hochglanzprospektartigen Bilder von in satten Farben glänzendem Gemüse, von auf dem Grill zischenden Fleisch, graziös zerbrechenden Eiern und im Sonnenlicht tanzende Mehlpartikel untermalen mit Sätzen wie: „Das Leben hat seinen eigenen Geschmack.“ Oder: „If you can’t beat them, join them.“ Da wünscht man sich sehnlichst Herr Hallström hätte sich vom im Internet kursierenden: „If you can’t beat them, eat them“ (in Anlehnung an den Biss von Fussballer Suarez an der letzten Weltmeisterschaft) inspirieren lassen. Das wäre um einiges unterhaltsamer gewesen!

Bewertung: 3 von 5

  • Titel: The Hundred-Foot Journey
  • Land: USA 2013
  • Regie: Lasse Hallström
  • Drehbuch: Steven Knight (Drehbuch); Richard C. Morais (Buch)
  • Darsteller: Helen Mirren, Om Puri, Manish Dayal, Charlotte Le Bon
  • Verleih: Ascot Elite
  • Start: 21. August 2014


Fotos von Ascot Elite
Foto: "Attack of the Killer Tomatoes" dvd-forum.at
Foto: "Suarez" twitter.com

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