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16. September 2014, 00:00 Movie Zurich Film Festival

Kino: 20 Regeln für Sylvie

Gregor Schenker - Eine Komödie, so unlustig, dass man davon Depressionen und Wutanfälle kriegt. Ein trauriger Tag für das schweizerische Kino und der Beweis dafür, dass Basler einfach nicht lustig sind.

Eigentlich will man über Giacun Caduff nur Gutes schreiben. Schliesslich hat der umtriebige Basler Filmfanatiker das Gässli Film Festival aus der Taufe gehoben (und dafür letztens Robert Crumb hergeholt), wirkt als Person äusserst sympathisch und hat es sogar geschafft, für seinen ersten Spielfilm Carlos Leal (Sennentuntschi) zu mobilisieren.

Aber es beisst die Maus kein Faden ab: 20 Regeln für Sylvie ist der hinterletzte Mist. Eine Komödie so hundsmiserabel, dass man vor Wut in den Kinosessel beisst. Der schlechteste Film seit dem cineastischen Stinkefinger, der sich Leuchtturm, Leichen & Pasteten nannte.

Die Handlung dreht sich um einen paranoiden Vater namens Adalbert (eben Leal), der nach dem Tod der Frau mit seiner Tochter Sylvie (Viola von Scarpatetti) im Kanton Waadt lebt. Als sich das Mädchen auf ein Studium in Basel vorbereitet, dreht Adalbert fast durch.

Um zu verhindern, dass sie in der sündigen Rheinstadt vom guten Weg abkommt, gibt er ihr zwanzig Regeln mit, darunter solche wie "Keine Telefonate nach Mitternacht" oder "Kein Lippenstift".

Um sicherzugehen, dass Sylvie diese Regeln auch einhält, reist Adalbert ebenfalls nach Basel und spioniert ihr heimlich nach. Die Umstände führen natürlich dazu, dass er selbst am Ende alle Regeln bricht.

Im Folgenden ein paar Beispiele dafür, was in diesem Film als "Humor" durchgeht:

  • Sylvie und ihre beste Freundin essen Brownies, die mit Hasch versetzt sind. Die beiden kichern albern.
  • Adalbert verkleidet sich aus Versehen als Hippie, so dass ein junger Mann von ihm "Pilzli" kaufen will. Also schenkt er ihm eine Packung Champignons.
  • Als Adalbert in Zürich auf eine Lesbe mit kurzen Haaren trifft, spricht er sie mit "Monsieur" an.
  • Der Rapper Skelt! tritt in einer Nebenrolle als prolliger Ladenbesitzer auf, der jeden Satz mit "Weisch?" beendet.
  • Am besten gefiel mir aber der Dialogfetzen hier (geäussert von Sylvies Mitbewohnerin): "Ech be denn mal gange, ech be scho de ganzi Tag spetz uf de Tom" ("Ich bin dann mal weg, ich bin schon den ganzen Tag spitz auf Tom"). Man sieht selbst der Schauspielerin an, wie peinlich ihr dieser Onliner ist.

Lauter Witze also, die schon vor 20 Jahren völlig abgenudelt waren oder ganz einfach so höchst unerfreulich sind.
Ganz zu schweigen von ihrer unbeholfenen Darbietung: Kommt es bei einer Komödie ganz entscheidend auf das Timing an, so ist genau dieses bei 20 Regeln für Sylvie stets katastrophal. Unnötige Pausen torpedieren jede Pointe, auf denen der Film dafür ewig herumreitet.
Und besonders fatal ist für die Komik, dass hier keiner ausser Leal für saure Gurken schauspielern kann. (Zudem ist Viola von Scarpatetti als 20-Jährige keine Sekunde lang glaubwürdig.)

Die Handlung ist dafür dasselbe unentschlossene Etwas, das für Schweizer Filme typisch ist. Da entdeckt Sylvie zum Beispiel plötzlich, dass sie lesbisch ist, was sich nicht einmal ansatzweise logisch aus der Handlung entwickelt. Ernst nehmen soll man das aber trotzdem. Na herzlichen Dank auch, wieder ein Haufen Fördergelder vergeudet.

Bewertung: 1 von 5


  • Titel: 20 Regeln für Sylvie
  • Land: Schweiz
  • Regie: Giacun Caduff
  • Drehbuch: Megan Woodward
  • Darsteller: Viola von Scarpatetti, Carlos Leal, Joël von Mutzenbecher
  • Verleih: Innovative Eye
  • Start: 18. September 2014

Biler von Innovative Eye

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