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28. September 2014, 00:00 Movie Zurich Film Festival

Northmen – A Viking Saga @ Zurich Film Festival

Gregor Schenker - Die sanften Schweizer drehen einen Film über wilde Wikinger – der derart erbärmlich schlecht ist, dass selbst Odin der Mund offen stehen bleibt. Es ist aber auch eine selten dämliche Idee, mit einem Schmalhans-Budget „Lord of The Rings“ plagiieren zu wollen.

Wenn der kleine Trupp von Helden über die weite Landschaft eilt, während die Kamera über sie hinweg fliegt und von der Tonspur eine triumphale Fanfare ertönt, ist klar: Hier hat einer versucht, es Peter Jackson und seinem Lord of the Rings nachzumachen.

Es bleibt jedoch beim Versuch, denn das Budget mangelt an allen Ecken und Enden. Die südafrikanische Küste (die vermutlich aus Kostengründen für Schottland einspringt) mag ja ganz schön sein, aber bereits nach zehn Minuten wiederholen sich die immer gleichen Hügel und Waldstücke. Ansonsten gibt es keinerlei Schauwerte, nur ein paar austauschbare Nasen, die sinnlos in der Gegend herumrennen und sich von Zeit zu Zeit unspektakuläre Schwertkämpfe liefern.

Weil Regisseur Claudi Fäh (Coronado) nichts zu zeigen hat, muss er das Feld seinen Drehbuchautoren überlassen, den beiden Österreichern Bastian Zach und Matthias Bauer. Die setzen ganz auf ihre Dialogkünste – denn Reden kostet ja nichts. Und weil Reden nichts kostet, gibt es hier davon jede Menge und ohne Pause. Egal, ob die Wikinger die Wegstrecke ausdiskutieren oder irgendwer von seiner Kindheit erzählt: Sobald einer anfängt zu reden, passiert erst einmal nichts mehr. Und denkt bloss nicht, dass Zach und Bauer auch nur eine einzige inspirierte Zeile zuwege bringen würden.

Die Geschichte, die sich aus dem Gesülze herausdestillieren lässt, ist einfallslos bis zum Erbrechen: Ein paar Wikinger landen nach einem Sturm in Schottland, wo ihnen eine Königstochter in die Hände fällt (die übrigens seherische Fähigkeiten hat, ohne dass das jemals von Belang wäre).
Da dem König das Lösegeld zu schade ist, hetzt er den Entführern einfach ein paar gefährliche Söldner auf den Hals (darunter: Anatole Taubman, mit Halbglatze und Schnauzbärtchen ein selten lächerliches Würstchen von Bösewicht).
Daraufhin: Gerenne, Gekämpfe und eben Geschwätz. Hat man alles schon woanders gesehen, gewöhnlich besser. Wäre das nicht zufällig eine schweizerische Produktion, kein Schwein würde sich danach umdrehen.

Aber wisst ihr, was das Schlimmste ist? Das offene Ende legt eine Fortsetzung nahe. Möge Odin uns davor bewahren.

Weitere Vorstellung:

  • Mi, 1. Okt, 20:30, Arena 5 (in Anwesenheit von Regisseur und Produzenten)

Film läuft als Gala Premiere.

Kommentare
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dollarhyde 28.09.2014 um 12:36
Ja, die immergleichen Muster wiederholen sich sehr schnell. Wie gesagt: Wenn man sonst nichts zu zeigen hat ...
Muriele
Muriele 28.09.2014 um 02:11
Absolut deiner Meinung! Besonders genervt hat mich noch, dass alle 10 Minuten jemand gerettet wird und zwar immer, aber auch immer auf den allerletzten Drücker. Ach ja und dann noch die Liebesgeschichte, die sich schon nach einer Viertelstunde abzeichnet.