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8. Oktober 2014, 15:58 Kultur

Mingles - Vor- und Nachteile des Minglelebens

students Redaktion - Seit einiger Zeit macht eine Wortschöpfung die Runde, die eine beständig wachsende Zahl von partnerschaftssuchenden Singles beschreibt. Die Rede ist von Mingles, wie es sie schon seit vielen Jahren gibt.

Beziehung oder keine – miteinander Mingle oder doch lieber solo?

Sie fanden früher außer im Bekanntenkreis kaum Beachtung. Ihr Status hingegen weckte das Interesse in ihrem Umfeld und heute sind Mingles auf dem Vormarsch. Sie sind eine Form der Partnerschaft mit Einschränkungen, die nicht zuletzt auch dem heutigen Zeitgeist und neuzeitlichen Anschauungen geschuldet ist. Wer jedoch ist eigentlich ein Mingle?

Das Schweizer Partnerschaftsportal parship.ch hat vor einiger Zeit eine umfangreiche Studie veröffentlicht. Sie sagt eindeutig aus, dass die größte Zahl der als Single lebenden Menschen bestrebt ist, eine feste Partnerschaft einzugehen. Neben beruflichen und sonstigen Problemen besteht die Grundlage zu ihrem Singledasein jedoch in negativen Erfahrungen vorhergegangener Partnerschaften und/oder in ihrer Unschlüssigkeit. Diese Personengruppe ist nahezu prädestiniert zum Mingle zu werden. Diese Wortschöpfung aus dem englischsprachigen Raum besteht aus „mixed“ (vermischt) und „Single“. Sie kennzeichnet zwei Singles, die eine völlig unverbindliche Partnerschaft eingehen und diese genauso jederzeit wieder lösen können. Sie leben vorübergehend als Paar, haben Sex, küssen sich in der Öffentlichkeit und bewältigen den Alltag gemeinsam. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem sie sich wieder trennen, ohne die Option auf ein erneutes Zusammenleben aufzugeben. Laut parship.ch leben derzeit 4,5 Prozent der Schweizer in einer Minglekomposition. Sie sind Arbeiter, Akademiker, Studenten und Beamte – keine Personengruppe bleibt dem Mingleleben vorbehalten. Ist diese Form der Partnerschaft jedoch zukunftsträchtig, geschweige denn angesichts des früheren feierlichen Ehegelübdes tragbar? Es gibt keine eindeutige Antwort und das Leben als Mingle kann erfüllend, aber auch frustrierend sein.

Welche Vorteile bietet das Leben als Mingle?

Eine durchgreifend verbreitete Prämisse des heutigen Lebens ist das ständige Hinterfragen. Viel intensiver als früher hinterfragen wir Menschen den Sinn unseres Lebens, politische und gesellschaftliche Entscheidungen – aber eben auch die Wahl des richtigen Lebenspartners. Das soll nicht heißen, dass die Menschen früher unbedacht eine eheliche Beziehung eingegangen sind. Die Rolle der Frau und des Mannes, der berufliche Status des Ernährers und der Hausfrau, aber auch Standesdenken haben jedoch die Entstehung einer Partnerschaft stark beeinflusst. Heute ist die Bewertung des gewählten Partners auf Lebenszeit freier und ungezwungener, wobei auch der Verzicht auf religiöse Dogmen eine große Rolle spielt.

Zwei Mingles gehen eine Beziehung ein, in der sie augenscheinlich wie ein Ehepaar zusammenleben. Sie sind sich einig, dass diese Komposition beiderseitig jederzeit lösbar ist. Dies ist die wichtigste Grundvoraussetzung zum Leben in einer Minglepartnerschaft, denn sonst beruht sie auf Einseitigkeit.Diese Form der Partnerschaft kann besonders während der Zeit der beruflichen Orientierung sehr nützlich sein. Studenten sind in einem hohen Maße davon betroffen. Sie leben gemeinsam in einer Partnerschaft, legen sich jedoch nicht fest, wohin sie ihr Studium eines Tages führen wird. Viele von ihnen setzen ihren Studienerfolg später in ihrer persönlichen Form der Selbstverwirklichung fort, die mit einer Fortführung dieser Minglepartnerschaft unverträglich ist. Meist ist die räumliche Trennung durch die weltweiten Einsatzmöglichkeiten der Auslöser dafür.

Mingles profitieren in ihrer vorübergehenden Partnerschaft von wachsenden sexuellen Erfahrungen. Ob sie dabei sexuelle Freizügigkeit oder Sex nur in der Partnerschaft vereinbart haben, ist unerheblich. Die körperliche Liebe entwickelt sich erst allmählich und eine Minglekomposition nimmt sich häufig die Zeit, Harmonie oder abweichende sexuelle Interessen kennenzulernen. Die Einstellung dem Partner/der Partnerin gegenüber kann wachsen, ohne dass daraus eine Verbindlichkeit entsteht. Sie bringt aber auch Erfahrungen mit sich, die in einer späteren Partnerschaft von großem Nutzen sein können.

Ist das Leben als Mingle wirklich so rosig?

Es gibt ein kleines, schlichtes Wort, welches dem Leben als Mingle einen gravierenden Strich durch die Rechnung machen kann. Es heißt Liebe.
Wenn sich zwei Singles zu einer solchen Komposition vermischen, besteht zwischen ihnen von Beginn an zumindest Zuneigung. Anders kann eine Minglepartnerschaft nicht funktionieren. Beide nutzen ihren Status als Mingle, um ihre Unschlüssigkeit hinsichtlich der Partnerwahl auf Lebenszeit zu neutralisieren. Was geschieht jedoch, wenn einer dieser Partner von seinem Grundsatz der Unverbindlichkeit abweicht? Wenn aus seiner Absicht, als Mingle zu leben, plötzlich oder allmählich Liebe wird? Die Ernüchterung folgt wie ein Damoklesschwert, wenn der Partner/die Partnerin nicht auf diese heiße Liebe eingeht. Zwischen beiden steht plötzlich die ultimative Absicht, sich irgendwann wieder zu trennen. Auch der nunmehr verliebte Teil der Partnerschaft ist die Mingleverbindung ursprünglich unter dem Vorsatz der Unverbindlichkeit eingegangen und hat sich dazu bereit erklärt. Wer von Beiden den Kürzeren zieht, sei dahingestellt.
Das Leben als Mingle ist durch seine Unverbindlichkeit in dennoch eingeschränktem Maße bequem. Jeder geht bei Bedarf wieder seiner Wege und übernimmt keine Verantwortung für den Partner/die Partnerin. Während dieser Zeit tickt aber auch die biologische Uhr und so manche Unschlüssigkeit oder permanente Suche nach dem idealen Partner endet in Torschlusspanik. Irgendwann wird die Decke dünner und eigene Unzulänglichkeiten spielen bei der Partnerwahl eine immer größere Rolle. Das können der natürliche Alterungsprozess beim Äußeren, bei gesundheitlichen Einschränkungen, aber auch bei nachlassender sexuellen Leistungsfähigkeit und Libido sein.
Völlig aus den Fugen ihrer ursprünglichen Voraussetzungen gerät eine Minglepartnerschaft, wenn sich Nachwuchs ankündigt. Über die Verantwortung alleinerziehender Elternteile ist schon viel zu oft diskutiert worden, um sich hier daran zu beteiligen. Den Schaden trägt nur eine Person davon, und diese ist das Kind. Es wächst in einem Umfeld auf, das zu jeder Zeit von Unvollkommenheit, gleich in welcher Form, gekennzeichnet ist. Für beide Mingles bedeutet das gemeinsame Kind, dass ihre Philosophie der Unverbindlichkeit nicht mehr weiter geführt werden kann. Pro oder kontra Familie – egal, wie die Entscheidung gefällt wird, sie ist verkehrt.

Mingle oder nicht Mingle – welcher Weg ist der richtige?

Wenn die Beantwortung dieser Frage doch so einfach wäre! Als Fazit aus der Benennung der Vor- und Nachteile einer Minglebeziehung gibt es jedoch ein paar richtungsweisende Punkte:Für junge Erwachsene, Studenten, Berufsanfänger und Berufspendler kann eine Minglebeziehung eine sehr gute Lösung sein. Sie nutzen diese Zeit, das Zusammenleben in einer Beziehung zu erlernen und ihre persönlichen Neigungen einzuschätzen. Sie lassen jedoch sich und ihren Partner in der Ungewissheit, wie lange der eingeschlagene Weg Bestand haben wird. Wenn sie nicht ohnehin die Absicht haben, für immer Single zu bleiben, müssen auch sie früher oder später eine Entscheidung treffen.

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