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6. November 2014, 00:00 Movie

Kino: Interstellar

Joel Walder - Nachdem Christopher Nolan in "Inception" Träumen nachgehangen ist, die "Dark Knight"-Trilogie abgespult und dabei ein Monument der Comicverfilmung errichtet hat, steht nun zur Debatte, was der Menschheit zusteht und wo sie einmal hin soll.

Nahaufnahme: Ein Truck fährt los und wirbelt Staub auf, dann Schnitt zu einem losbrausenden Spaceshuttle, zu sehen etwas Metall und viel Feuer. Der Übergang von hochtourigem Motor zu krachendem Düsenantrieb ist kaum zu hören. In diesen zwei Einstellungen, ziemlich zu Beginn des Films situiert, ist das Hauptthema von Interstellar zu finden:
Es ist die Spanne zwischen einer Farmerfamilie, die in einer alternativen Gegenwart, bedroht von Dustbowl und Schädlingen, versucht, ihren Mais durchzubringen, und einer Gruppe von Astronauten, die auf der Suche nach einem „neuen“ Planeten zu den Sternen reist.

Cooper (Matthew McConaughey) ist beides, Bauer und Astronaut, und hinterlässt seine Familie, um eine Mission in die Sterne anzuführen. Erklärtes Ziel ist es, einen für Menschen bewohnbaren Planeten zu finden, denn Mutter Erde wird – so die düsteren Prognosen – innerhalb zweier Generationen keine Menschen mehr ernähren können.

Interstellar verbindet den Mikrokosmos Familie mit dem Ultrakosmos Universum und ist besonders stark, wenn er die beiden in Relation setzt. So wird beispielsweise eindrücklich von der Relativität der Zeit erzählt: Cooper und sein Team müssen auf einem fremden Planeten landen, im Wissen, dass, sollten sie auch nur eine Stunde dort verbringen, auf der Erde Jahrzehnte vergehen würden.

Funktionieren und berühren tut eine solche Geschichte, weil die Filmemacher gekonnt Wissenschaft und Emotion verbinden. Die ganzen technischen, physikalischen und theoretischen Grundlagen erscheinen einleuchtend und der Film schaut dank sorgfältiger Ausstattung überzeugend aus.
Die menschliche Seite ist ebenfalls gelungen. Den fassbaren und glaubwürdigen Figuren wird viel Raum gegeben und sie werden von einer opulenten Besetzung gekonnt dargestellt. Allen voran geht McConaughey, der zwar seine vertrauten interpretatorischen Pfade nicht massgeblich verlässt (wer möchte sein texanisches Nuscheln schon missen?) aber nichtsdestotrotz grosse Klasse ist.

Interstellar bietet eine visuelle Erfahrung des Weltalls, wie sie bis anhin noch nicht zu sehen war. Es ist eine wunderbare Seherfahrung, den Abenteurern in ihrem Raumschiff durch den Weltraum zu folgen. Neben der grandiosen Inszenierung des Universums (samt und sonders Wurm- und Schwarzem Loch) bietet der Film auch eine packende Geschichte, die gegen Ende etwas in den emotionalen Kitsch abrutscht. Doch das ist zu verkraften.

Bewertung: 4.5 von 5

  • Titel: Interstellar
  • Land: USA
  • Regie: Christopher Nolan
  • Drehbuch: Jonathan Nolan, Christopher Nolan
  • Darsteller: Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain, Michael Caine, Matt Damon, Casey Affleck
  • Verleih: Ascot Elite
  • Start: 6. 11. 2014

Fotos von www.interstellarmovie.net

Kommentare
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dollarhyde 17.11.2014 um 12:39
Hab den Film am Samstag gesehen. Im Grunde ein Remake von "2001 - A Space Odyssey", hat mich der Film vor allem vom Handwerk her begeistert. Diese Bilder! Diese Musik!

Sobald es aber um die Erklärung der zentralen These geht ("Quantifizierbarkeit von Liebe"), wird es arg kindisch. Da ist Kubrick besser damit gefahren, einen darüber im Unklaren zu lassen, worum es eigentlich geht.