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14. Januar 2015, 00:00 Movie

Kino: Wild

Lea Bosshart - Gut besetzt, aber leider etwas an der Oberfläche dümpelnder Ami-Kitsch: Cheryl Strayed (Reese Witherspoon) wandert als traumatisierte Frau mutterseelenallein durch die Wüste, um zu sich selbst zurückzufinden.

Es besteht kein Zweifel daran, dass die Natur eine heilende Kraft auf traumatisierte Menschen ausüben kann. So macht sich Cheryl Strayed im Jahr 1995 auf, um ganz allein mehr als 1600 Kilometer auf dem Pacific Crest Trail zurückzulegen. Soweit die Buchvorlage. Klingt wirklich spannend. Die romantischen Gefühle sind geweckt: Sehnsucht nach der Natur, nach dem Alleinsein, nach dem Zu-sich-Finden.

Obwohl Reese Witherspoon exzellent spielt, nimmt man diesem süssen Mädchen nicht ganz ab, dass sie der Wanderung gewachsen ist. Als sie mitten im Nirgendwo zum ersten Mal den Gaskocher zum Laufen bringen will, muss man schmunzeln. Es ist ein bisschen lächerlich, wie sie zuerst linkisch versucht, die Bedienungsanleitung zu verstehen und dann merkt, dass sie das falsche Gas eingepackt hat. Man würde annehmen, dass ein über 90-tägiger Trip in der Natur minutiös geplant wäre, da es doch um Leben und Tod gehen kann.

So heben sich hier, im Gegensatz zu Into the Wild (auch auf einer wahren Geschichte basierend), wo der Protagonist wirklich im Kampf mit der Natur ist, mögliche Gefahren immer gleich selber auf. Zum Beispiel fragt Cheryl, total ausgehungert und erschöpft, einen Bauern, ob er sie zu einem Ort fahren könne, wo sie warmes Essen kriegt. Den Vorschlag, zu ihm nach Hause zu fahren, wo sie duschen und essen kann, interpretiert sie so, dass er sich an sie ranmachen möchte. Trotzdem willigt sie aus Verzweiflung ein. Es stellt sich dann aber heraus, dass der Bauer ein harmloser, gutmütiger und verheirateter Kerl ist.

Dann ist da auch noch der Fakt, dass ihr Trip auf eine gewisse Art abgesichert ist. Auf dem Pacific Crest Trail gibt es Stationen, wo die Wanderer verpflegt werden. Sie sind also der Natur nicht wie in Into the Wild auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Der Grund für die Wanderung sind mehrere Traumata, die Cheryl durchleben musste, unter anderem der Tod ihrer Mutter und die Drogensucht. Wieder fühlt es sich komisch an, dass Witherspoon eine ehemals Heroinabhängige spielt. Ist es vielleicht, weil man sie grösstenteils aus schnulzigen Komödien kennt?

Das Ende bringt dann die erwartete seelische Läuterung, das Wandern hat seine heilende Wirkung vollbracht. Wenigstens nicht in Bildern, sondern per Erzählerstimme erfährt man, dass Cheryl vier Jahre später glücklich liiert sein und zwei Kinder mit ihrem Mann haben wird.

Hier gibt es ein Interview mit der echten Cheryl Strayed auf Zeit.de


Bewertung: 3 von 5


  • Titel: Wild
  • Land: USA
  • Regie: Jean-Marc Vallée
  • Drehbuch: Nick Hornby
  • Darsteller: Reese Witherspoon, Laura Dern, Thomas Sadoski
  • Verleih: Fox Searchlight Pictures
  • Start: 15. Januar 2015

Fotos von Twentieth Century Fox Film Corporation

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