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16. Februar 2015, 17:41 Movie

Berlinale: Die Preisträger

Christine Albrecht - Gestern kam die 65. Berlinale zu ihrem Ende. Die goldenen, silbernen und gläsernen Bären sind vergeben und der rote Teppich aufgerollt. Das sind die offiziellen und persönlichen Gewinner der Berlinale 2015.

Die Preise der Berlinale:

  • Goldener Bär für den besten Film: Taxi (Jafar Panahi)
  • Silberner Bär, Grosser Preis der Jury: El Club (The Club) (Pablo Larrain)
  • Silberner Bär Alfred-Bauer-Preis (für einen Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet): Ixcynul (Ixcanul Volcano) (Jayro Bustamente)
  • Silberner Bär für die beste Regie: Radu Jude für Aferim! ex aequo Małgorzata Szumowska für Body
  • Silberner Bär für die beste Darstellerin: Charlotte Rampling in 45 Years
  • Silberner Bär für den besten Darsteller: Tom Courtenay in 45 Years
  • Silberner Bär für das beste Drehbuch: Patricio Guzmán für El botón de nácar (The Pearl Button)
  • Goldener Bär für den besten Kurzfilm: Hosanna (Na Young-kil)


Meine persönlichen Preise:

  • Überraschendstes Filmerlebnis: Berlinale Shorts
Am Tag unserer Ankunft entschieden wir uns aus Mangel an Tickets einen von fünf Kurzfilmblöcken anzuschauen. Kurzfilme sind die kleinen Geschwister der beiden grossen Brüder Langfilm und Serien, die gleichermassen um Aufmerksamkeit der Eltern streiten. Daneben werden die Kurzfilme ungerechterweise kaum beachtet - immerhin gibt es eine eigene Oscarsektion.
Ich werde nicht lügen, es gab da auch ein, zwei Kurzfilme, die ich bei bestem Willen nicht verstanden habe. Und dann gab es die, die wirklich gut waren. Beispielsweise Lama (Why?) aus Israel vom Regisseur Nadav Lapid. Darin wird ein Regisseur nach dem für ihn wichtigsten Frame gefragt. Der Kurzfilm zeigt dann die Begegnung des Regisseurs mit Pier Paolo Pasolinis Film Teorema und zeigt so die starke Wirkung, die ein Film haben kann. Einen schöneren und passenderen Einstieg ins Filmfestival kann man sich nicht wünschen.


  • Erfreulichste Sektion: Berlinale Special Series
Man kann es nicht mehr leugnen: Serien sind im Aufmarsch und konkurrieren in Sachen Qualität problemlos mit grossen Kinoproduktionen. Es ist erfreulich, dass gerade ein wichtiges Festival wie die Berlinale diese Entwicklung erkennt und begrüsst und in der neu eingeführten Sektion Berlinale Special Series gleich acht Serien vorstellt.
So wurden nicht nur Serienblockbuster wie Better Call Saul oder die neue Netflix-Serie Bloodline gezeigt, sondern auch deutsche Produktionen wie Deutschland 83 und Blochin. Mit Blâ ögon (Blue Eyes, Schweden), False Flag (Israel) und Follow the Money (Dänemark) wurde ausserdem bewiesen, dass qualitative Serienproduktionen nicht nur aus England oder den USA kommen müssen.
Die Aufmerksamkeit, die den Serien an der Berlinale zukam, zeigt, dass Filme und Serien nicht in Konkurrenz zueinander stehen müssen, sondern voneinander profitieren können.


  • Speziellstes Kinoerlebnis: Better Call Saul
Meistens ist man bei den Filmvorführungen unter sich. Das heisst links und rechts neben einen sitzen andere Akkreditierte, die bereits einige Filme an der Berlinale gesehen haben und wahrscheinlich allein an diesem Tag schon das dritte Mal im Kinosessel sitzen. Von Erregung vor dem Film ist kaum etwas zu spüren. Nicht so bei den beiden ersten Episoden von Better Call Saul, der Spin Off-Serie zu Breaking Bad. Bereits eine Stunde vor Beginn warten aufgeregte Fans vor dem Saal und machen Selfies in ihren Heisenberg-Pullis.
Nach der Vorstellung gibt es tosenden Applaus für den anwesenden Hauptdarsteller Bob Odenkirk, der nach der Vorführung verrät, dass er selbst die zweite Episode gerade erst zum ersten Mal gesehen habe. Als er die kryptische Aussage „You won’t see Jesse or Walter – in the first season“ macht, sind alle spürbar aufgeregt.


  • Bestes Filmzitat: "No one cares about reality anymore". (Knight of Cups)
Dieses Zitat aus Terence Malicks Knight of Cups klingt vorerst zwar ein bisschen kitschig, macht aber auch ausserhalb des Films Sinn: Tausende von Leuten verbringen bis zu acht Stunden im Tag im Kinosaal, auf dessen Leinwänden sie der Realität entfliehen können. Zehn Tage lang befasst man sich mit den Geschichten auf der Leinwand. Auch der Hype um einige Schauspieler und Regisseure wirkt realitätsfremd, sind sie am Ende des Tages ja doch auch nur Menschen.
Aber die obige Aussage muss relativiert werden: Längst nicht alle Geschichten sind fiktionalisiert oder realitätsfremd. Viele von ihnen sind sogar das Gegenteil. Sie haben eine Wirkung, die über die Leinwand hinausgeht, auf die alltägliche und nicht so alltägliche Realität. Allen voran natürlich politische Filme wie Taxi, der im Stile einer Mockumentary die realen Schwierigkeiten des Irans und nicht zuletzt des Regisseurs persönlich thematisiert.


  • Bester Begleiter: Gone Girl
Gone Girl - die Geschichte von der Ehe von Nick und Amy Dunn, rettet die Berlinale. Nein, ich spreche nicht von David Finchers erfolgreicher Filmadaption, sondern von der Buchvorlage von Gillian Flynn. Es ist der beste Freund, sozusagen das Douglas Adam’sche Handtuch für die Berlinale. Denn die Berlinale besteht vor allem aus einem: Warten. Sei es vor Vorführungen vor dem Kino, im Saal oder vor Pressekonferenzen: Zeit totschlagen ist ein ziemlich grosser Bestandteil der Berlinale. Das Buch ist schnell zur Hand und füllt einige leere Minuten.


Bilder:

Titelbild:
Goldener Bär für den Besten Film: Taxi – Hana Saeidi, die Nichte des Regisseurs Jafar Panahi, nahm den Preis stellvertretend entgegen | Golden Bear for the Best Film: Taxi – Hana Saeidi, the niece of director Jafar Panahi, accepted the prize on his behalf.

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