Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

3. Juni 2015, 16:24 Kultur Music International

«Ich weiss genau, was mein Kehlkopf macht»

Patrick Holenstein - Eben ist die CD zum Musical «Io Senza Te», das die Songs von Peter, Sue und Marc auf die Bühne bringt, erschienen. Aus diesem Grund haben wir mit Anja Haeseli und Ritschi gesprochen. Sie werden im Musical, das ab September in Zürich zu sehen sein wird, zwei der Hauptrollen spielen.

Im September feiert das Musical «Io Senza Te» in Zürich Premiere. Erzählt wird die Geschichte von drei Menschen, die sich für einen einzigen Abend als Trio zusammentun und mit Songs des bekannten Schweizer Trios Peter, Sue und Marc auftreten. Dabei werden sie entdeckt und es wird ihnen eine grosse Karriere versprochen. Das stellt die Band, die nur für einen einzigen Auftritt formiert wurde, allerdings vor existenzielle Fragen.

Die Hauptrollen spielen Ritschi, den man in der Schweiz als Frontmann von Plüsch und als Solokünstler kennt, Anja Haeseli, die sich jahrelang zur Sängerin ausbilden lies, und international Erfolge feiern konnte, und der Dritte im Bunde ist Jörg Neubauer, der sich in München ausbilden lies und schon in unterschiedlichen Produktionen auf der Bühne stand.

Wir haben Anja und Ritschi im Hotel Renaissance in Zürich getroffen und mit den beiden sympathischen Künstlern über die Vorbereitung auf ein Musical gesprochen. Ausserdem wollten wir wissen, ob sie Lampenfieber kennen. Zuerst trifft Ritschi in der Lobby des Hotels ein und da die Zeit bei Interview oft knapp ist, haben wir direkt das Gespräch begonnen und Anja ist später dazu gestossen.

Ritschi, bereitest du dich anders vor, wenn du in einem Musical singst, als bei einem Konzert? Oder läuft das ähnlich ab?

Es ist komplett etwas Anderes. Wenn ich mich auf ein Konzert vorbereite, fängt das ja schon mit dem Schreiben von neuen Songs an. Beim Schreiben lernt man die Songs automatisch auswendig. Das ist praktisch. Beim Musical bekomme ich ein Textbuch und eine Partitur und muss alles auswendig lernen. Daher ist die Vorbereitung massiv anders, aber genau das hat mich am ganzen Projekt gereizt. Das ist effektiv für einmal so, als ob ich in kaltes Wasser geworfen werde.

Peter, Sue und Marc sind ja in der Schweiz keine Unbekannten. Wie bist du mit ihrer Musik in Berührung gekommen?

Naja, als sie aufgehört haben, war ich drei Jahre alt. Ich bin danach zwar schon mit der Musik aufgewachsen. Ich komme aus Interlaken und dort wird im Radio noch heute zum Teil ihre Musik gespielt. Das war für mich natürlich nichts Neues. Aber wirklich aufgewachsen bin ich dann später eher mit Peter Reber und seiner Solokarriere.

Anja Haeseli ist inzwischen in der Hotellobby angekommen. Die gebürtige Luzernerin nimmt auf dem Sofa Platz und schliesst sich dem Interview an.

Anja, du bist ja auch in klassischen Bereich erfahren, hast zum Beispiel «Carmen» gesungen. Gibt es für dich einen Unterschied, ob du «Popsongs» singst oder klassische Lieder?

Ich gehe davon aus, dass ich eine Stimme habe und damit kann ich Pop oder Klassik oder Musical und Rock singen. Dabei denke ich schon sehr technisch und weiss zum Beispiel genau, was mein Kehlkopf macht. Oder was der Gaumen macht, wenn ich Klassisch oder Pop singe. Dadurch kann ich sehr bewusst variieren.

Wie anspruchsvoll ist für dich die Vorbereitung auf ein Musical?

Das Auswendiglernen ist zuerst einmal eine Herausforderung. Aber darin bekommt man mit der Zeit Routine, wenn man es häufig macht. Damit habe ich heute keine Probleme mehr. In der Probezeit ist die Vorbereitung sehr intensiv und es wird von morgens bis abends geprobt. Das ist eher harte Arbeit.

Du bist ja auch in der Schweiz aufgewachsen. Wie bist denn du mit der Musik von Peter, Sue und Marc in Berührung gekommen?

Ich bin eher mit der Musik von Peter Reber aufgewachsen. Mit Peter, Sue und Marc bin ich nicht in Berührung gekommen, weil ich einfach eine Generation zu spät geboren bin. Aber durch die Ausschreibung für das Musical bin ich mit dem Trio in Berührung gekommen, habe mich intensiv mit ihrem Werk beschäftigt und mich mit den Liedern auseinandergesetzt.

Wie seid ihr an die Rollen gekommen? Habt ihr ein Casting gehabt?

Anja: Ja, wir haben beide vorgesungen, vorgespielt und vorgetanzt. (lacht)

Ritschi: Bei mir ist es so, dass ich schon einmal ein Musical mit Marco Rima gemacht habe. Dort war ein Dance Captain. Der kannte die Macher von «Io Senza Te» und hat sie auf die Idee gebracht, sich mal mit mir in Verbindung zu setzen. So bin ich in das Casting reingerutscht. Ich habe nicht gross nach einer Musicalrolle gesucht, bin aber natürlich mega froh, dass man an mich gedacht hat. Aber die Vorrunden musste ich wie jeder andere auch überstehen.

Gibt es etwas, auf das ihr euch bei «Io Senza Te» besonders freut?

Anja: Ich freue mich extrem auf die Arbeit mit dem Regisseur Stefan Huber.

Ritschi: Ich freue mich vor allem auf die Arbeit mit den verschiedenen Leuten. Ich bin mich ja eher an ein kleines Team gewohnt und normalerweise tanzen alle nach meiner Pfeife. Jetzt muss ich mal nach der Pfeife von jemand anderem tanzen, aber das ist etwas, was ich ein bisschen gesucht habe.

Die Songs sind in der Schweiz ja doch sehr bekannt. Hat man da als Künstler auch Bedenken, dass das Musical beim Publikum durchfällt?

(Beide überlegen lange)

Ritschi: Ich glaube nicht. Man sagt ja dieser Art von Musical auch Jukebox-Musical, weil es eine anhand bekannter Lieder entstandene Geschichte hat. Aber das war genau der Punkt, auf den ich gespannt war, bevor ich das Buch bekommen habe. Kann das Musical den Songs das Wasser reichen? Und ich war sehr erstaunt und hatte beim Lesen des Buches Tränen in den Augen. Einerseits vom Lachen, aber auch, weil ich andererseits von der Geschichte gerührt war. Ich habe gar keine Angst. Die Leute, die das Musical schauen, werden nicht enttäuscht werden.

Zuletzt würde mich von zwei Bühnenprofis wie euch interessieren, ob ihr so etwas wie Lampenfieber kennt?

Anja: Ja, das kenne ich definitiv. Aber ich finde, das braucht es, damit nachher die Energie auf der Bühne auch hoch ist. Ich würde mir nicht wünschen, dass es irgendwann verschwindet.

Ritschi: Ich hatte in meiner Karriere eine Zeit, in der ich nicht nervös war. Bei mir waren es mehrere Phasen. Zuerst war ich so extrem nervös, dass ich vor Konzerten immer erbrechen musste, nichts essen konnte und wenn die Show angefangen hat, war die Nervosität weg und ich bin in ein Hungerloch gefallen. Das war auch nicht ideal. Also habe ich versucht, mir die Nervosität bewusst abzutrainieren. Nach einer Zeit war ich nicht mehr nervös. Aber dafür hat mir genau die Kraft gefehlt, die Anja erwähnt hat, und die es zum Explodieren braucht. Jetzt habe ich eine gute Mischung. Es gibt Auftritte, bei denen ich nicht so nervös bin und es gibt Auftritte, bei denen ich tierisch nervös bin. Aber warum, weiss ich meistens nicht. Dabei spielt auch keine Rolle, ob es ein besonders wichtiger Anlass ist oder etwas Kleines. Es kann sehr gut sein, dass ich tierisch nervös bin, wenn drei Leute vor der Bühne stehen. Das kommt und geht auf eine eigenartige Weise. Aber ich bin schon froh, wenn es kommt, hingegen ist es auch schön, wenn es wieder verschwindet.

  • Das Musical «Io Senza Te» ist ab dem 10. September im Theater 11 in Zürich zu sehen. Alle Infos sowie Tickets gibt es auf der Musical-Website.
Kommentare
Login oder Registrieren