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27. September 2017, 12:28 Campus students.ch

Gruppenarbeiten sind das Allerletzte

Gina Marti - Schon in der Primarschule hast du Gruppenarbeiten gehasst. Der Vortrag zum Thema „Der Hund“ mit Gian-Luca hat dich nachdrücklich geschädigt und dir klar gemacht: Gruppenarbeiten sind scheisse und deine Mitschüler einfach nur ultra mühsam und unzuverlässig.

Gian-Luca lässt wahrscheinlich auch an der Uni noch die anderen die Arbeit für sich erledigen und kassiert eine gute Note und jede Menge Credits damit. Mit zunehmendem Lebensalter hat die Fähigkeit zusammenzuarbeiten (im Gegensatz zur Komplexität der Arbeitsthemen) leider nicht zugenommen.

Es ist die erste Sitzung nach den Semesterferien und der Prof erwähnt gerade, dass zum Leistungsnachweis auch eine Gruppenarbeit zählt. „Fuck“, denkst du. Deine Sitznachbarin hingegen meint ganz euphorisch: „Wir machen das zusammen, ja?!“ Du willst eigentlich nicht, aber mit irgendwem musst du es ja machen. Ihre Euphorie wird gleich nach der Gruppeneinteilung enden. Weil sie momentan voll viel um die Ohren hat. Wäre also super, wenn sie den kleinsten Teil haben könnte. „Also den mit dem kleinsten Aufwand, ist doch kein Ding, oder?!" Ihre beste Freundin, deren Sätze stets mit „oder so“ enden, ist natürlich auch gleich in eurer Gruppe. Sie wirkt nicht so, als besässe sie irgendwelche Rechtschreibkenntnisse. Mit dieser Annahme wirst du leider Recht haben. Nomen klein und Adjektive gross oder so. Weil es Vierergruppen sind, landet noch irgendein gechillter Dude bei euch, der nicht da ist, als die Gruppen eingeteilt werden (Gian-Luca, bist du es?). Wie sich am Tag der Abgabe herausstellen wird, formatiert er mittels Leerschlägen und Seitenumbrüche kann man ja auch easy mit zwanzigfachem Drücken der Entertaste einfügen. Voll praktisch!

Phase 1: Arbeitsaufteilung
Das Thema ist gefunden. Du bist davon nicht so begeistert. Aber voll okay, man muss auch Kompromisse eingehen. Das erste Treffen steht an. Der Termin wird verschoben. Zwei Mal. Okay, ihr sitzt also an einem Sonntagnachmittag in einer Kaffeekette, die horrende Preise für übersüsste Brühe verlangt, weil es der einzige Tag ist, an dem es sich zeitlich alle einrichten konnten. Der gechillte Dude hat verschlafen und kommt locker eine halbe Stunde zu spät. Dafür mit Kater. Jeder will am wenigsten machen. Alle sind unzufrieden, weil sie doch lieber den anderen Teil gemacht hätten.

Phase 2: Das eigentliche Arbeiten
Wohl der angenehmste Teil der Gruppenarbeit, denn den kannst du allein machen.

Phase 3: Ergebnisse austauschen
Zweites Treffen. Es sind sogar alle mehr oder weniger pünktlich. Du zeigst den anderen, was du gemacht hast. Die zwei Freundinnen haben aus Versehen denselben Teil erledigt. Kann ja passieren. Missverständnis, ist ja nicht so, als würden sie sich ständig unterhalten. Der gechillte Dude fängt dann morgen an, weil er es ein bisschen verhängt hat. „Sorry gäll!“

Phase 4: Endspurt und Abgabe
Das Zusammentragen der einzelnen Teile ist an dir hängengeblieben, weil die anderen ihrem Zeitplan ganz schlimm hinterherhinken. Soll heissen, dass du etwa vier Stunden vor Abgabe Mails mit zerstückelten Word Dateien erhältst, die weder mit Formatierung noch Orthographie Bekanntschaft gemacht haben. Während du verzweifelt versuchst, die tausend Leerschläge zu löschen und die Grafiken an die gewünschte Stelle zu rücken, ohne eine Kontinentalplattenverschiebung auszulösen, tickt die Uhr erbarmungslos. Zudem scheint es, als wollten deine lieben Teamplayer dir beweisen, wie unnötig Kommas oder korrektes Zitieren sind. Wie durch ein Wunder gelingt es dir, ein Dokument noch vor Ablauf der Zeit zu erstellen, welches gar nicht mal sooo schlimm aussieht. 20 Minuten vor Abgabe leuchtet die Nachricht „Haha sorry. Voll die falsche Version erwischt. Schick dir gleich die Richtige!“ auf deinem Handy auf. Haha.

Bei der endgültigen Abgabe ist dir dann sowieso alles egal und du bist nur noch froh, dass es vorbei ist. Deinen Gruppenmitgliedernd wirst du künftig aus dem Weg gehen.

PS Wenn du dich bei Gruppenarbeiten nicht über deine Komillitonen nervst, bist sehr wahrscheinlich du das Problem!
(Merci für gar nichts, Gian-Luca)

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