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24. Mai 2007, 00:00 CD / Vinyl

Baschi - Fürs Volk

Christina Ruloff - Artist: BaschiAlbum: Fürs VolkRelease: 18. Mai 2007Label / Vertrieb: Universal Er ist überall. Penetrant. Am Radio, im Fernsehen, in den Medien und vor allem in den Köpfen der Schweizer. Man muss dem Produzenten Roman Camenzind, der auch hinter den Lovebugs steht, also ganz di...

Artist: Baschi

Album: Fürs Volk

Release: 18. Mai 2007

Label / Vertrieb: Universal

Er ist überall. Penetrant. Am Radio, im Fernsehen, in den Medien und vor allem in den Köpfen der Schweizer. Man muss dem Produzenten Roman Camenzind, der auch hinter den Lovebugs steht, also ganz dicke gratulieren. Die richtige PR ist die halbe Miete. Und was ist die Single Wenn das Gott wüsst anderes als eine gigantisch-provokative PR-Aktion?

Man nehme einen fetten Beat, eine eingängige Tonfolge, die jedermann auch im nicht mehr ganz nüchternen Zustand mitgrölen kann, und breche vor allem das letzte Tabu der Popmusik, und zwar bitte so, dass es auch der hinterletzte Radiozuhörer mitkriegt: Man mixt Sex und Gott! „Oh wenn das gott wüsst / er wörd vom hemel gheie / mer de sack lang zieh / ond de schwanz omdreie“, frohlockt Baschi zufrieden und wohlwissend, dass er hiermit sein Ziel erreicht hat. Dass das Lied weder provokativ, noch cool, sondern einfach nur dumm ist, spielt keine Rolle. Mit der Fantasie als Pornostar und Sektenguru so viele Frauen wie möglich zu „bomse“, trifft er den kleinsten gemeinsamen Nenner der Schweizer Musikhörerschaft.

Die übrigen Tracks hinkt Baschi dem Anfangscoup hinterher, Sex in Verbindung mit Gott ist nicht mehr zu überbieten, aber der Zielsetzung, dem kleinsten gemeinsamen Nenner, bleibt er treu: In Heimat übt er sich in Schulterklopf-Patriotismus, („Ich wird nie fremd go / wird immer troi si“), in seinem Samstagabend-Lied Freinacht ist er „der gröscht Macker im ganze Land' („Alles do woni vögle will / Alli gsei mi /alli wei mi / und alli wei mi hüt z’nach hei ni“); auf Bedarf mutiert er auch zum Sensiblen (Wenn Du das Lied ghörsch) oder zum Nachdenker (Nie inre Chile).

Es ist eben alles drin, wie in der Frikadelle. Auf der Homepage, wo man vergeblich nach Lyrics sucht, heisst es im blumigen Pressetext, dass Baschi zeige „wie man heute in der jungen, urbanen Schweiz spricht: unverblümt, direkt, derb.“ Des Weiteren wolle er auch kein Vorbild sein. „Er ist, wie er ist, schämt sich seines Wesens nicht. Und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, ist er auch so etwas wie das Sprachrohr für die Sehnsüchte seines Publikums. Auszudrücken was man denkt, kann nicht so falsch sein.“ Oder auf gut Deutsch: Primitiv zu sein und zwar öffentlich, so falsch kann das nicht sein.

'Er ist, wie er ist, schämt sich seines Wesens nicht.'

Musikalisch klingt das Album sehr viel weniger rockig als erwartet. Es kreist um Beats und einigermassen eingängige Tonfolgen, durch die sich Baschi mehr schlecht als recht, immer heiser und gleichförmig durchspricht, von Gesang kann nämlich meist keine Rede sein.

Dass das Endergebnis dennoch radiotauglich und ohrenwurmig klingt, liegt daran dass sich Camenzind quer durch die Musikgeschichte gehört und überall, wo Erfolg verzeichnet wurde, bedient hat. Wo wurde nicht überall abgekupfert!

Den Grossteil der Zeit verbringt der Hörer mit dem geistigen Zusammensuchen von Vorbildern und Versatzstücken aus Hiphop, Rock, Pop und Folk – denn das ist Fürs Volk: Ein Sammelsurium erfolgreicher Versatzstücke. Das zeugt nicht so sehr von Fantasielosigkeit, als von der bewussten, ja gezielten Beschränkung auf bewährte (lyrische) Gemeinplätze und Variationen erfolgreicher Musik. Der Wille Neues zu schaffen, fehlt völlig.

Es geht ja auch um etwas anderes: „Meine Musik ist für jede und jeden zugänglich.“, erklärt Baschi im Interview. Er bedient „das Volk“ und die Medien helfen heftig nach – schliesslich sind viele Interessen und noch mehr Geld im Spiel.

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