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30. Mai 2007, 00:00 Movie

Zodiac

Daniel Gremli - David 'Se7en' Fincher arbeitet ein Kindheitstrauma auf – und verliert dabei vor lauter Faktentreue die Dramaturgie aus den Augen. Ecke Washington und Cherry, San Francisco: Auch hier hat der Zodiac zugeschlagen.Eines vorweg: Obwohl Zodiac von einem Serienmörder handelt und Dav...

David 'Se7en' Fincher arbeitet ein Kindheitstrauma auf – und verliert dabei vor lauter Faktentreue die Dramaturgie aus den Augen.

Ecke Washington und Cherry, San Francisco: Auch hier hat der Zodiac zugeschlagen.

Eines vorweg: Obwohl Zodiac von einem Serienmörder handelt und David Fincher Regie führte; mit Finchers Meisterwerk Se7en ist dieser Film nicht vergleichbar. Denn während Se7en eine brilliant konstruierte Fiktion ist, dokumentiert Zodiac reale Begebenheiten und klammert sich mit aller Kraft an die Wahrheit. Wären die Schauspieler und die schönen Bilder nicht, könnte der Film glatt als Dokumentarfilm durchgehen.

David Fincher hatte keine Lust, sein neues Werk der klassischen Hollywood-Dramaturgie zu unterjochen. Die filmische Aufarbeitung des Zodiac-Falles war für ihn eine Art Kindheitstrauma-Bewältigung: Als der Zodiac-Killer Amerika in Angst und Schrecken versetzte, war Fincher noch in der Schule und hatte Nacht für Nacht Albträume. Mit entsprechend grossem Eifer ging er dann an die Arbeit, kämpfte sich durch Berge von Ermittlungsdokumenten, sprach mit Zeitzeugen – und kondensierte diese enorme Informationsflut schliesslich in 158 Minuten Film. Produzent Arnold W. Messer behauptet, dass nie zuvor für einen Hollywoodfilm so intensiv recherchiert wurde.

Post vom Killer: Ein Handschriftenexperte nimmt einen Zodiac-Brief unter die Lupe

Ausgangspunkt und Zentrum von Finchers Nachforschungen waren die Bücher „Zodiac“ und „Zodiac Unmasked“ von Robert Graysmith. Der Autor war Karikaturist beim San Francisco Chronicle, als die Redaktion am 31. Juli 1969 brisante Post erhielt: „This is the murderer of the 2 teenagers last Christmass at Lake Herman + the girl on the 4th of July near the golf course in Vallejo“ schrieb der Verfasser. Dem Brief beigelegt war ein Chiffre, das die Zeitung unter Androhung von weiteren Morden veröffentlichen musste. Fasziniert von diesem seltsamen Brief, begann der schüchterne Rätsel-Fan Graysmith auf eigene Faust zu ermitteln. Über Jahre hinweg versuchte er den Killer, der sich in einem späteren Brief an die Polizei „Zodiac“ nannte, aufzuspüren. Doch „Z“, wie ihn die Polizisten liebevoll nannten, mordete weiter und verspottete die Polizei mit seinen Briefen und Chiffren. Gemäss eigenen Angaben hat er 36 Morde auf dem Gewissen. Gefasst wurde er bis heute nicht.

Mit der gleichen Besessenheit wie Graysmith fahndeten auch Chronicle-Reporter Paul Avery und die Polizisten Dave Toschi und William Armstrong nach dem Killer. Fincher dokumentiert den Fall aus der Perspektive dieser vier Männer. Dabei konnte er auf ein starkes Schauspieler-Ensemble zurückgreifen: Jake Gyllenhaal (Brokeback Mountain, Jarhead) brilliert als Robert Graysmith, der nach Jahren verbissener Ermittlungen nur noch ein Ziel hat: „Ich will dem Killer in die Augen schauen und wissen, dass er es ist“. Auch Robert Downey Jr. als Paul Avery und Mark Ruffalo als Dave Toschi überzeugen. Avery und Toschi waren damals bekannt wie Popstars, Toschi diente beispielsweise als Vorbild für den Film Dirty Harry, der Clint Eastwood über Nacht zum Star machte. In Zodiac gibt es eine Szene, in der sich Graysmith und Avery die Premiere von Dirty Harry im Kino anschauen. Und auch der Killer scheint den Film gesehen zu haben: In seinem letzten Brief an die Polizei schrieb er: „I am waiting for a good movie about me“. Falls „Z“ tatsächlich noch lebt, dürfte er jetzt wohl zufrieden sein. Auch wenn der Film nicht an Se7en herankommt. Aber Se7en ist ja auch kein Dokumentarfilm.

Bewertung: 4 von 5

Besessen: Robert Downey Jr. und Jake Gyllenhaal

Originaltitel: Zodiac

Land: USA

Genre: Thriller

Dauer: 158 Minuten

Regie: David Fincher

Darsteller: Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo, Robert Downey Jr.

Verleih: Fox/Warner

Kinostart: 31. Mai 2007

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Quelle: Bilder: Warner Bros. (Link)
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