Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

1. Juli 2008, 17:49 Movie

DVD der Woche: Spiel mit dem Tode

Christina Ruloff - Ein grossartiger Film Noir – mit immer steigender Spannung, in sich stimmig und zu allem noch wunderbarer besetzt: Spiel mit dem Tode (The Big Clock) ist ein Filmvergnügen, wie es sie heute leider nur noch selten gibt... es sei denn man hat die richtige DVD zur Hand!George Str...

Ein grossartiger Film Noir – mit immer steigender Spannung, in sich stimmig und zu allem noch wunderbarer besetzt: Spiel mit dem Tode (The Big Clock) ist ein Filmvergnügen, wie es sie heute leider nur noch selten gibt... es sei denn man hat die richtige DVD zur Hand!

George Stroud ist Chefredaktor von „Crimeways“, einer so amerikanischen Unterhaltungsinstitution, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, der Polizei zur Hand zu gehen und Verbrecher zum Amüsement der gierigen Leserschaft selbst aufzuspüren. Stroud ist clever, schlagfertig, einfallsreich und erfolgreich; so erfolgreich, dass ihm sein Boss, der gottgleiche Medienmogul Earl Janoth („In the fourth floor - in the broom closet - a bulb has been burning for several days. Find the man responsible, dock his pay!“) seit fünf Jahren jeglichen Urlaub verwehrt. Strouds Ehefrau wartet allerdings schon seit eben diesen fünf Jahren auf ihre Flitterwochen, die zur Obsession zu werden drohen. Für den lieben Haussegen legt sich Stroud mit seinem Chef an, wird lauthals beschimpft, bedroht und fristlos entlassen, nur um hinterher aus seinen Ferien zurück beordert zu werden um in privater Sache zu ermitteln: Janoths Geliebte ist getötet worden. Doch je länger Stroud Nachforschungen anstellt, umso mehr weisen alle Indizien darauf hin, dass er selbst der Mörder ist!

Düstere Machenschaften: Die Uhr tickt unbarmherzig weiter und George Stroud gehen die Alternativen aus...

Was John Farrows Film so herausragend macht, ist seine Leichtigkeit, beziehungsweise die Leichtigkeit mit der er das teuflische, scheinbar aussichtslose Spiel gegen die Zeit, die Umstände, das Komplott inszeniert. Die Kamera fliegt geradezu von Raum zu Raum, Schnitte werden rasch und fast unsichtbar gemacht, so dass man das Vergehen der Zeit und die zugleich stetig wachsende Ausweglosigkeit richtiggehend vor Augen geführt kriegt. Jede Minute, jede Handlung, jede Person zieht das Netz um den unschuldigen Stroud enger, der sich all dessen perfiderweise nur zu bewusst ist, aber doch so wenig dagegen tun kann. Den Zufall gibt es nicht, alles rächt sich und führt zu einem Grossen zusammen.

Gäbe es nicht die vielen komischen und wunderbaren Einfälle die an Screwball-Komödien erinneren, wäre Spiel mit dem Tode schon fast kafkaesk. So amüsiert man sich aber ebenso über Elsa Lanchasters verkannte Künstlerin, deren Bilder im Laufe der Ermittlungen über Nacht berühmt und begehrt werden, wie über Charles Laughtons selbstherrlichen Despoten, der dank seines Medienimperiums die ganze Welt kujonieren kann und kein bisschen Rücksichten zu nehmen hat. John Farrow bleibt aber trotz allen Spielereien über weite Strecken dem sarkastisch-bitteren Tonfall der Vorlage Kenneth Fearings treu und demaskiert anhand der alles kontrollierenden und manipulierenden Medienwelt die (damalige und heutige) Gesellschaft. Und wenn der tolle Ray Milland am Ende unwahrscheinlich glücklich die Kurve kratzt, ist offensichtlich, dass dies ein Zugeständnis an Hollywood und an das Publikum ist, das sich inzwischen für Stroud und seinen Kampf gegen das Schicksal voll und ganz engagiert.

Spiel mit dem Tode, von Koch Media wie üblich mit einem höchst interessanten Booklet mit Hindergrundinformationen ausgestattet, ist nicht so sehr ein klassischer Film Noir, als einfach ein spannendes und mitreissendes Filmvergnügen, das auf der ganzen Ebene überzeugt.

  • Titel: Spiel mit dem Tode
  • Regie: John Farrow
  • Darsteller: Ray Milland, Charles Laughton, Maureen O'Sullivan
  • Sprachen: Deutsch, Englisch mit englischen Untertiteln
Spiel mit dem Tode ist neu in der "Film Noir"-Collection bei Koch Media erschienen!

Kommentare
Login oder Registrieren