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30. Juli 2008, 09:03 International

Als MenschenrechtsbeobachterIn unterwegs!

Simon Knopf - Chiapas„Wusstest du, dass Tortillas je nach verwendetem Mais verschiedene Farben von goldgelb bis dunkelblau haben können? Heute sind wir schon vor Sonnenaufgang aufgestanden, weil uns Doña Alejandra zeigen wollte, wie man Tortillas bäckt. Auch nach einer Woche „Unterrich...

Chiapas

„Wusstest du, dass Tortillas je nach verwendetem Mais verschiedene Farben von goldgelb bis dunkelblau haben können? Heute sind wir schon vor Sonnenaufgang aufgestanden, weil uns Doña Alejandra zeigen wollte, wie man Tortillas bäckt. Auch nach einer Woche „Unterricht“ bekommen wir sie immer noch nicht so perfekt und kreisrund hin wie sie. Wie so vieles, das in der Schweiz kaum gebraucht wird, hier aber zum täglichen Leben gehört: Holz sammeln, Feuer machen und damit kochen, die Kleider und sich selbst im Fluss waschen... So ganz ohne Elektrizität und fliessend Wasser zu leben ist eine spannende Erfahrung – deine Einstellung zum Wasser ändert sich schon, wenn jeder Liter aus dem Fluss zur Hütte hoch getragen werden muss! Du fragst dich, wo ich wohl wieder mal gelandet bin? Das Dorf liegt mitten in Chiapas, Mexiko und heisst Emiliano Zapata, wie der mexikanische Revolutionsführer. Die ca. 150 Einwohner, alles Tzeltal-Mayas, sind Zapatisten. Nach dem Vorbild ihres Namensgebers kämpfen sie für die Anerkennung und Gewährleistung der Rechte der indigenen Bevölkerung. 1994 kam es deswegen zu einem bewaffneten Aufstand. Dieser offene Konflikt hat sich zu einem verdeckten „Krieg niederer Intensität“ entwickelt. Die Präsenz von internationalen BegleiterInnen kann einen Beitrag leisten, um die Zivilbevölkerung vor gewalttätigen Übergriffen zu schützen. Ich bin eine dieser Menschenrechtsbeobachterinnen, ausgebildet und nach Chiapas gesendet durch Peace Watch Switzerland. Eben ist die Sonne untergegangen. Heute hat jemand Benzin aus der Stadt mitgebracht, dann stehen alle um einen Fernseher und gucken nordmexikanische Gangsterfilme, bis der Tank leer ist.

Susanne Sutter

Palästina

An unserem ersten offiziellen Arbeitstag in Hebron begleiten wir eine friedliche Aktion der Palästinenser. Sie wollen gegen die Blockierung einer Strasse demonstrieren, die ihre Bewegungsfreiheit und den Handel stark einschränken. Nach einem Selbstmordanschlag im Gazastreifen wurde die Verbindungsachse von der israelischen Armee mit Betonblöcken und Erdhügeln abgeriegelt, um zu verhindern, dass Selbstmordattentäter zwischen der Westbank und dem Gazastreifen hin- und herreisen können. Von den Dorfbewohnern wurde eine temporäre Umfahrungspiste erstellt, die aber bei Regen nicht passierbar ist. Folglich ist der Zugang zu medizinischer Versorgung nicht immer gewährleistet. Die BewohnerInnen der umliegenden Dörfer versuchen während dieser Aktion die Blockade aufzuheben. Es wurde abgemacht, dass es eine gewaltfreie Demonstration wird und allfällige gewaltbereite Subjekte vom Schauplatz entfernt würden. Wir rechnen mit dem Aufmarsch der Armee und mit der Anwesenheit von jüdischen Siedlern aus der Umgebung. Diesmal kommt es zu keinen Zwischenfällen. Gegen 14 Uhr wird der letzte Betonblock weggerollt und die Strasse ist frei. Als erstes befährt ein Kleinlaster mit einer Kuh auf der Ladefläche die Strasse. Die Kuh musste den ganzen Morgen da ausharren, denn sie diente als Symbol für die Einschränkung des Handels bei einer Strassensperrung. Die Leute gehen nach verrichteter Arbeit langsam nach Hause. Die Soldaten ziehen sich zurück. Nachdem wir den Schauplatz verlassen, fährt das letzte Fahrzeug weg. Werden wir nächste Woche, wenn wir nach At Tuwani (ein Beduinendorf im Süden von Hebron) gehen, die Strassenblockade wieder vorfinden? Zumindest ist für den Moment jeder glücklich über den guten Ausgang der Aktion.

Erika Steinmann

Dies sind zwei Berichte von Freiwilligen, die für 2-3 Monate als Menschenrechts-beobachterInnen in Konfliktgebieten unterwegs waren. Beide wurden in der Schweiz von Peace Watch Switzerland (PWS) ausgebildet und in den Einsatz gesendet. Neben Palästina/Israel, Chiapas/Mexico, sind PWS-Freiwillige auch in Guatemala präsent. Die BeobachterInnen arbeiten in einem international gemischten Team und ihre Anwesenheit schützt die Zivilbevölkerung vor gewalttätigen Übergriffen. Für einige Wochen teilen die BeobachterInnen den Alltag der lokalen Bevölkerung. Dieser Ausdruck von Solidarität ermutigt Betroffene zudem, gewaltlos für ihre Rechte einzustehen. Möchtest Du mehr Infos zu einem Einsatz mit Peace Watch Switzerland?

http://www.peacewatch.ch

Nächste Infoveranstaltungen:

Zürich 23. August 2008, 13.30 - 16.30 ETH, Hauptgebäude, Rämistr. 101, Räume HG F 26.1 und HG F 26.3

Bern 30. August 2008, 13:30-16:30 Amnesty-Sekretariat, Raum Adina, Speichergasse 33

Kommentare
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DagmarB 29.09.2008 um 14:47
Hut ab vor den Peacewatchers!
teilzeit 20.09.2008 um 13:46
sehr spannend! wow