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6. August 2008, 13:36 Kolumnen

Rückblende: Tool - Aenima

claudio peter - 1996 Volcano Records Tool – Ausserirdische Prog-Metal-Überband mit Kultstatus, bestehend aus einem unmenschlichen Drummer, einem von Kreativität nur so übersprudelnden Gitarristen, einem Bassisten als Pfeiler in der Brandung und einem Sänger, dessen Stimme jeden Song sofo...

1996

Volcano Records

Tool – Ausserirdische Prog-Metal-Überband mit Kultstatus, bestehend aus einem unmenschlichen Drummer, einem von Kreativität nur so übersprudelnden Gitarristen, einem Bassisten als Pfeiler in der Brandung und einem Sänger, dessen Stimme jeden Song sofort einzigartig und tiefgründig erscheinen lässt. Eine Band, die mit Aenima eine epochale Platte erschaffen hat und sich deshalb die ihr entgegenbebrachte Ehrfurcht verdient hat. Eine Platte, die einer Reise durch die menschlichen Abgründe gleichkommt, einer Vertonung der Triebe und Obsessionen, der Urängste und Zwänge, der Hoffung und kindlichen Verspieltheit, der Wut und Verzweiflung, des Begehrens und Verlangens.

Alles beginnt mit Stinkfist, dessen musikalische Eruption in der Mitte des Songs als Höhepunkt der gesamten Platte bezeichnet werden kann. Die Trauer und Verzweiflung in H wird vom direkteren, auf Konfrontation ausgelegten Forty six & 2 abgelöst. Plötzlich scheint man sich auf einer surrealen Kinderparty mit Orgelspiel wiederzufinden, welche jedoch in Jimmy schon nach wenigen Augenblicken von düsteren Gitarrenklängen in Form der gleichen Melodie abgelöst wird. Als hätte sich das Unheil nicht schon lange angekündigt. Mit Die Eier von Satan kommt durchaus der Humor der Band zum Ausdruck, denken doch nicht-deutschsprachige Amis beim Hören dieses Songs kaum an ein Backrezept. Während dann Pushit als besonders verletzlich und fragil bezeichnet werden kann, wird in Aenema bitterbös abgerechnet, bis man schliesslich in Third Eye den Herzschlag des gesamten Universums zu hören scheint und sich im Puls der Gegebenheiten durch Raum und Zeit verliert, mitgesogen und wiedergeboren wird.

Was ist Aenima? Ein Platz, auf welchem Gefühlen und persönlichen Empfindungen Ausdruck verliehen wurde, die dennoch genug Spielraum für eigene Interpretationen lassen. Eine Schatulle voller Momente und Erfahrungen, in welchen sich jedermann wiedererkennen kann. Als hätte man jemandes Seele geraubt und auf eine CD gebrannt und diese öffentlich zur Schau gestellt. Als wäre das Menschsein vertont worden.

Nun, wieso ist Aenima so wichtig? Weil auf diesem Album die Musik die Grenzen von Worten aufsprengt und vollkommen auszudrücken vermag, was Worte alleine nur bruchstückhaft und flüchtig übermitteln können. Weil in Aenima Empfindungen und emotionale Zustände in ihrer gesamten Vielfalt wiedererlebt werden können und weil dies Menschen miteinander verbindet. Weil Worte nur beschreiben, während hier die Musik „lebt“ und „ist“. Mehr kann von Musik nicht verlangt werden. Und mehr kann man mit Musik nicht erreichen. Tool – “to breathe, to feel, to know I’m alive.”

www.toolband.com

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