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16. September 2008, 10:59 Kultur

Review: Lange Nacht der Museen@Zürich, 06.09.

Carola Denzel - Die Lange Nacht bot auch in diesem Jahr ein umfangreiches Programm. Doch leider fiel sie im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Es regnete in Strömen. Das Landesmuseum, inklusive einer Art Lounge im Innenhof, gottseidank überdacht, bot einigen Gästen Zuflucht, solange es ihn...

Die Lange Nacht bot auch in diesem Jahr ein umfangreiches Programm. Doch leider fiel sie im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Es regnete in Strömen. Das Landesmuseum, inklusive einer Art Lounge im Innenhof, gottseidank überdacht, bot einigen Gästen Zuflucht, solange es ihnen nicht zu kalt wurde. Trotzdem flüchteten sich die meisten Besucher möglichst schnell ins Trockene eines der Museen.

Wir machen uns als erstes auf den Weg ins Mühlerama beim Bahnhof Tiefenbrunnen. Schon etwas durchnässt angekommen, bietet sich uns die Möglichkeit, beim Geisterdinner herrlich Wärme zu tanken. Dann geht es in die Dunkle Kammer. Schon auf dem Weg dorthin erklingt Gekreische, einige Kinder scherzen lachend, „die Männer schreien, weil die haben am meisten Angst“. Oben angekommen tasten sie sich an einem Seil entlang hinein ins Dunkel – und kreischen lauthals, als ihnen ein Geist auf den Fersen ist und sie wieder hinausjagt. In einem anderen Raum begegnen wir einigen Zuschauern, die eine Führung durch die alte Industriemühle bekommen. Anschliessend findet eine Lesung direkt unterm Dach statt. Orte des Grauens in der Schweiz lautet der viel versprechende Titel. Wahre Spukgeschichten hören sich die vielen Erwachsenen und Kinder an. Doch mit der Gruselstimmung hapert es leider etwas, da die Lärmkulisse von klappernden Tellern und Gelächter durch die offenen Räume dringt. Die Vorleserin meint dazu augenzwinkernd, „seien Sie beruhigt, es ist vielleicht besser so“. Ein paar Jungen und Mädchen finden aber trotzdem die Rutsche interessanter, die bis ins Erdgeschoss führt. Auch die wendeltreppenartigen Stufen führen immer weiter und weiter nach unten – bis man plötzlich vor einem kleinen Gespenst steht. Und dann kommen immer mehr dazu, die sich auf dem Halbkreis aus Kissen niederlassen. Die Gespensterschule! Hier können sich die Kleinsten aus Bettlaken Geisterkostüme schneidern. Für uns ist es langsam genug Spuk. Etwas Geschichte steht auf dem Plan. Die gibt’s im Haus zum Rech im Niederdorf.

Bei den Gassen rund um den Neumarkt begegnen wir nur wenigen Menschen. Liegt wohl am Regen. Doch am Haus zum Rech angekommen, wird es schon etwas voller. Einige Leute sehen sich einen Diafilm über die Entwicklung Zürichs an. Und in einem zweiten Raum kann man das Miniatur-Modell von Zürich um 1750 bewundern. Aber Miniatur trifft es nicht ganz. Das Modell füllt fast den ganzen Raum aus und an jeder Ecke wird diskutiert, was sich bis heute an der Stadt verändert hat. Wie zum Beispiel früher noch Kanäle über das heutige Bellevue flossen oder das Gelände der Universität noch landwirtschaftlich genutzt wurde. Man merkt gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Zum Abschluss gibt’s noch einen Abstecher ins Kunsthaus. Schon vorm Eingang drängen sich die Menschen mit ihren Schirmen. Nachdem wir die nassen Sachen abgelegt haben, geht’s in die Sammlung. Warhol, Segantini, Monet, Rodin und wie sie alle heissen, lassen uns schnell das eklige Wetter vergessen. Aus einem Gang beim Eingang dringt laute Musik, die Wände sind Rosen behangen. Wir betreten die Bolero-Lounge. Hier bietet sich die Gelegenheit, den kulturellen Abend mit Cocktails stilvoll ausklingen zu lassen, denn die Lange Nacht neigt sich langsam dem Ende zu.

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