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20. September 2008, 01:55 Kultur

z.B. Der gestiefelte Kater @ Schauspielhaus

Robert Salzer - „Jedes Märchen, jeder Traum, ist auch eine Therapie“ erklärt uns Mike Müller, als Professor mit langem Bart verkleidet. Und der Abend wird denn auch eine fast psychoanalytische Sitzung, in welcher der Zuschauer in seine früheste Kindheit zurückversetzt wird.„Es isch em...

„Jedes Märchen, jeder Traum, ist auch eine Therapie“ erklärt uns Mike Müller, als Professor mit langem Bart verkleidet. Und der Abend wird denn auch eine fast psychoanalytische Sitzung, in welcher der Zuschauer in seine früheste Kindheit zurückversetzt wird.

„Es isch emol, es isch emol, es isch emol“. Mit den zusammengeschnittenen Worten Trudi Gersters, welche so manches Märchen beginnen lassen, fängt auch der Abend im Zürcher Pfauen an. Die Erzähltante begleitet das gesamte Stück und führt immer wieder in die einzelnen Märchen ein. Eine eigentliche Handlung hat die Aufführung nicht. Es werden Fragmente aus verschiedenen Erzählungen von Ludwig Tieck auf die Bühne gebracht: „Der blonde Eckbert“, „Der Runeberg“ und der titelgebende „Der gestiefelte Kater“ werden ansatzweise gezeigt.

Sind wir nicht alle ein wenig fremdgesteuert?

Als allererstes fliegen goldene Ballone aus der Bühne in Richtung Publikum, die allesamt von den Figuren zerstört werden. Wohl eine Ankündigung, dass der Abend kein Kindergeburtstag werden solle. Und doch fühlt man sich in eine Traumwelt zurückversetzt, die man lange nicht mehr betreten hat. Man lauscht den sechs Figuren, welche die Märchen erzählen – gespielt werden nur Teile - mit grosser Hingabe, wie eben früher der Märchentante. Cathérine Seifert als Prinzessin zieht einen besonders in ihren Bann, wenn sie in langen Monologen ihre Geschichte erzählt. Aber auch die anderen Figuren machen ihre Sache gut. Man merkt, wie unverkrampft und mit welchem Spass die Schauspieler das Stück vorführen, was immer wieder zu Lachern seitens des Publikums führt. Einzig dass man nach einer gewissen Länge den Ausführungen der Spielenden nur noch mit grosser Anstrengung folgen kann, ist zu beanstanden.

Wer übrigens gerade nicht weiss, ob er träumt oder sich in einem Märchen befindet, dem sei der vorgestellte „Reality-Check“ zu empfehlen. Man schaue auf seine Armbanduhr, ob sich die Zeit in einem angemessenen Rahmen befinde. Dann nehme man ein Buch und kehre es um. Fliegen die Buchstaben nicht davon, dann träumt man sicher nicht. Solche und ähnliche lustige Einfälle werden im Stück gezeigt. Der Ausflug in die Märchenwelt sei hiermit wärmstens empfohlen.

  • „z.B. Der gestiefelte Kater“
  • Regie: Jan Bosse
  • Ort: Pfauen
  • Premiere: 12.September
  • weitere Vorstellungen: 23./24./25./26./27./28. September; 6./13./27. Oktober
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