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15. Juli 2007, 00:00 CD / Vinyl

Portugal. The Man – Church Mouth

Simon Knopf - Artist: Portugal. The ManAlbum: Church MouthRelease: 20.07.2007Label/Vertrieb: Irascible Kritiker und Freunde des eher extravaganten Geschmacks waren begeistert. Aufregend sei diese neue Band aus Alaska, dessen Debüt Waiter: „You Vultures!“ dank Defiance Records auch hierzul...

Artist: Portugal. The Man

Album: Church Mouth

Release: 20.07.2007

Label/Vertrieb: Irascible

Kritiker und Freunde des eher extravaganten Geschmacks waren begeistert. Aufregend sei diese neue Band aus Alaska, dessen Debüt Waiter: „You Vultures!“ dank Defiance Records auch hierzulande in die Regale kam. Denjenigen, die dem nächstbesten Vergleich hinterherjagen, wurde es schwer gemacht. Schon fast zu selbstverständlich lag da nur der Vergleich mit dem Kraut-Prog-Rock von The Mars Volta nahe, welcher sich aber vor allem am Strohhalm Gesang und Stimme festhalten musste. Ansonsten wurden hier die etwas anderen Töne angeschlagen, ohne alles über den Haufen zu werfen

Church Mouth kommt in unseren Breitengraden knapp ein Jahr nach dem Debüt an und enttäuscht. Nicht, dass Portugal. The Man ein schlechtes Album gemacht hätten. Aber halt auch kein gutes. Die Lieder plätschern zwar homogen, aber ohne grosse Höhepunkte vor sich hin. Ein paar Songs wie z.B. Bellies Are Full vermögen hier den qualitativen Erwartungen standzuhalten. Dass dies aber die einzigen Farbtupfer einer ansonsten eher farblosen Platte bleiben, haben Portugal. The Man unter anderem auch dem Standard zu verdanken, den sie sich selbst auferlegt haben. Mit viel Liebe zum Detail, einer gewissen Schrägheit und einem gesunden Bewusstein für die Ästhetik sind sie uns das erste Mal begegnet. Dies führt aber nicht zwangsläufig zu guter, aufregender Musik, wie sie auf Waiter: „You Vultures!“ die Hörer um den Finger wickelte. Die bereits angesprochene Homogenität der Platte ist aber ein Pluspunkt, auf den die Band aufbauen kann. War das Debüt stellenweise gar bunt geraten, hat Church Mouth einen roten Faden. Man hört hier erstmals durch, dass John Baldwin Gourley Sohn zweier Hippies ist, ohne damit jetzt die altbekannten Klischees bedienen zu wollen. Die Musik orientiert sich mehr an der Vergangenheit, als dass sie sich weiter nach vorne orientiert, wie es insgeheim von neuen aufregenden Bands erwartet wird. Dabei ist es hier nicht schade, dass die Erwartungshaltung nicht erfüllt wurde. Es ist schade, dass einem das Ganze etwas kalt lässt, weil schon hundert mal gehört. Man muss Portugal. The Man aber zu gute halten, dass die Platte an und für sich abwechslungsreich geraten ist. Die Langeweile setzt erst dann ein, wenn die wirklich straighten ersten Takte der Songs einige Minuten in Anspruch nehmen, wo dann irgendwo die letzte Konsequenz fehlt. Children ist ein gutes Beispiel für diese Art von Song, die am Anfang mit zwar nicht gerade neuen Gitarren und Gesangsparts irgendwie trotzdem aufhorchen lässt, danach flacht die ewige Wiederholung das Ganze ab.

Mist haben Portugal. The Man ganz bestimmt keinen fabriziert. Dazu haben sie zuviel Klasse und Inspiration. Church Mouth bleibt aber immer knapp unter dem Dringlichkeitsradar und somit eine coole, runde Platte, welche niemanden zu stören braucht. Also eine, die man kaufen kann, die man aber nicht haben muss.

Verfasst von Michael Messerli

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