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Aus dem Callcenter II

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18.07.2010

Herr Schneider ruft an. Bei ihm ist eingebrochen worden. Alles weg, auch der Chronomath den er vor Jahren bei unserem Unternehmen gekauft hat. Vor Jahren... - Ein Chronomath, moment ich suche den in unserer Datenbank. Ich sitze immer noch am selben ... [mehr]
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Aus dem Callcenter

12.09.2008 um 11:32

Letztes Jahr wars ganz brutal. Ich hab einfach kein Geld, nichts, rein gar nichts mehr gehabt. Ich musste irgendwas arbeiten gehen. Mit zwei linken Händen und einer Ausbildung die niemanden Interessiert ist das gar nicht so einfach. Stempeln - dachte ich - kann ich eh nicht als Schweizer in Deutschland und so war ich dann auch ganz froh die Annonce von einem Callcenter zu finden. Gesucht wurden Inbound Agenten. Na gut, solange ich nicht in die diversen Haushalte anrufen muss, sondern angerufen werde ist das doch kein Problem sagte ich mir und hab mich prompt beworben.

Ich war nun Kundenberater für einen deutschen Stromanbieter, konnte Auskunft zu Preisen geben, Neuanmeldungen aufnehmen und bei Problemen tröstend versprechen, dass sich innerhalb von 14 Tagen Jemand kümmern wird.

Ich bin der 7€/h Puffer zwischen Unternehmen und Kunde, habe keine Ahnung vom Strommarkt, keine Einsicht in die Kundendaten, weiss nichts ausser die Strompreise, die in einer aufwändigen Exceltabelle mässig übersichtlich aufgeführt sind. Ich habe meinen Sitzplatz, ein Blatt Papier, einen Kuli und mein Headset auf dem Kopf und suggeriere dem Kunden, dass ich ihm selbstverständlich helfen kann. Manchmal gar nicht so einfach. Eine alte Dame sitzt nun schon seit 3 Tagen abends im Dunkeln, weil die Rente so knapp ist, dass sie die 12,50 € Abschlag kaum bezahlen kann. Sie weint, ist verzweifelt und bittet mich Gnade vor Recht walten zu lassen, den Abschlag runter zu setzen, sie spare ja jetzt enorm Strom und trotzdem sei es so teuer. Ich bin gefordert, vor allem weil ich ja innerhalb von etwa 3 Minuten das Gespräch beenden sollte. In dieser Zeit muss ich sie trösten, ihr erklären wie das mit dem Abschlag funktioniert, mir anhören wie es im Osten damals war, und sie davon überzeugen, dass es keine Verschwörung gegen Sie gibt. Nach 5 Minuten bin ich genauso verzweifelt wie sie, ich kriege sie nicht weg ohne unhöflich zu sein, sehe, dass die Warteschleife dunkelrot ist, und ich weit über meiner Gesprächszeit. Ich verabschiede mich freundlich aber klar und nehme den nächsten Anruf entgegen. Eine junges - der Stimme nach - attraktives Mädel aus Hamburg, was gerade von zu Hause ausgezogen ist und nun mit mir in der Hand im Keller steht um mir die Nummer vom Stromzähler durch zu geben.

Manchmal vermisse ich es schon. Das Callcenter.

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