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Brennendes Blut (oder das Kreuzworträtsel für die Gekreuzigten) Teil 2

17.05.2009 um 20:21

Wichtig! Bitte zuerst Teil 1 lesen:

http://www.students.ch/community/blog/post/24843/Brennendes-Blut-oder-das-Kreuzwortraetsel-fuer-die-Gekreuzigten-Teil-1

Dort oben sind unsere Sterne sagte er. Es ging alles sehr schnell. Der Offizier war aber schon vorher wütend gewesen. Sie hatten heute verloren. Verbrennt ihn! Mit dem hier! Er soll in der Morgendämmerung mit all den anderen Büchern verbrannt werden! Und zwar hier im Ghetto! Er fing das Buch auf, er hielt es fest an sein Herz. Sie gingen alle wieder in die Häuser zurück. Sie alle hatten Alpträume in der Nacht. Doch schlafen konnte niemand.

Die Dämmerung holte sie erst spät ein. Die Sonne wollte nicht aufgehen. Ein grosser Haufen Bücher war mitten in die Strasse geschüttet worden. Schöne Bücher, alte Bücher, deine Bücher, meine Bücher. Er wurde aus seinen Alpträumen gerissen. Alle waren rund um diese Bibliothek der Verdammnis auf der Strasse versammelt. Mitten durch diesen Haufen ragte ein grosser Pfahl. An diesen Pfahl wurde er auch gebunden. Sie tanzten mit den Fackeln, wie als Don Giovanni in die Hölle geschickt wurde. Das wollten sie auch. Es brannte. Er brannte. Und er hatte seine Augen verschlossen, seine Seele erschossen und seine Gedanken erloschen. Eine riesige Rauchwolke stiess aus dem Feuerwerk und schoss durch die Wolken wie die giftige Ader der Atombombe. Doch das würden sie erst später kennenlernen. Heute wollten sie nichts anderes als diese steigende Kobra umarmen und mit ihr in den Himmel steigen. Sie wollten mit ihm aus der Tyrannei in den Tod fliehen.

Das Blut brannte schnell. Die Flammen waren hungrig und verschlungen die Weisheit eines Jahrhunderts mit der Gier des Ignoranten. Sie fesselten ihn, wie eine gierige Meduse, und versuchten das Buch aus seiner starken Umklammerung zu entreissen. Er gab das Buch nicht frei. Sein Körper war jetzt vom Feuer in die Tiefe gerissen worden und über den Boden vergraben worden. Er gab das Buch nicht frei. Die Asche bemalte die Strassen mit seiner makabren Schönheit.

Und dann begann das grosse Stöbern. Die Offiziere stöberten mit allen anderen. Er hatte doch eine Goldfüllung gehabt. Er hatte ja sicher irgendwelchen Schmuck unter seine Kleider versteckt. Wo ist die Uhr geblieben? Alle suchten, alle wollten, entweder weil sie nichts hatten, oder weil sie alles hatten und es nicht wussten. Doch sie fanden nichts. Nur einer der Wächter wurde fündig.

Tief in der Asche vergraben fand er das Buch wieder. Es zeigte überhaupt keine Spuren von Verbrennung oder Zerstörung. Das Blut auf den Seiten war frisch, warm, es quickte vor Leben. Kaum eine Minute alt war dieses Blut. Die Titelseite war auch mit frischem Blut bemalt. Er staunte. Und dann fasste ihn die Angst wie die grosse Flut. Er zeigte es den anderen Offizieren. Sie wussten nichts Rechtes, sie kannten ja auch kein links. Ein neues Feuer! Doch dieses Feuer würde viel mächtiger sein! Sie benutzten Holz, Benzin und Zeitungspapier. Und dann warfen sie das Buch in das riesige Geschöpf, in den Maul eines geschenkten Gauls, dem sie nicht trauten.

Sie warteten. Immer wieder wurde eine Flasche Benzin in das Feuer geworfen, jedes Mal eine herzlose, erbarmungslose Explosion. Die Hitze brachte sie zum Schwitzen. Der Haufen Asche war mittlerweile so gross geworden wie sie selbst. Und als alles abgekühlt war am nächsten Morgen, wühlten sie wie die Wahnsinnig gewordenen. Doch sie strebten nach keinem ‘Heureka’. Sie wollten alleine Ordnung durch Zerstörung. Sie wollten den Frieden durch Krieg, den Reichtum durch Ausbeutung und Gesundheit durch die Epidemie.

Doch sie fanden es wieder. Frisch bemalt. Es verspottete sie, es lachte sie aus und zerstörte ihren Willen aufs Neue. Nun spielten sie mit dem Feuer, es spielte ja mit ihnen auch. Sie versuchten es langsam mit einer Kerze zu verbrennen, doch die Kerze ging bald aus. Das Buch brannte nicht. Sie stellten es in eine Grube und warfen eine Granate hinein. Die Granate ging nicht los. Die zweite Granate nahm einen der Soldaten mit sich.

Aus purer Verzweiflung warfen sie das Buch in den Fluss ausserhalb des Ghettos. Doch es kehrte zurück, wie der Lachs, der jedes Jahr von Heimweh ergriffen wird.

Zum Schluss haben sie das Buch vergraben. Ich habe es wieder gefunden, als ich einen Grab für meine Eltern graben musste. Jetzt muss ich nur noch lesen und schreiben lernen.

Dann werde ich mit den leeren Seiten auch etwas anfangen können.

Kommentare
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oasis20
oasis20 18.05.2009 um 00:09
Sollte keine Entschuldigung sein. Das ganze war ein Experiment...
bary_kim 17.05.2009 um 23:58
stiimmt, du hast es mir ja gesagt...DAN ist es ja ok...wenn ich so auf meine geschichten zurückblicke, könnte ich vor scham im boden versinken.
oasis20
oasis20 17.05.2009 um 23:52
Haha, no worries. Die Geschichte hab ich mit 17 geschrieben, übrigens.
bary_kim 17.05.2009 um 23:38
jetzt bin ich ganz ehrlich mit dir....bleib beim englischen ...ich persönlich finde das ne ganz coole geschichte, die leicht, gelinde ausgedrückt, verhauen wurde...
jetzt will ich da nicht mehr klugscheissen, sondern lese jetzt noch weiter