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Die Freiheit im Schleier der Nacht

06.05.2014 à 22:43

Was vermag sich mit der Schönheit der Nacht zu messen; mit ihrem lebendigen Grau, ihrer geheimnisvollen Stille, ihren kühlen Schleiern? Die Nacht bringt Dunkelheit, und diese Dunkelheit verzaubert unsere Welt, wie keine andere Kraft der Welt sie zu verzaubern vermag. Sie versteckt hinter jedem Winkel und jeder Ecke schimmernde Rätsel und rauchige Mysterien; bringt uns an die Schwelle einer Welt, die wir sonst nur im Traum zu erahnen vermögen. Die Banalität des Tages, diese unerträgliche Definiertheit der Dinge, wird mit dem Anbruch der Dämmerung langsam fortgetragen, bis der Strom des Dunkels schliesslich alle Farben in den Bann des Zwielichts gezogen hat. Das Wesen der Welt liegt nun verborgen im Nebel, und erst jetzt, in der stillen Einsamkeit der Nacht, wird der Geist wahrhaft frei. Er vermag nun das zu sehen, was er tatsächlich zu sehen vermag und nicht das, was er zu sehen hat – er erspäht die Schattenwesen, die in den Kronen der Bäume herumtoben; sieht die Paläste, die sich rund um ihn erheben; sieht die Feen, die am Himmel tanzen und die Riesen, die in der Ferne Hügel aufschütten. Unsere Sinne vermögen die Nacht nicht zu durchblicken, und so werden wir alle zu Malern, die ihre Umgebung immer und immer wieder in neuen Meisterwerken festhalten, angetrieben durch die Grenzenlosigkeit unserer Vorstellung. Wir beobachten die Welt nicht mehr, wir gestalten sie; wir formen sie, wie kleine Götter. Erst jetzt begreifen wir, zu was unser Geist fähig ist, wenn er erst einmal die Fesseln der Realität gesprengt und die Flügel der Phantasie entfaltet hat.

Und so beschreiten wir behutsam die Nacht, die nun die unsrige ist, beschwingt und demütig zugleich, berauscht durch unsere Macht. Bis irgendwann unser Tages-Ich, diese eifersüchtige, kleinliche Kreatur der Normalität, mit klebrigen Fingern an die Pforte unseres Traums klopft. Mit sardonischem Grinsen lässt es den Hammer der Wirklichkeit auf die regenbogenfarbenen Paläste niedersausen, die wir so sorgfältig und Stück für Stück aus den Steinen unserer Sehnsüchte errichtet haben. Bald schon sitzen wir inmitten der Trümmer der zerschlagenen Schätze unseres Geistes und ringen mit dem Gefühl des Verlustes, das uns beinahe Tränen in die Augen treibt. Unsere Macht und unsere Freiheit ist dahin; oder vielmehr hatten wir sie nie, wenigstens nicht im Licht des Tages, in dem alles immer genau das ist, was es zu sein scheint. Und wir begreifen, dass wir die wahre Freiheit – die Freiheit, die Dinge zu dem zu erklären, was sie für uns sind; die Freiheit, die Welt zu verkehren und Naturgesetze zu Vorschlägen zu machen – niemals besitzen werden. Wir werden niemals frei sein, zumindest nicht auf eine Art und Weise, die man mit dem Zauber der Nacht vergleichen und dann noch frei nennen könnte. Die Welt des Tages ist unser Gefängnis, durch dessen Gitterstäbe wir nur hin und wieder zu erahnen glauben, was wahre Freiheit ist. Und das muss uns genügen.

Commentaires
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Denise90
Denise90 08.05.2014 à 20:51
gefällt mir!
Caalors 08.05.2014 à 00:54
Du bist jederzeit frei .... frei Deiner Entschidungen .... die innere Freiheit musst Du Dir erkämpfen ...
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