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9. Dezember 2012, 15:46 Music Festivals

Kilbi im Überall: Schnippen im Jazzclub

Patrick Holenstein - Der zweite Kilbi-Tag hatte weniger Schnee zu bieten, dafür ein reichhaltiges Musikprogramm zwischen Songwritern und Indierock und ein bisschen Fleet Foxes war auch dabei.

Den zweiten Kilbitag sollte für mich Jason Collett eröffnen. Als ich das Exil betrat, dauerte es nur noch wenige Minuten, bis der kanadische Songwriter auf die Bühne musste und das Exil war gähnend leer. Ok, frühe Konzerte an Festivals dieser Art können schon mal etwas weniger stark frequentiert sein. Innert vielleicht zehn Minuten füllte sich das Exil allerdings und als Jason Collett schliesslich auf die Bühne trat, war der Club ziemlich gut besucht. Collett seinerseits machte im Grunde alles richtig. Er erzählte viel zu seinen Songs, unterstrich seine Erläuterungen mit witzigen Kommentaren und er schaffte es, dass die Leute im Exil an seinen Lippen hingen. Es war still im Club! Mit dunkler und verlebter Stimme sang er von Liebe und erzählte, dass ein Kanadier wissen muss, wie Sex im Kanu geht. Und trotz aller Sympathie, die Jason Collett ausstrahlte, blieb er etwas austauschbar, blieb sein Gitarrespiel zu wenig fassbar und er klang wie unzählige andere Songwriter. Trotzdem bot Jason Collett einen angenehmen Einstieg in den Konzertabend.

 Jason Collett hat den Abend eröffnet.
Jason Collett hat den Abend eröffnet.

Anschliessend stand im Exil mit Dan Mangan der nächste Kanadier auf dem Programm. Als "One For The Ladies" beschreibt ihn das Programm der Kilbi und als "Canada's Cutiepie". Das zu beurteilen überliess ich den Frauen und platzierte mich für Dan Mangan in der gemütlichen Lounge des Exils. Auch ohne Sicht auf die Bühne klang die Musik der Band nach nettem Indierock, der für ein noch volleres Exil sorgte. Da gibt es nichts zu lästern. Ein faires Urteil ist aber nicht möglich, da Mangan eher eine Übergangslösung war, bis im Moods No starteten.

Das Moods kristallisierte sich langsam als mein Fixpunkt des Universums, das die Kilbi im Überall an diesem Wochenende rund um den Escher-Wyss-Platz bildete. No versprachen kompromisslosen Indierock und hielten das Versprechen. Schön dreckig klang die Band aus Los Angeles. Und trotzdem zeigten sie sich als Nice Guys und dankten artig der Crew des Moods' und schwärmten, wie schön die Schweiz doch sei und dass sie eben das erste Mal im Leben Schnee gesehen hätten. Die fünf Musiker bestachen durch ein starkes rhythmisches und abwechslungsreiches Spiel. Rauer und rumpliger Rock, der jedoch irgendwie zerbrechlich und voller Seele war. Danach verteilen No Kärtchen im Saal, damit das Publikum umsonst Musik von ihrer Website runterladen konnte.

 Father John Misty nach einem wohl harten Auftritt.
Father John Misty nach einem wohl harten Auftritt.

Das offizielle Highlight des Abends war sicher die Reunion von Mission Of Burma, jedoch zog es mich eher zu Father John Misty. Misty wer? Hinter Father John Misty steckt Josh Tillman, der ehemalige Schlagzeuger der Fleet Foxes. Ebenfalls im Publikum zu entdecken war Jason Collett, der offenbar nach seinem frühen Auftritt die Kollegen bei der Arbeit sehen wollte. "Die ersten dreissig Minuten werden reiner Jazz sein", verkündete Tillman amüsiert, schliesslich sei das ja ein Jazz-Club. Natürlich blieb es nicht dabei. Opener war Hollywood Forever Cemetery Sings, das gleich mal klar machte, dass der Folk der Fleet Foxes doch noch irgendwo in der Basis der Band versteckt ist. Die Einflüsse der 60er konnten ebenfalls nicht verleugnet werden, aber Father John Misty wussten zu überzeugen und das Moods füllte sich immer mehr. "Stop! It's a Jazz Club. Do That", rief Josh Tillman plötzlich mitten in den Applaus nach einem Lied und schnippte vergnügt mit den Fingern. Und das Publikum schnippte brav mit. Ein skurriler Moment, der hervorhob, wie witzig und charmant die Truppe sich präsentierte. Sechs Musiker und ihre Songs voller Ecken und Kannten, aber gleichzeitig herrlich verfilzt, bildeten für mich den Abschluss der Kilbi im Überall.

Zum Schluss soll noch gesagt sein, dass zumindest aus meiner Sicht die Kilbi bestens organisiert war. Es gab kaum Verspätungen bei den Konzerten, die Clubs waren angehem voll, aber nicht überfüllt und sogar der Schnee wurde vor den Clubs weg geschaufelt.


Unseren Bericht zum Kilbi-Freitag findet ihr HIER

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