Das Festival: Stephan Eicher vergisst die Zeit
Patrick Holenstein - Schon bei der ersten Ausgabe erlebte „Das Festival“ in Schaffhausen ein Konzert, das wahrscheinlich in die Geschichtsbücher eingehen wird. Die Rede ist von Stephan Eicher. Der Berner hat sich einige Freunde auf den Herrenacker eingeladen und einen unvergesslichen Gig gegeben.
Sophie Hunger beweist ihre Klasse.
Die Frage, die über der Altstadt von Schaffhausen schwebte, war, ob Eicher später Sophie noch einmal auf die Bühne bitten würde. Schliesslich war er lange Zeit ihr musikalischer Ziehvater. Doch erstmal spielten sich Stephan Eicher und seine Band – inklusive Heidi Happy, die während des gesamten Konzertes die Band verstärkte – durch ein Set voller Hits, die oft in durchaus interessanten Interpretationen daherkamen. Ein jazziges Hemmige etwa oder das leise beginnende und später stark aufbrausende Combien De Temps. Die acht Musiker zeigten sich in bester Laune und liessen kaum einen Klassiker aus. Ok, einige Wünsche blieben unerfüllt, so forderten einige Besucher lautstark den NDW-Hit Eisbär. Eicher enttäusche sie und meinte: „Das habe ja nicht ich geschrieben, sondern mein Bruder.“
Der charismatische Eicher in seinem Element.
Extra für diesen Abend hatte sich Stephan Eicher einige Freunde eingeladen. Allen voran die schon erwähnte Heidi Happy. Einen berührenden Höhepunkt setzte der Liedermacher Tinu Heiniger mit seinem Lied vo de Bärge, welches er in lyrischer und theatralischer Art vortrug. Der zweite Gast war Jürg Halter alias Kutti MC. Wenn er loslegt, füllt er nur durch die begnadete Wortakrobatik und seine Präsenz problemlos jede Bühne. In Schaffhausen bahnte er sich sogar einen Weg in den Bühnengraben, während er Sunne, von seinem gleichnamigen Album, sang. Mit Hemmige beendete wiederum Stephan Eicher das Set
Wundervolle Stimmung auf dem Herrenacker.
Beim Kulthit, Déjeuner en Paix, welcher die Zugaben eröffnete, übernahm Kutti MC ein weiteres Mal das Mikrofon, griff das Thema Frühstück auf und improvisierte, bis er schliesslich, noch immer reimend, Sophie Hunger und ihre Band auf die Bühne bat. Vierzehn Musiker standen jetzt vor dem Publikum und legten eine herrlich schrullige, rumpelnde und umjubelte Version von Like A Rolling Stone auf die Bretter. Die Truppe versprühte dabei den ruppigen Charme einer Handvoll Freunde, die spontan zusammen Musik machen. Die atemberaubende Version des Bob-Dylan-Klassikers wird den glücklichen Zeugen wohl noch lange in Erinnerung bleiben und sicherlich mitsamt dem Konzert in die Geschichte eingehen.
...how does it feel...like a rolling stone.
Als Stephan Eicher zur letzten Zugabe, Zrügg zu mir, ansetzte, war er schon über eine halbe Stunde im Verzug – was nur noch mehr unterstrich, wie leidenschaftlich der Herr Eicher und seine Freunde bei der Sache waren. Die Zeit vergisst man ja meist erst dann, wenn ein Konzert so richtig Spass macht – vor und auf der Bühne.
Bildquelle: www.dasfestival.ch / Patrick Frischknecht
Mag schon sein, dass Sophie mehr Power aus Eicher herausgeholt hätte, vielleicht erfahren wir das ein anderes Mal.