Buried @ Zurich Film Festival
Patrick Holenstein - Mit „Buried“ konnte das Zürich Film Festival in der Out-Of-Competition-Reihe eine Europapremiere zeigen, die in den nächsten Monaten noch für Gesprächsstoff sorgen wird. Selten wurde mit derart spartanischen Mitteln, so viel Spannung erzeugt.
Die Idee ist sehr simpel, aber genial. Man stecke einen LKW-Fahrer in einen Sarg und lasse den Zuschauer beobachten, wie die Panik den Mann auffrisst. Doch die Idee alleine macht noch keinen guten Film. Regisseur Rodrigo Cortes (The Contestant) und seinem Team ist es jedoch gelungen, einen extrem klaustrophobischen Thriller zu inszenieren. Dazu benutzt Cortes einige starke Ideen und clevere Stilmittel. Leider ist es nur möglich, einige wenige zu erwähnen, ohne zu viel von der Spannung zu verraten und das wäre hier wirklich schade. Angefangen damit, dass die Leinwand zu Beginn des Films minutenlang dunkel bleibt – eine schöne Hommage an den Beginn von Stanley Kubricks Meisterwerk 2001 - A Space Odyssey – und nur ein Atmen zu hören ist, aber auch die zahlreichen Nahaufnahmen von Paul Conroys panischem Gesicht oder einige optisch reizvolle Aufnahmen aus der Vogelperspektive und eindrücklichen Kamerafahrten. Dank dieser, leicht zu erkennenden Kunstaufnahmen macht der Film klar, dass er nicht mit Mockumentarys wie Blair Witch Project oder Paranormal Activity in einen Topf gesteckt werden möchte.
Cortes spielt wirklich jede optische Karte aus, die ihm auf dem engen Raum zur Verfügung steht, ausserdem überrascht er immer wieder mit unvorhersehbaren Storywindungen. Doch der eigentliche Star des Films ist Ryan Reynolds (Blade 3 oder X-Men Origins: Wolverine), der den Film letztendlich fast alleine trägt. Praktisch während des ganzen Films ist nur zu sehen, wie er im Sarg liegt. Eigentlich ein Risiko, denn so steht und fällt der Film mit Ryans Spiel. Im Fall von Buried funktioniert es bestens, weil Ryan buchstäblich über sich hinauswächst und so gut spielt, dass seine Panik sich direkt auf den Zuschauer überträgt. Das ist auch das Geheimnis des Films. Man leidet mit dem armen Tropf in seiner misslichen Lage mit. Während 90 Minuten fällt es schwer, ruhig im Sessel zu sitzen. Regisseur Cortes erklärte kürzlich in einem Interview: „Buried ist eine körperliche Erfahrung, du kannst ihn anfassen, spüren, riechen, leben. Es ist kein Film, den man sich ansieht, man macht ihn durch.“ Damit bringt er seinen eigenen Film gut auf den Punkt.
Fazit: Tatsächlich ist Buried ein Film, der packt, aber auch zum Denken anregt. Selbst wenn Cortes dies abstreitet und Teile des Films als McGuffin (Element, das die Handlung antreibt, aber im Grunde nicht wichtig für die Geschichte ist.) abtut, so ist ihm doch ein Film gelungen, der an die Nieren geht und begeistert. Der Film ist wohl so ziemlich das spannendste Stück Zelluloid, das in den letzten Jahren durch einen Projektor gelaufen ist. Sir Alfred Hitchcock hätte an diesem Film jedenfalls seine helle Freude gehabt.
- Buried läuft voraussichtlich ab 4. November in den Kinos.