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28. Oktober 2010, 12:48 Kultur

Sprichst du Europäisch?

Melanie Pfändler - Stell dir vor, du setzt dich in den Zug und keiner neben dich. Wie oft muss das geschehen, bis du glaubst, dass mit dir etwas nicht stimmt? Wie fühlt es sich an, wenn dich die Eltern deiner Freundin nicht in ihr Haus lassen? Und wie denkt man über "Heimat", wenn man in der Schw...

Stell dir vor, du setzt dich in den Zug und keiner neben dich. Wie oft muss das geschehen, bis du glaubst, dass mit dir etwas nicht stimmt? Wie fühlt es sich an, wenn dich die Eltern deiner Freundin nicht in ihr Haus lassen? Und wie denkt man über "Heimat", wenn man in der Schweiz geboren wurde, aber dennoch wie ein Ausländer behandelt wird?

Vom 5. - 19. November gibt die Ausstellung "Kubaki - AfrikanerInnen in Europa" im Zürcher Kleintheater "Töpferei" Antworten auf diese und viele weitere Fragen.


Die Menschen hinter den Zahlen

In Europa unterscheiden wir ausdrücklich zwischen Schweizern, Deutschen und Albanern. Aber sei ehrlich – machst du einen Unterschied zwischen einem Kenianer und einem Nigerianer?

«Kubaki» ist ein fotojournalistisches Projekt, das fünfzehn afrikanische MigrantInnen portraitiert, darunter auch Nationalrat Ricardo Lumengo und den Zürcher Gemeinderat und Filmproduzenten Andrew Katumba. Mabinty Conteh, eine der Portraitierten, wird öfters gefragt, ob sie «Afrikanisch» spreche. Sie pariert dies jeweils mit der Gegenfrage: «Kannst du denn Europäisch?».

Heute leben in der Schweiz rund 50‘000 Menschen afrikanischer Herkunft. Das sind etwa drei Prozent der ausländischen Bevölkerung und ein halbes Prozent der Gesamtbevölkerung. Ziel von "Kubaki" ist, ein differenziertes Bild der afrikanischen Einwanderer aufzuzeigen - die Menschen, die Schicksale hinter der Statistik.


15 Leben in Bild und Text

Kubaki, was auf Swahili „bleiben“ bedeutet, gibt den afrikanischen MigrantInnen ein Gesicht. Die Portraits sind geradlinig, direkt und ungeschminkt. Distanziert und doch mit intimer Nähe blicken die Gesichter in die Kamera und durch sie hindurch uns Europäern entgegen.

An jedes Bild ist ein Monolog geknüpft, der in intensiven Gesprächen mit den Portraitierten entstanden ist. Die Übersetzungen auf Englisch und Französisch machen ein Verständnis möglich, das über die Sprachgrenzen hinausgeht.

Gerade im Hinblick auf die Ausschaffungsinitiative ist die Ausstellung brandaktuell. Sie lässt jene Menschen zu Wort kommen, die die Asyl- und Ausländerdebatte wirklich betrifft. Ihre reflektierten Auseinandersetzungen mit den Themen Heimat, Migration und Identität bieten eine neue Perspektive – nicht weniger kritisch, aber sehr persönlich.



Vernissage und gewöhnliche Ausstellungs-Tage: Eintritt frei.

Musikalische Abende: 20. -

  • Sam 13.11.: Singer/Songwriterin Eva Lynn (ZH), Folk-Quintett Rämschfädra (VS)
  • Fr 19.11.: Modern-Afro Musiker Baye Magatte Ndiaye (SEN)

Mehr Infos unter www.tanana.ch und in der Facebook-Gruppe des Projekts.

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