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18. Juli 2011, 00:00 Campus

Künstliche Intelligenz: Was ist drin, im Robo-Kopf

Andreas Rohrer - In Zürich arbeitet man fleissig am ersten „intelligenten“ Roboter. Biologe und Hirnforscher Pascal Kaufmann hat sich der „Artificial Intelligence“ verschrieben und gründete neben seiner Arbeit an Robotern die künstlich intelligente Know-How Plattform Starmind. Ein Gespräch über Hirn, Wissen und Sex.

students.ch: Pascal, man sagt Roboter brauche man nur für den Krieg. Wozu sonst?
Pascal Kaufmann: Roboter sind eine letzte, unerreichte Grenze der Wissenschaft. Heute können wir alles künstlich erschaffen: künstliche Herzen, künstliche Hände, die ganzen Computer und so weiter – das einzige, was man noch nicht geschafft hat, ist künstliche Menschen zu bauen. Es ist ein Rennen der Wissenschaft, etwa wie bei der Mondlandung. Es geht darum, der erste zu sein. Und das treibt mich an. Natürlich ist Krieg ein Thema, aber ich denke eher an Dienstleistungsberufe, oder an wissenschaftliche Versuche, wo man Roboter anstelle der Menschen einsetzen kann.

Hast du keine Bedenken, dass man so sich selber, also den Menschen „abschafft“?
Das Thema kommt bei vielen Erfindungen auf. Vor 100 Jahren hatte man Angst, dass Traktoren alle Bauern arbeitslos machen... Ich bin der Meinung, dass man langweilige Jobs an Roboter auslagern sollte, und dass durch die gesteigerte Automatisierung neue Berufe geschaffen werden können.

Jetzt könnten wir debattieren, wann ein Job genügend langweilig ist, dass man einen Roboter dafür einsetzen soll. Ich möchte aber andersrum fragen: Ab wann ist ein Roboter künstlich „intelligent“?
Das ändert sich mit der Zeit. Früher galt folgendes als „Elchtest“ für künstliche Intelligenz: Du schliesst einen Roboter in Raum A und einen Menschen in Raum B. Beide werden zu verschiedenen Themen befragt. Kann man anhand der Antworten nicht sagen, welches der Mensch und welches der Roboter ist, heisst das, der Roboter ist „intelligent“. Demzufolge wären heute einige Computerprogramme schon sehr intelligent. Eine modernere Definition lautet so: Wenn du in einem Fussballspiel 11 Roboter gegen 11 Menschen antreten lässt, und die Roboter gewinnen, dann kann man von „künstlicher Intelligenz“ sprechen. Da gehört dann auch dazu, dass die Roboter Regeln brechen, am Leibchen zupfen, man muss strategisch spielen etc.

Jetzt gibt es aber Menschen, die Fussballer nicht als besonders intelligent bezeichnen!
(lacht) Ja, die Leute denken auch, Schachspielen sei etwas für Intelligente. Aber das können Computer ja easy! Es geht auch darum, den Körper, diesen komplizierten Organismus, steuern zu können.

Wie lange dauert es noch, bis Roboter soweit sind?
Ja das ist natürlich mega peinlich, wenn ich dir jetzt eine Jahreszahl angeben würde. Weil: Die Chance ist gross, dass die Prognose nicht stimmt. Grundsätzlich hat man in der Forschung dauernd das Gefühl, man sei quasi kurz vor dem Durchbruch. Ich persönlich habe das Gefühl, dass Roboter in unserer Lebenszeit noch eine sehr wichtige Rolle spielen werden und wir in den nächsten 20 bis 30 Jahren Robotern im Alltag begegnen werden.

Ich habe von dir ein ziemlich unromantisches Statement aufgeschnappt: Das Hirn ist künstlich exakt nachbildbar, weil jeder Impuls, Gedanke oder auch jedes Gefühl nur ein Hirn-Reflex ist. Das Hirn funktioniert also nur reaktionär und so etwas wie den freien Willen des Menschen gibt es nicht.
Genau, das Hirn ist eine total entschlüsselbare Reflex-Maschine. Logische Konsequenz ist, dass wir nie aus freien Stücken handeln. Alles was wir tun ist vorherbestimmt und stets nur eine Reaktion. Aus welchen Gründen auch immer haben viele Menschen den persönlichen Eindruck, das Hirn sei irgendein Zauberding. Dabei ist es nicht mehr als eine Maschine.

Stimmt es eigentlich, dass sich ein Hirn zerschneiden lässt wie Fleischkäse?
(lacht) Ja das hat etwas. Ich würd es aber eher als „festen Pudding“ beschreiben.

Wieder zum künstlichen Hirn. Du bist am Bau einer ziemlich neuartigen Denkmaschine beteiligt: Starmind.com. Auf dem Portal kann man Fragen an einen Experten-Pool richten, und die Maschine ordnet die Frage dem potentiell besten Antwortgeber zu. Kann man hier von einer „denkenden“ Maschine sprechen?
Der Mechanismus hinter Starmind basiert definitiv auf Prinzipien künstlicher Intelligenz. Ich würde dies aber nicht als „denken“ sondern eher als „rechnen“ bezeichnen. Wie gesagt, für mich ist auch das menschliche Hirn eine Rechnungsmaschine.

Studenten sind gefragte Experten im Pool von Starmind und man kann als Antwortgeber auch Geld verdienen. Wie geht das?
Jede Studentin und jeder Student, der über eine Email Adresse einer Schweizer Fachhochschule oder einer Universität verfügt, kann Starmind kostenlos mit seinem Studenten Login benutzen. Du gibst dann ganz einfach dein Expertengebiet an, und falls eine Frage zu deinem Fachgebiet gestellt wird, wirst du informiert. Der Fragesteller entscheidet zu Beginn, wieviel ihm die Antwort wert ist. Bist du der beste Antwortgeber, kriegst du den Cash.

Aus Sicht des Fragestellers finde ich interessant: Könnte ich mir via Starmind eine Seminararbeit schreiben lassen und zum Beispiel sagen: „Waldsterben in den Schweizer Bergen – Entwicklung von 1980 bis heute. 20 Seiten bitte“ ?
Ich persönlich finde das sehr interessant. Wer Seminararbeiten über bereits abgehandelte Themen nochmals selbst schreibt, verschwendet eigentlich kostbare Resourcenund vorallem auch kostbare Zeit. Über so viele Themen wurden schon so viel geschrieben, warum soll man da noch die Sätze neu hinbiegen? Deshalb sehe ich genau dies als sinnvolle Vernetzung von Denkern und Wissen. Wenn ich zum Beispiel bei Freunden oder meiner Grossmutter eine Meinung zum Thema erfrage, und mir ein nützlicher Input zu Ohren kommt, gehe ich das ja auch nicht zitieren „von Grossmama inspiriert.“ Wer eine Arbeit mit Hilfe von Starmind erstellt und dank richtigen Fragen ein Thema schlüssig aufarbeitet, Verfügt meiner Meinung nach über wichtige Fertigkeiten, welche sowohl in der Berufswelt als auch in der Forschung sehr gefragt sind.

Bei Starmind findet man auch die grössten Nerds der Welt – Experten auf echt abgefahrenen Gebieten. Hast du einen Liebling?
Ja, mein Lieblings-Starminder ist Don Berry. Ein Universalgenie mit drei Master-Abschlüssen, ist begnadeter Maler und kann dir am Telefon astronomische Rechenaufgaben innert Sekunden lösen. Dazu hat er noch ein fotografisches Gedächtnis. Unglaublich. Wenn ich ein Problem habe, frage ich Don Berry via Starmind an!

Und auch ein humanoider Roboter hat ein Starmind Profil: Cronos. Was weiss denn der?
Cronos stellt in erster Linie Fragen, die mit der Roboterentwicklung zu tun haben. Es ist witzig zu sehen, wie eine richtige Fangemeinde von Roboter-Fans auf seinem Profil interagieren.

Zum Schluss werden wir noch intim. Menschen wollen ja nur das eine: Sex. Hat die Sex-Industrie schon bei dir angeklopft und Interesse an einem denkenden Sex-Roboter bekundet?
Tatsächlich hat es Cronos als erster humanoider Roboter in den Playboy Ukraine geschafft! Das ist natürlich ein grosses Thema in der Sex-Industrie und ganz klar werden in diesem Bereich Maschinen in Zukunft eine Rolle spielen.

Über Starmind:

Die «Problemlösungsplattform» ist exklusiver Marktplatz für Know-how. Talente aus aller Welt erstellen einzigartige Lösungen zu relevanten Problemen. So geht’s: Stelle eine Frage oder eine Aufgabe. Starmind analysiert deine Frage und findet die perfekten Fragenlöser. Der Fragesteller bestimmt dabei, wieviel ihm eine Antwort wert ist.

Starmind ist ein exklusives Netzwerk von Talenten weltweit. Mit Hotspots an renommierten Universitäten und Innovationszentren wird Denkarbeit rund um die Uhr verrichtet. Starmind ist eine geschlossene Community – die Mitgliedschaft gibt’s nur auf Einladung und für eingeschriebenen Studenten. Aktuell zählt Starmind 8000 Mitglieder.

Füge Cronos, den humanoiden Roboter, als Deinen Freund hinzu: 
Zum Starmind-Profil von Cronos.

Starmind.com
Weitere Informationen: Starmind im Blick

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