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28. Juli 2012, 00:00 Kultur

Dr Zuchthüsler – einmal schuldig, immer schuldig

Christina Uebelhart - Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Noch schlimmer trifft es René Tanner, der Zuchthüsler. Der einst als Brandstifter beschuldigte Tanner soll nun auch für Mord und Vergewaltigung schuld sein. Das Freilichttheater Moosegg zeigt mit dem Stück "dr Zuchthüsler" wie ungerecht Vorurteile sein können.

Einmal Verbrecher - immer Verbrecher
Zurückgezogen, ausserhalb des Dorfes, in einer bescheidenen Hütte lebt er, René Tanner, der Zuchthäusler.Seine pure Anwesenheit entfacht im Dorf Polemik. Ginge es nach den Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner, wäre er gar nie aus dem Zuchthaus entlassen worden. Würde seine Hütte zufällig abbrennen, wie weiland der Sägereibetrieb der Familie Tanner, wäre man diesen Kerl vielleicht los. Immerhin sass er wegen Mordversuch und wahrscheinlich hat er selber damals die Sägerei angezündet.


Andere sind mit urteilen etwas vorsichtiger, nehmen ihn gar in Schutz. Immerhin habe er seine Strafe ja abgesessen und tue jetzt niemandem etwas zu leide. Es gibt sogar welche, die ihm ganz offensichtlich eine gewisse Sympathie (oder ist gar etwas mehr?) entgegenbringen.

Und ein von allen bloss Meiti genanntes Mädchen fühlt sich sehr zu Tanner hingezogen, verbringt am liebsten ihre ganze Freizeit in dessen Nähe. Obwohl die Eltern und die Schulbehörde mit dem Internat drohen, falls diese Besuche beim Zuchthäusler nicht aufhören. Und auch der behinderte Tobi fühlt sich offensichtlich wohl in Tanners Nähe.
Als dann aber plötzlich ein anderes Mädchen aus dem Dorf vermisst wird, ein Verbrechen nicht mehr auszuschliessen ist, steht natürlich der Ex-Zuchthäusler sehr rasch im Mittelpunkt der Verdächtigungen. Selbst in vorher besonnenen Leuten wachsen Zweifel.



Bis plötzlich alles ganz anders ist und sich plötzlich kein Mensch mehr erinnert, den Tanner je einmal verdächtigt zu haben, ihm ein Verbrechen überhaupt je zugetraut zu habe.

Auch in der 16. Auflage dreht sich bei der tragischen Komödie, die davon ausgeht, dass ein Schuldiger immer ein Verbrecher bleibt, dreht sich alles um Geld, Gier, Neid, Missgunst, Dorfgetratsche und nicht zuletzt vor allem um Vorurteile.

16 Jahre Freilichttheater Moosegg - ein Riesenerfolg ohne Ende
Was einst im Jahr 1997 im Gotthelfjahr mit dem Gotthelf-Stück "Brönz" begonnen hat, hat sich mittlerweile nach 16 Jahren zum grössten, regelmässig stattfindenden Kulturanlass des oberen Emmentals etabliert. Das vom Kulturschaffenden Peter Leu gegründeten Freilichttheater begeistert jährlich zwischen 8'700 und 13'000 Zuschauerinnen und Zuschauer aus der gesamten Deutschschweiz. Wer "dr Zuchthüsler" noch nicht gesehen hat und sich gerne davon überzeugen lassen will, wie wenig es braucht um ins Verhör eines Verbrechers zu gehören, hat die bis am 18. August 2012 gelegenheit diese gelungene Aufführung anzusehen.


Freilichttheater Moosegg mit viel Vorfreude auf „ds Schwingfescht“ im Sommer 2013
Was wäre ein Sommer ohne das Freilichttheater Moosegg? – Das wäre wie ein Meer ohne Fische. Auf "dr Zuchthüsler" folgt im Sommer 2013 "ds Schwingfescht". Mit dem eidgenössischen Schwing- und Älplerfest im Sommer 2013 in Burgdorf ist auch gleich das nächste Theaterstück bestimmt. Ob Sägemehl, Ehrendamen oder Siegermuni - da wird gefilzt und gestritten, geschmiert und integriert. Dabei machen die wackeren Männern die Rechnung jedoch ohne die Frauen. Diese wollen sich nämlich nicht damit begnügen, geschmückt und trachtig den Sieger einzurahmen und zu küssen oder hinter dem Buffet der Festwirtschaft zu stehen....Ob's trotz Pannen, Pech und Pleiten schliesslich doch ein Schwingerfest gibt? Die Antwort gibt es beim nächstjährigen Freilichttheater auf der Mossegg.



Informationen zum Freilichttheater Moosegg

http://www.leu-enterprises.ch/das-kernteam/peter-leu/

Bericht: Christina Uebelhart
Fotos: Matthias Uebelhart
Kamera: Elisabeth Uebelhart
Schnitt: Matthias Uebelhart
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