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18. Dezember 2012, 17:30 CD / Vinyl Konzert Music

Paul Kalkbrenner ist definitiv kein Morgenmuffel

Fabian Keller - «Guten Tag» heisst nicht nur Kalkbrenners neuer Longplayer, sondern wohl auch das Konzept dahinter. Gradliniger und grooviger, ist die neue Scheibe eher etwas für die frühen Morgenstunden und Afterhours als für den heimischen CD-Player. Überzeugend anders ist die Scheibe aber trotzdem.

Nach dem ganzen Hype um «Berlin Calling» hat es den Wahlberliner wieder etwas weg vom Mainstream getrieben. Nicht nur, weil «Guten Tag» die zweite Scheibe auf seinem eigenen Label «Paul Kalkbrenner Musik» ist, sondern weil seine filmische Omnipräsenz zugunsten guter Musik etwas in den Hintergrund gerückt ist. Die neue Scheibe kommt deshalb auch viel düsterer daher, wenn auch hier nicht auf melodische Akzente verzichtet wird. Dies ist auch keinesfalls als negative Kritik gemeint, sondern zeigt vielmehr wo Paul seinen zukünftigen Fokus setzt – auf die Clubs.

«Schnurbi» führt die 17 Tracks umfassende CD an und lässt bereits verlauten, dass in der Titelgebung wenig mit Kreativität gespart wurde. Der Track ist passend zu einem Opener sehr sphärisch und leitet in das bereits sehr originell und perkussive «Der Stabsvörnern» über. Ganz uncharakteristisch für ein solches Clubtool finden sich immer wieder Interludes, wie beispielsweise «Kernspalte», welches den Hörer auf ein sehr reudziertes Synthie-Instrumentarium fokussieren lässt, bevor es dann in «Spitz-Auge» um so härter weitergeht.

Der erste sehr groovige Ohrwurm und Anspieltipp ist gleichzeitig Kalkbrenners erste Single-Auskopplung und hört auf den Namen «Das Gezabel». Groovige Klänge und harte Bässe im Low-Frequency-Bereich werden begleitet von sanfteren Synthiearrangements, was den Song zu einem ersten Highlight des Longplayers macht. Fast schon konzeptionell erwartet, unterbricht «Vörnern-Anwärter» mit einer fast schon an Dominik Eulberg erinnernden tierähnlichen Kulisse die harten Bässe, gerade so, dass der Hörer bei «Hinrich zur See» keine Probleme hat mit langsameren Bässen und weniger Klangkomplexität in einen guten Rythmus zu kommen.

Mir persönlich gefällt «Der Buhold» am besten. Der Track hat definitiv Groove und erinnert Kinder der 90er sehr an das damals angesagte «I Need Your Love» von Microwave Prince. Genauso gut gefällt mir das leider viel zu kurz Interlude «Fochleise-Kassette», welches Piano-Klänge in abstrakter Form sehr organisch verbindet. Wer danach so richtig entspannt ist, sollte sich nochmal fest anschnallen: «Trümmerung» könnte genauso aus der Feder von DJ Rush stammen und ist von der wesentlich härteren Sorte. Man könnte fast meinen Kalkbrenner will die Szene nicht nur vom Mainstream befreien, sondern auch wieder auf die «gute alte Technomusik» der Neunziger zurückführen.

Der Longplayer geht genauso zu Ende wie er angefangen hat: mit noch einigen Abwechslungen zwischen sphärischen Interludes und sehr Dancefloor orientierten härteren Tracks. Ich selber finde die Scheibe ganz in Ordnung, kann aber mit den härteren Tracks bis auf einige Ausnahmen nicht so viel anfangen. Mir hat der Stil von «Icke Wieder» aufgrund der Vielseitigkeit wesentlich besser gepasst. Man soll jedoch Künstler in ihrer Kreativität nie aufhalten und so bin ich gespannt, wie die Technojünger die Scheibe aufnehmen und wie sich Kalkbrenner (live) weiterentwickelt.

Am 28.02.2013 ist Kalkbrenner zu Gast im Hallenstation. Tickets gibts leider nur noch über inoffizielle Stellen, da der Vorverkauf restlos ausverkauft ist.

Aktuelle CD: Paul Kalkbrenner – Guten Tag
Voverkauf Konzert Zürich: Ticketcorner
Offizielle Website: PaulKalkbrenner.net

Bild-/Videoquellen: Offizelle Pressebilder/PaulKalkbrenner Official

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