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28. September 2014, 00:01 Movie Zurich Film Festival

Stray Dog @ Zurich Film Festival

Murièle Weber - Das grösste Vergnügen beim Besuch eines Filmfestivals ist das Entdecken einer kleinen Perle. "Stray Dog" ist so eine. Die Regisseurin von "Winter's Bone" wirft einen Blick auf den Mittleren Westen der USA.

Wer meint, er kenne die USA und dabei an New York, Los Angeles, Chicago oder vielleicht noch Texas denkt, der wird in diesem Film einen Kulturschock erleiden. Wie schon in Winter's Bone wirft Regisseurin Debra Granik ihren Blick auf den Mittleren Westen, genauer gesagt Missouri.

Wolkenkratzer sucht man hier genauso vergebens wie geteerte Strassen. Irgendwo im Nirgendwo stehen ein paar fast schon auseinander brechende Wohnwagen beieinander. Das ist das Reich von Ronnie, dem Vietnamveteranen. Nach langem Kampf hat er sich hier seine eigene kleine Welt aufgebaut und aus den Menschen da eine kleine Familie geformt.

Das Erstreckende an dieser Gegend und dem Lebensstil dieser Menschen ist nicht mal in erster Linie das Fehlen klarer Strukturen eines industrialisierten Landes, sondern vor allem die sich überall zeigende absolut erstreckende Armut. Hier haben die Menschen zwei Berufe, der eine von 6 Uhr früh bis um 13 Uhr und der zweite von 14 Uhr bis um 20 Uhr. Und selbst dann haben sie noch nicht genug Geld, um sich Essen zu kaufen. Für den Zahnarzt reicht es da erst recht nicht, also zieht man sich die verfaulten Zähne gleich selber.

Da Ronnie ein Vietnamveteran ist und sich sehr aktiv für Kriegsveteranen einsetzt, bekommt man als Zuschauer auch einen Einblick in die Art und Weise, wie die USA mit ihren zurückgekehrten Soldaten umgehen. Ronnie fasst es so zusammen: "Reiche alte Männer starten den Krieg, um noch reicher zu werden, und arme junge Männer kämpfen dann diese Kriege aus."

Bei aller Armut und aller Verzweiflung die hier aus allen Ecken dringt, zeigt der Film vor allem eine starke Persönlichkeit und Menschen, die tiefe Beziehungen führen. Keiner ist alleine, alle haben sie eine Frau und eine Familie aus engen Freunden. Was ihnen an Materiellem fehlt, kompensieren sie durch Hilfsbereitschaft und Güte.

Wer an mehr interessiert ist, als dem einseitigen Bild der USA, welches uns gerne serviert wird, sollte sich diesen Film auf keinen Fall entgehen lassen.

Weitere Vorführungen:

  • Mo. 29. Sept. 15:30, corso 4 (in Anwesenheit der Produzenten)
  • Sa. 4. Okt. 14:45, Arena 8


Stray Dog läuft im Internationalen Dokumentarfilm-Wettbewerb

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