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21. Oktober 2008, 09:39 Movie

DVD der Woche: Dornröschen

Christina Ruloff - „Now, father, you're living in the past. This is the 14th century!“ – Ein einziges Kunstwerk bestehend aus unendlich vielen wunderschönen Bildern: Zum 50 jährigen Geburtstag bringt Disney den allerschönsten Film vollständig restauriert, in voller CinemaScope-Auflösung ...

„Now, father, you're living in the past. This is the 14th century!“ – Ein einziges Kunstwerk bestehend aus unendlich vielen wunderschönen Bildern: Zum 50 jährigen Geburtstag bringt Disney den allerschönsten Film vollständig restauriert, in voller CinemaScope-Auflösung und mit vielen tollen Specials heraus: Ehrfürchtiges Staunen ist angebracht!

Auch wenn Pixar klasse Dinge zustande bringt, ironisiert und amüsiert – das Gefühl in einem riesigen stilisierten Kunstwerk drinzustecken stellt sich nur bei einem Disney-Film ein, bei Dornröschen. Der wahrscheinlich allerschönste Disney-Film aus dem Jahre 1959 verkörpert den Höhepunkt des alten Zeichentrickfilmschaffens, wohl aber leider auch das Ende: Nie wurde vorher oder nachher so viel Zeit (fast zehn Jahre) in einen einzigen Film investiert, nie wurde so viel Liebe und Leidenschaft in Details und vor allem Hintergründe aufgewendet und nie waren die Helden und Schurken liebevoller und eindrücklicher.

"Sweet princess... if through this wicked witch's trick, a spindle should your finger prick... a ray of hope there still may be in this, the gift I give to thee. Not in death, but just in sleep, this fateful prophecy you'll keep. And from this slumber you shall wake, when true love's kiss, the spell shall break."

Während Dornröschen und ihr Prinz Philipp in erster Linie schön, aber blass sind, reissen die drei Feen Flora Fauna und Merryweather einen immer wieder in Verzückung; wiewohl ihre Magie nur Gutes tun kann und sie alle Hände voll zu tun haben, Dornröschen zu schützen, finden sie doch noch Zeit, die böse Hexe Maleficent zu bedauern: „Sometimes I don't think she's really very happy!“ Ihnen bei beim Schneidern, Kuchenbacken und Abwaschen zuzusehen, gibt allen vom profanen Alltag Überforderten die Bestätigung, dass sich der Haushalt eben doch nicht von selbst macht – es sei denn man hat praktischerweise Zauberstäbe, die dafür sorgen, dass der Mob von selbst schrubbt und Mehl und Eier im Kochbuch das Rezept für einen Kuchen nachlesen! Maleficent ist wunderbar zynisch, gerade wenn sie Prinz Philipp im Kerker besucht und ihn tröstet, dass 100 Jahre auf die grosse Liebe zu warten, für ein „steadfast heart“ doch nur wie ein Tag scheinen muss. Zugleich ist sie aber wie alle grossen Filmschurken schön menschlich, hat sie die Affaire um das verschwundene Dornröschen doch so mitgenommen, dass sie 16 Jahre lang abends kaum einschlafen konnte!

"For true love conquers all!"

Die Charaktere sind zwar herrlich, doch der Triumph vom Dornröschen sind die Bilder: Sie sind – wie man im Making Of bestätigt kriegt – von spätmittelalterlichen Tapisserien, vor allem von den „The Unicorn Tapestries" aus The Cloisters in New York beeinflusst. So haben das berühmte Märchenschloss, das inzwischen zum Markenzeichen für das ganze Disneykonglomerat avanciert ist, aber auch die Teppiche, Kostüme und Maleficents Burg einen gotischen Look, den es nur bei Disney so superstilisiert gibt. Ohne Art Director Eyvind Earle und die Künstlerin Mary Costa, die zusammen diese prächtigen Hintergründe geschaffen haben, wäre der Film nur halb so bezaubernd: Egal, wo man den Film anhält, egal welches Standbild man betrachtet – hier ist ganz grosse Kunst zu bewundern, Kunst, die es heute leider wohl mit aller Animation nicht mehr gibt und Kunst, die zugleich bewusst oder unbewusst alle Fantasyfilme bis zu Herr der Ringe tief geprägt hat. Dornröschen ist ein einziger Filmtraum!

Dornröschen ist neu in der 2-Disc Platinum Edition zum 50. Jubiläum erschienen!

Alle Bilder © Disney

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