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16. November 2008, 22:37 Kultur

TV-Massaker @ Theater der Künste

Robert Salzer - “Gott liebt mich, sonst hätte ich keine Fernbedienung“ – Masterstudierende zeigen das TV-Massaker – unterhaltsam, aber manchmal etwas langatmig.Der durchschnittliche Mensch schaut 4½ Stunden TV jeden Tag (Quelle: Internet). Eine unglaublich hohe Zahl, die bedenklich sti...

“Gott liebt mich, sonst hätte ich keine Fernbedienung“ – Masterstudierende zeigen das TV-Massaker – unterhaltsam, aber manchmal etwas langatmig.

Der durchschnittliche Mensch schaut 4½ Stunden TV jeden Tag (Quelle: Internet). Eine unglaublich hohe Zahl, die bedenklich stimmen muss. Die Stückesammlung von Franz Xaver Kroetz behandelt diesen Wahnsinn. Als Kulisse für das Stück dienen mehrere Fernseher, die am Boden stehen und wahllos Programme zeigen. Auf dem einen läuft Richterin Barbara Salesch, auf einem anderen Star Trek, auf dem nächsten der Samstagsjass. Das Stück beginnt und die drei Schauspieler treten knapp bekleidet auf. Als erstes wird ein TV-Quiz gestartet, bei dem es Persönlichkeiten aus der Fernsehwelt zu erraten gilt. Erstaunlich ist, wie bekannt und geläufig einem diese vielen Namen vorkommen – man schaut wohl wirklich zu viel in die Röhre.

Mittelpunkt des Stückes bilden drei Monologe, die passend auf Rollstühlen, mit Fernbedienung in der Hand oder gleich dem Fernseher auf dem Schoss abgehalten werden. Da spricht eine Oma, die unbedingt ins Programm will und dafür bereit ist, sich die Silikonbrüste aufzuschneiden. „Mit mir würdest du Quote machen“, sagt sie zu Oliver Geissen. Es folgt eine hervorragende Zwischenszene, in welcher verschiedene Themen von Talkshows aufgezählt werden. Vom Vaterschaftstest bis hin zur Fettleibigkeit fehlt kein Schlagwort der Sendungen zur Mittagszeit. Dann folgen zwei weitere Monologe. Ein Kind erzählt von seinem fernsehschauenden Vater, der ihn zum Bier holen in den düsteren Keller schickt; schliesslich erzählt eine zweite Oma davon, wie sie ihren Selbstmord im Fernsehen plant. „Ich bin endlich mal passiert und habe nicht nur zugeschaut.“

Es ist manchmal etwas anstrengend den Monologen zu folgen und die Geschichten, die dahinter stehen nachzuvollziehen. Etwas mehr Interaktion hätte das Stück entscheidend aufgefrischt. Am Ende bleibt den Protagonisten zusammenzupacken und die Fernseher abzustellen. Ein unterhaltsamer Abend geht zu Ende, der einem zu denken gibt über die TV-Gesellschaft der heutigen Zeit.

Ich muss jetzt fertig machen mit der Kritik. In wenigen Minuten fängt „SonnTalk“ auf TeleZueri an. Das darf ich nicht verpassen!

  • „TV-Massaker“ nach einer Stückesammlung von Franz Xaver Kroetz
  • Regie: Bernhard Meindl
  • Ort: Theater der Künste: Zeughaus 3 im Zeughaushof, Eingang Militärstrasse 49
  • Premiere: 14.November
  • weitere Vorstellungen: 17./18./21./25./26./28. November
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