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24. März 2008, 20:55 CD / Vinyl Music Movie

DVD der Woche: Hallam Foe

Christina Ruloff - Vom bizarren Spanner und liebenswerten Spinner – David Mackenzies Hallam Foe überzeugt mit starken Performances und einer aberwitzigen, ganz und gar unorthodoxen Story : Ein britischer Indiefilm eben!Er weiss, was seine Kolleg(inn)en im Wald treiben und was die Nachbarn nachts...

Vom bizarren Spanner und liebenswerten Spinner – David Mackenzies Hallam Foe überzeugt mit starken Performances und einer aberwitzigen, ganz und gar unorthodoxen Story : Ein britischer Indiefilm eben!

Er weiss, was seine Kolleg(inn)en im Wald treiben und was die Nachbarn nachts tun. Er weiss sogar was sein Vater (Ciaran Hinds) mit seiner Stiefmutter treibt ; er weiss nicht genau, wie seine Mutter im Loch des schottischen Anwesens ertunken ist. Aber Hallam Foe (Jamie Bell) hat eine ziemlich genau Idee : Seine Stiefmutter, eine erotische und durchtriebene Erbschleicherin, hat die Mutter umgebracht, vergiftet… um an das nicht unbeträchtliche väterliche Vermögen zu kommen! Woher Hallam das alles so genau weiss? Hallam Foe ist ein notorischer Spanner, der L.B. Jeffries aus Hitchcocks „Rear Window“ direkt keusch und prüde aussehen lässt. Mit Feldstecher und Dachsfell spioniert er seine Umwelt aus, vermutet überall geheime Geheimnisse und üble Intrigen und schreckt auch vor den absurdesten und dreistesten Anschuldigungen gegen Stiefmutter und Vater nicht zurück. Ein Problemkind eben, vom Tod der Mutter tief verunsichert und verwirrt. Und um dieses Problem loszuwerden, beschliesst die Stiefmutter kurzerhand mit Hallam zu schlafen. Dieser flieht verstört nach Edinburgh und verguckt sich in Kate, die seiner Mutter aus dem Gesicht geschnitten ist. In Kürze weiss Hallam nicht nur, wo Kate arbeitet, sondern auch wo sie wohnt...

Wahre Liebe? Hallam (Jamie Bell) und Kate (Sophia Myles) haben Spass... vorerst!

Der Held – ein „etwas“ gestörter Spanner mit einem ziemlichen Problem; seine Familie – eine nicht minder seltsame Truppe (mit einem Vater, der rührendes Verständnis für die innerfamiliären Affären seines Sohnes aufbringt); sein Liebesobjekt – eine zickige Frau die seiner Mutter aufs Haar gleicht. Sei’s drum – Hallam Foe (der von dem tollen Jamie Bell gespielt wird – es gibt ein Leben nach Billy Elliot) ist dermassen ernsthaft verrückt und zugleich charmant, dass er einem im Nu ans Herz wächst und man mit ihm durch all seine (amourösen) Abenteuer durchfiebert. Das liegt an den coolen Einfällen, die der Regisseur David Mackenzie visuell überzeugend in Szene gesetzt und packend episodisch geschnitten hat, so dass man richtig Lust auf Edinburgh kriegt.

Der Trumpf von Hallam Foe ist aber vor allem sein Mut zum Morbiden, Verrückten und Andersartigen und die letzte Konsequenz mit der die lebensnahen Charaktere gezeichnet sind; während amerikanische Filme aus dem schüchternen Psycho einen pathologischen Problemfall („Ödipuskomplex!“) machen und sein Verhalten zu Tode erklären würde, beschränkt sich dieser entspannte Indiefilm darauf, Hallams Geschichte zu erzählen. Und irgendwie sind wir ja alle ein bisschen wie Hallam Foe (gewesen... oder wenigstens in Gedanken!).

"Auch ich bin früher auf meine Französischlehrerin gestanden..." Hallams Vater (Ciaran Hinds) hat keine leichte Aufgabe, aber viel Verständnis.

* Originaltitel: Hallam Foe

* Land: UK

* Dauer: 95 Minuten

* Regie: David Mackenzie

* Darsteller: Jamie Bell, Sophia Myles, Claire Forlani, Ciaran Hinds

Hallam Foe ist neu auf DVD erschienen!

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